Die Rueckkehr der Templer - Roman
Arnaud, der neben Khaled ritt.
»Was hast du erwartet?«, entgegnete Khaled und grinste ironisch. »Die zerklüftete Landschaft des Sinai gehörte nun mal zum ägyptischen Kalifat. Es wäre ungewöhnlich, an jeder Ecke auf Christen zu treffen. Und es würde unsere Mission nicht eben leichter machen. Ich |691| traue keinem über den Weg, ganz gleich, ob Christ oder Muslim. Es sei denn, es handelt sich um mein eigenes Volk.«
Arnaud warf ihm einen spöttischen Blick zu. Doch von den Templern reagierte niemand auf diesen unterschwelligen Angriff. Der Assassine nannte die Dinge gerne beim Namen, und es wäre töricht gewesen, sich ausgerechnet in dieser Situation mit ihm zu streiten. Denn das größte Problem waren nicht die Fatimiden – das größte Problem war der Durst. Die wenigen Wasserlöcher, die Khaled als Sohn der Wüste für sie ausmachen konnte, reichten kaum aus, um die dreizehn Menschen und zehn Tiere ausreichend zu versorgen. Und die großen Oasen waren zu gefährlich, weil dort entweder fatimidische Späher lauerten oder Wegelagerer, die es in der Umgebung der Wasserlöcher auf unvorsichtige Kaufleute abgesehen hatten. Erst am Tag zuvor hatten sie potentielle Angreifer mit Pfeil und Bogen in die Flucht geschlagen.
Ein Pferd war bereits verdurstet. Gegen den massiven Protest der Frauen hatte sein Kadaver den Speiseplan aller bereichert, der ansonsten vornehmlich aus getrockneten Datteln und steinhartem Fladenbrot bestand. Khaled, Struan und Arnaud hatten sogar das Blut getrunken, solange es noch warm war. Nun mussten Hannah und Freya, Lyn und Rona zu zweit auf einem Pferd reiten, weil sie leichter waren als die Männer. Stephano hatte man auf einem der zwei Kamele festgezurrt, damit er in seinem Fieberwahn nicht hinunterfiel. Auf dem anderen Kamel thronte Khaled, der mithilfe des Kelches für die richtige Orientierung sorgte.
»Ich würde mir weniger Sorgen machen«, brummte er, »wenn ich sicher wüsste, dass unsere Verfolger auf Abstand bleiben oder es gar nicht auf uns abgesehen haben. Aber bis zum Sinai sind wir noch gut eine Tagesreise unterwegs, und bis dahin kann noch vieles geschehen.«
»Du hast recht«, seufzte Gero. Die Sonne war schon fast untergegangen, doch es war immer noch brütend heiß. Aufrecht saß er auf seinem Hengst und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Sein Blick fiel auf den Wasserschlauch, der an seinem Sattel befestigt war und ihn – knapp halbvoll – an ein gehäutetes, totes Tier erinnerte. Obwohl ihn der Durst plagte, entschloss er sich, nicht zu trinken. Als Templer war Gero es gewohnt, lange ohne Wasser auszukommen. In Zypern hatten endlos erscheinende Märsche durch die glühende Sonne zu ihrer Ausbildung gehört. Aber schließlich war er nicht allein unterwegs. Hannah |692| war von ihrem Pferd abgestiegen, das sie sich mit Freya teilte, und setzte sich erschöpft in den Schatten. Ihr Turban hatte sich gelöst, und sie fuhr mit den Fingern durch ihr langes, kastanienbraunes Haar.
»Wir rasten hier«, entschied Khaled, trotz seiner Sorge, von den Männern mit dem grünen Banner eingeholt zu werden. Der Felsvorsprung, an dem sie angelangt waren und der sie wie ein schützendes Dach von Angriffen schützte, war ideal, um ein paar Stunden Schlaf zu finden.
Gero war von seinem Hengst abgestiegen und beschwerte die Zügel des Tieres mit einem dicken Stein. Hannah beobachtete, wie er sich etwas Wasser in die hohle Hand goss und dem Tier mehrfach daraus zu trinken gab. Erst danach kam er zu ihr und reichte den Schlauch an sie weiter. Ihre Zunge fühlte sich geschwollen an, und sie hatte Kopfschmerzen, was sicher eine Folge des chronischen Wassermangels war. Sie war versucht, alles zu trinken, nahm aber nur einen Schluck, weil sie wusste, wie kostbar jeder einzelne Tropfen war. Dankend reichte sie Gero den Schlauch zurück, und anstatt selbst zu trinken, schnürte er ihn wieder zu. Dabei konnte es ihm kaum besser ergehen als ihr selbst. Sie fühlte sich vollkommen erledigt, und die Hoffnung auf Besserung schwand von Stunde zu Stunde. Ihre Reserven waren völlig verbraucht. Was konnte ein Mensch alles aushalten? Diese Frage begleitete sie, seit sie aus Askalon geflohen waren. Schwarze Punkte tanzten vor ihren Augen, und die Angst, das Kind zu verlieren, wurde größer, je länger sie unterwegs waren. Ein Blick in die Runde versicherte ihr, dass die anderen Männern und Frauen genauso litten.
Freya und Amelie hingen in den Sätteln und holten sich Trost bei Struan
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