Die Rueckkehr der Templer - Roman
Vergangenheit zu reisen, ihn dort persönlich zu treffen und ihm unsere Erkenntnisse zu präsentieren?«
»Wenn es so wäre, wie du sagst«, spekulierte Gero, »muss Montbard gewusst haben, dass wir alle eine wichtige Rolle für seine weitere Karriere spielen.«
Die Erkenntnis, von André de Montbard eiskalt benutzt worden zu |715| sein, damit er allein an den Kelch gelangte und Tramelay aus dem Weg räumen konnte, um Großmeister zu werden, nahm ihm beinahe den Atem. »Dieser elende Hund!«, krächzte er. »Und er hat keinen Ton zu uns gesagt, um seine eigene Vorsehung nicht zu gefährden.«
Khaled verzog sein Gesicht zu einer ironischen Grimasse. »Das wird einer der Gründe sein, warum er nicht wollte, dass jemand anderes den Kelch findet und damit Zutritt zu dieser Höhle erlangt. Weder die Königin noch ihr Sohn und schon gar nicht Bernard von Tramelay, der mit seiner Habgier alles ins Gegenteil hätte verkehren können.«
Er hielt inne und schaute sich demonstrativ in der Höhle um, deren Gestein im Flackern des Feuers grüngelblich glitzerte. »Doch warum bilden wir eine Ausnahme? Oder sind wir am Ende hier, um die Zeche endgültig zu zahlen?« Khaled zog seinen Krummsäbel und versuchte, den Mönch in seine Gewalt zu bringen, um ihn stellvertretend für Bisol, der als Templer lieber sterben würde, zu einer Antwort zu zwingen.
Doch der Mönch hatte schneller seinen Platz gewechselt, als Khaled seiner habhaft werden konnte, und stand nun an einer völlig anderen Stelle, direkt hinter Lyn.
Khaled schlug das Herz bis zum Hals. Was wäre, wenn der unscheinbare Mann in der Lage war, Lyn kraft seiner übernatürlichen Fähigkeiten einfach zu töten?
»Fürchtet Euch nicht!«, wiederholte sich der Alte und lächelte dabei wie ein Engel. »Allein Euer Wille hat euch hierher geführt und wird Euch den rechten Weg weisen.«
»Der rechte Weg«, rief Arnaud verärgert aus. »Was ist denn der rechte Weg? Dass Montbard unser Leben aufs Spiel setzt, nur um seine Karriere im Orden zu befördern? Sagt mir nicht, dass wir achthundert Jahre hin und her gereist sind, um die Erfüllungsgehilfen von André de Montbard zu sein? Das wäre ja noch perfider als das, was die Amerikaner mit uns angestellt haben!« Er warf dem Einsiedler einen auffordernden Blick zu. »Und dann bleibt noch die spannende Frage, die uns bisher niemand beantwortet hat: Besitzt Ihr die Lade?« Arnauds aufgebrachter Blick glitt zwischen Godefroy Bisol und dem Mönch hin und her.
»Es gibt keine Lade«, klärte ihn der Mönch auf. »Sie wurde bereits im Jahr 586 v. Chr. beim Überfall auf den Tempelberg zerstört. Aber |716| die Tafeln, die sich darin befunden hatten, waren aus einem besonderen Stein geschlagen, dessen Wirkung schon damals nur Eingeweihten bekannt war.«
»Aus dem Gestein dieser Höhle?« Khaled kannte wie alle Anwesenden die Antwort, aber er wollte eine Bestätigung.
Der Mönch bejahte diese Frage nicht. Seine hellen Augen ruhten auf Arnaud, als ob er ihn beschwören wollte. »Der Stein besitzt eine ungeheure Macht, die mit nichts auf der Welt zu vergleichen ist. Er kann Berge versetzen und Meere teilen, Menschen über Wasser gehen lassen und Wasser zu Wein und Steine in Brote verwandeln. Er hilft euch, das möglich zu machen, woran ihr in euren kühnsten Träumen nicht zu glauben gewagt hättet.« Er machte eine Pause, bevor er hinzufügte: »Im Guten wie im Schlechten, wenn ihr versteht, was ich meine.«
»Ist das so?« Gero nahm nicht den Hüter des Geheimnisses, sondern Godefroy Bisol erbarmungslos in die Pflicht, dem er wohl am ehesten zutraute, die Aussage des Mönchs zu bestätigen.
»Dieser Ort ist nicht nur eine Quelle der Liebe«, bemerkte Bisol mit düsterem Blick. »Er kann sich unter dem falschen Einfluss in den Hort der Hölle verwandeln. Es kommt ganz darauf an, mit welchen Gedanken die Seele des einzelnen Besuchers behaftet ist.«
»Wollt Ihr damit sagen, dass der Mensch unter dem Gebrauch des Steins – in welcher Form auch immer – Einfluss auf die Geschehnisse in der Welt nehmen kann, die ihn umgibt?«
»Findet es selbst heraus«, antwortete Godefroy Bisol ungerührt. »Und nun möchte ich euch bitten, mir, wie verabredet, den Kelch zu übergeben.«
»Woher wusste Montbard, wer ich bin?« Diese Frage ließ Lyn keine Ruhe, und die plötzliche Erkenntnis, dass Bisol als Gründungsmitglied der Templer in den letzten fünfunddreißig Jahren jeden Schritt Montbards miterlebt hatte, ließ sie hoffen, dass er
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