Die Rueckkehr der Templer - Roman
es ist eine gute Idee, wenn Ihr uns die Arbeit mit der Lade abnehmt und sie unversehrt an uns übergebt. Weder die Königin noch |681| ich wären in der momentanen Situation in der Lage, uns vom Hof zu entfernen, ohne Aufmerksamkeit zu erregen. Und je eher wir ohne Mitwisser in den Besitz der Lade gelangen, umso besser.«
Gero war mit diesem Kompromiss alles andere als glücklich, wie offenbar auch Montbard erkannte.
»Ihr braucht Euch nicht zu sorgen«, bekräftigte der zukünftige Großmeister nochmals. »Dem Jungen wird nichts geschehen. Ihr werdet ihn schon bald wohlbehalten an Eure Brust drücken können.«
»Wenn dem Jungen ein Leid geschieht«, raunte Gero, »werde ich Euch dafür zur Rechenschaft ziehen. Und dabei ist es mir ziemlich egal, ob Ihr inzwischen Großmeister seid. Wenn es sein muss, werde ich in einem solchen Fall persönlich dafür sorgen, dass die Geschichte des Ordens einen anderen Verlauf nimmt. Habe ich mich klar ausgedrückt, Beau Seigneur?«
Sich vorsichtig umschauend, trat Gero kurz darauf in die Halle, immer noch erstaunt darüber, wie willfährig Montbard bei seiner Drohung genickt hatte. Der alternde Templer hatte einzig darauf bestanden, dass er sich zügig aus Gaza entfernte. Niemand durfte ihn sehen, und schon gar nicht durfte man ihn mit Montbard oder der Königin in Zusammenhang bringen. Offiziell würde Montbard ihn und seine Kameraden für tot erklären lassen, auch wenn ihre Köpfe nicht über die Mauer katapultiert worden waren.
Hastig eilte Gero zum Ausgang. Ob Hannah enttäuscht war, weil er sein Versprechen, Matthäus zurückzubringen, nicht hatte halten können? Natürlich hatte Montbard es am Ende nicht auf den Kelch, sondern auf die Lade abgesehen. Angeblich hatten die Templer unterhalb des Berges Moriah jahrelang danach gesucht und nichts gefunden.
Blieb für Gero zu hoffen, dass sie die Lade tatsächlich fanden und sie transportabel genug war, um sie gegen Hertzberg und den Jungen austauschen zu können.
Es dämmerte bereits, als Gero den Innenhof überquerte, um sich dem Maulesel zuzuwenden, den er dem Alten draußen vor der Brücke zurückbringen musste. Unversehens stieß er mit einem Schatten zusammen, der wie aus dem Nichts aufgetaucht war.
»Bei der Heiligen Mutter«, entfuhr es dem anderen mit rauer Stimme, als er Geros Profil im Schein der Feuerkörbe erkannte. Berengar von Beirut, der Komtur von Jerusalem! Herr im Himmel, wie |682| konnte man so viel Pech haben? Gero war bemüht, kein Aufsehen zu erregen, und versuchte rasch weiterzukommen, doch der andere bekam ihn am Ärmel zu fassen.
Gero riss sich los und schwang sich auf das Maultier, das sich jedoch nicht von der Stelle bewegte.
»Alarm!«, brüllte sein Verfolger. »Breydenbach«, zischte er und zog sein Schwert. »Wie kann es sein, dass du dieser Hölle entkommen bist?«
Gero hatte sein Schwert ebenfalls gezogen, jedoch nicht um Berengar zu parieren, sondern um dem Maultier mit der flachen Seite auf den Hals zu schlagen. Gero schickte ein Stoßgebet zum Himmel, dass es half, und tatsächlich, das Tier machte einen gewaltigen Satz, und Berengars Klinge verfehlte Geros Bein um Haaresbreite.
Das Maultier besann sich auf seinen Fluchtinstinkt und galoppierte mit Gero hinunter auf die Brücke. Dabei schien die gute Fatima völlig vergessen zu haben, dass sie einen Reiter trug. Gero spürte bereits die ersten Verfolger hinter sich – Hunde, die bei der Bewachung der Burg eingesetzt wurden und sich nun an die Flanken von Fatima hefteten. Kurz hinter der Brücke brachte Gero das Tier mit grober Gewalt zum Stehen und sprang ab. Seinem verblüfften Besitzer drückte er die Zügel in die Hand, dann verschwand er in der Menschenmenge.
Zielstrebig wandte sich Gero an den Wechselstall und löste seinen Araber aus. Als er das Lager in Richtung Süden verließ, musste er sich beherrschen, den Hengst nur langsam antraben zu lassen, um sich nicht den Anschein eines Flüchtenden zu geben.
»Was ist nach uns geschehen?«, fragte Tanner, der sich inzwischen wie Johan seiner Templerchlamys entledigt hatte und zur Tarnung die Sarazenenkleider trug, die Anselm ihnen noch vor dem Angriff auf die Festung beschafft hatte. Sein interessierter Blick fiel auf Ronas außergewöhnlich ebenmäßige Gesichtszüge, deren Künstlichkeit im flackernden Licht noch mehr zur Geltung kam. Sie starrte nachdenklich ins Feuer, das Khaled mit trocknen Sträuchern am Leben erhielt, damit sie im Innern der Höhle nicht völlig im
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