Die Rueckkehr der Templer - Roman
um die Gründe wusste.
»Findet es selbst heraus«, wiederholte Bisol mit kryptischer Gelassenheit, dabei hielt er fordernd die Hand auf.
Widerwillig überließ ihm Khaled den Kelch. Sie benötigten ihn ohnehin nicht mehr. Der Assassine senkte enttäuscht den Blick. Also keine Bundeslade, sondern nur ein Fels, dessen seltsame Einflussnahme er nicht verstand. Es war nicht das, was er erwartet hatte.
»Und was wird mit uns?« Arnaud machte einen Schritt auf Bisol zu. |717| »Sollen wir zum Dank für unsere Dummheit mit leeren Händen ins Nirgendwo gehen?«
»Nein«, antwortete der Mönch mit sanfter Stimme. »Nachdem Ihr Eure Bestimmung erfüllt habt, dürft Ihr mit vollen Händen nach Hause gehen. Falls dies immer noch Euer Wunsch ist.«
»Nach Hause? Wie meint Ihr das?« Gero schaute ihn ungläubig an.
»So, wie ich es sage. Wenn Ihr mir bitte folgen wollt?« Der Mönch lächelte wieder, wofür Gero ihn am liebsten erschlagen hätte.
Sein ratloser Blick traf auf die leicht verstörten Gesichter der übrigen Männer und Frauen. Während die Kameraden allesamt eine Hand an den Knauf ihrer Schwerter gelegt hatten, drängten sich die Frauen schutzsuchend zwischen sie. Sollten sie diesem undurchsichtigen Kerl tatsächlich vertrauen?
»Und was ist, wenn wir Euch nicht folgen wollen?« Geros entschlossener Blick ließ keinen Zweifel, dass er sich zu nichts zwingen lassen würde.
Der Alte schaute ihn nachdenklich an und sah dann in die Runde. »War es nicht so, dass Ihr ausnahmslos hierhergekommen seid, um einem anderen Übel zu entfliehen?«
»Woher könnt Ihr das wissen?« Gero betrachtete ihn misstrauisch.
»Hier gibt es keine Geheimnisse«, erwiderte sein Gegenüber. »Ihr könnt gerne gehen, wenn Ihr wollt. Aber Ihr wisst nicht wohin. Das ist es doch, oder?«
»Wenn Ihr es wisst, müsst Ihr nicht fragen«, antwortete Gero.
»Ich verspreche Euch«, versicherte der Alte. »Ihr werdet es nicht bereuen.«
Gero fragte mit stummem Blick seine Kameraden, und auch die Frauen und den Assassinen ließ er nicht aus.
»Wir sollten ihm eine Chance geben«, gab Johan zu bedenken. »Was er sagt, ist die Wahrheit. Zu Montbard können wir nicht, weil uns die Königin verfolgen lassen würde, wenn wir ihr den Kelch versagen. Und wer von uns hätte schon Lust dazu, sich zu dieser Zeit in irgendeinem christlichen Heer als Söldner zu verdingen? Am besten noch im Abendland, wo wir allesamt Ritter ohne Land wären. Oder denkt ihr ernsthaft, ich könnte bei meinem zwanzigjährigen Urgroßvater auftauchen und ihm sagen, dass ich sein Urenkel bin und die Grafschaft vorzeitig als mein Erbe beanspruche?«
|718| »Wohl kaum«, bestätigte Gero mit einem Seufzen. Die Miene des Mönchs blieb bemerkenswert neutral, als er ihm zunickte und ihm damit zu verstehen gab, dass sie seinem Vorschlag zustimmten.
Matthäus ging dicht an Gero gedrängt hinter dem Mönch her, der ihm freundlich zuzwinkerte.
»He, Moshe, was ist mit dir?«, fragte Gero, als er bemerkte, dass Hertzberg als Einziger bei Bisol zurückblieb. »Bist du nicht neugierig, was sich hinter dem Geheimnis verbirgt? Vielleicht kann es uns helfen, Kontakt zu Tom und seinen Leuten aufzunehmen, und dafür sorgen, dass auch du nach Hause zurückkehren kannst.«
»Nein.« Hertzberg schüttelte den Kopf. »Ich habe beschlossen, bei Bruder Godefroy zu bleiben und mit ihm zurück zu Montbard nach Jerusalem zu reisen. Ich durfte in den letzten Tagen Dinge sehen und hören, die ich in meinen kühnsten Träumen nicht für möglich gehalten hätte. Ich habe entschieden, eines Tages hier zu sterben, und bis dahin will ich nur noch echte Geschichte erleben. Allein hier finde ich Antworten auf all meine Fragen und muss mich nicht mehr mit Mutmaßungen zufriedengeben.«
Hannah zitterte am ganzen Körper, als sie immer tiefer hinunter in die Höhle gingen und es auch ohne Fackeln heller wurde.
»Fragt Euch auf dem Weg in den Felsen, was Euch wirklich am Herzen liegt«, empfahl der Mönch mit monotoner Stimme. »Dieser Ort ist in der Lage, Eure geheimsten Wünsche zu erfüllen. Deshalb solltet Ihr vorsichtig sein mit dem, was Ihr Euch vorstellt.«
»Was hat das zu bedeuten?«, fragte Hannah mit einem Blick auf Lyns Armband, das inzwischen regelrecht verrückt spielte.
»In diesem Felsmassiv existiert augenscheinlich eine gewaltige Schwingungsfrequenz«, erklärte Lyn sachlich. »Es würde mich nicht wundern, wenn diese Frequenz nicht nur eine kalte Fusion in Gang setzen kann, sondern
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