Die Rueckkehr der Templer - Roman
verschiedenfarbigen Steinen ausgelegt war.
»Es sieht genauso aus wie das Labyrinth der Kathedrale von Chartres«, flüsterte Anselm andächtig.
Plötzlich schoss eine schlanke, blondgelockte Gestalt aus einem Schatten und warf sich Gero an den Hals, der erschrocken zusammenzuckte.
»Mein Herr!«, jubelte eine jugendliche Stimme.
|713| Gero packte den jungen Burschen und hielt ihn misstrauisch auf Abstand, doch dann klärte sich seine Miene, und er riss Matthäus mit Inbrunst an sein Herz.
»Mattes!«, krächzte er fassungslos. »Bist du es wirklich?«
Der Junge nickte. »Wir haben eine ganze Woche gebraucht, um hierherzukommen. Ich wäre beinahe verdurstet, und der Professor hat seit gestern einen Sonnenstich. Ich habe schon nicht mehr geglaubt, dass man uns wirklich zu euch bringen will.«
Gero schaute sich fragend um, weil er dem »uns« einen Namen geben wollte. Dabei schämte er sich nicht seiner Tränen.
Hannah war versucht, diese Idylle zu stören, weil sie glaubte, ihr Herz würde zerspringen, wenn sie Matthäus nicht augenblicklich in die Arme schließen durfte. Allem Anschein nach war der Junge gesund und munter, und das war das Wichtigste. Vergeblich versuchte sie, ihre Tränen zurückzuhalten, als Matthäus sie bemerkte und sich aus Geros Umarmung löste, um auf sie zuzustürmen. Es war, als ob sich in ihrem Innern eine Schleuse geöffnet hätte. Sie weinte hemmungslos, als der Junge in ihren Armen lag.
»Wie … wie kommst du hierher?«
Neben dem Mönch waren zwei weitere Männer aufgetaucht.
Mit ihren schlohweißen Haaren und den langen Gewändern nährten sie Hannahs Vorstellung von biblischen Heiligen, die zu dieser Gegend dazuzugehören schienen wie Dattelpalmen und Ziegen.
Einen davon kannte sie allzu gut, und obwohl er das passende Alter besaß und ihm nur noch der Druidenkelch fehlte, wäre ihr nicht in den Sinn gekommen, ihn als Heiligen zu bezeichnen.
»Professor Moshe Hertzberg«, flüsterte sie, als müsse sie seinen vollständigen Namen aussprechen, um sicherzugehen, dass er nicht bloß eine Erscheinung war.
»Professor!« Tanner wirkte wahrhaft erleichtert.
Gero war an Hannah und den Jungen herangetreten und hatte seine mächtigen Arme um die beiden gelegt. Trotz aller Freude richtete er seinen misstrauischen Blick auf den zweiten Mann, der den Haushabit und die weiße Kappe der Templer trug, jedoch ohne Kreuz.
»Godefroy Bisol«, rief Khaled aus. Auch er konnte sein Erstaunen nicht zurückhalten. »Engster Vertrauter André de Montbards, Mitglied |714| des Hohen Rates und Hüter all seiner Geheimnisse. Was für eine Überraschung!«
Bisol nickte bedächtig. »Habt Ihr den Kelch?«
»Ja, wir haben ihn«, bestätigte Gero seine Frage in strengem Ton. »Aber erklärt mir eins: Wenn ihr bereits wusstet, wohin der Kelch uns führen würde, warum dieses ganze Spektakel? Ihr hättet uns und anderen viel Leid ersparen können, wenn Ihr den Kelch dort belassen hättet, wo er war! Warum mussten all diese Menschen sterben, obwohl Euch dieser Ort längst bekannt war?«
»Weil Montbard das Geheimnis des Kelches allem Anschein nach allein für den Hohen Rat des Ordens sichern wollte«, kam Lyn einer Antwort Bisols zuvor. »Er wusste nicht nur von dessen Existenz. Er wusste auch, was das Schicksal für ihn bereithielt, und wahrscheinlich auch, welche Rolle wir darin spielen würden. Das war der Grund, warum er vor fünf Jahren bei unserer Ankunft nicht überrascht reagiert hat. Allein bleibt die Frage, woher er sein Wissen bezog?« Ihr Blick fiel auf Khaled. »Hast du dich nicht auch immer gefragt, warum der gute Bruder André nicht mit Furcht oder Panik reagiert hat, als wir ihm die Bilder des Servers zeigten? Ebenso wenig wie Bruder Godefroy?«
Ihr Blick fiel auf Godefroy Bisol, von dem sich alle eine Bestätigung dieser Annahme und weitere Erklärungen erhofften.
»Das ist fürwahr eine interessante Theorie«, fügte Gero ungeduldig hinzu. »Könnt Ihr sie bestätigen, Bruder Godefroy?«
Godefroy hüllte sich in Schweigen, womit er Geros Zorn schürte und ihn ermutigte, sogar zum Schwert zu greifen. »Sprecht gefälligst, oder muss ich erst Eure Zunge lösen?«
Rona richtete sich zu voller Größe auf und überkreuzte die Arme, als Bisol trotz der Bedrohung zu lange mit einer Antwort wartete.
»Vielleicht weiß er es aus der Zukunft? Oder sollte ich lieber sagen: aus der Vergangenheit? Möglicherweise ist es uns doch gelungen, oder wird uns noch gelingen, noch weiter in die
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