Die Rueckkehr der Templer - Roman
Eine seltsame Stille umfing sie, die nur vom Rauschen des Wassers, dem Zwitschern einzelner Vögel und dem dumpfen Hufschlag der Pferde durchbrochen wurde. Niemand sagte ein Wort.
Nachdem sie ein natürliches Wasserreservoir mit einem kristallklaren Teich passiert hatten, kamen sie zu einem breiten Höhleneingang, an dem der vermeintliche Einsiedler, der wie ein Mönch gekleidet war, sie zur Überraschung aller mit einem breiten, gutmütigen Lächeln empfing.
»Tretet ein«, sagte er. »Ich habe bereits auf euch gewartet.«
»Wie kann das sein?«, ergriff Gero das Wort. »Wir haben doch selbst nur durch Zufall hierhergefunden.«
»In Gottes Reich gibt es keine Zufälle, mein Freund. Diese Lektion solltet ihr bereits gelernt haben.« In der Stimme des Mönchs schwang ein Hauch von Tadel, doch er lächelte gleich wieder. »Ihr wurdet mir |711| angekündigt«, klärte er die verblüffte Truppe auf. »Wenn ihr mir bitte folgen wollt.«
»Wir haben hier einen Schwerverletzten, der dringender Versorgung bedarf«, rief Anselm ihm zu.
Der Mönch reckte den Hals und begutachtete Stephanos erbarmungswürdigen Zustand. Rona kam hinzu, um die Vitalfunktionen des jungen Templers noch einmal zu überprüfen. »Er wird sterben«, sagte sie mit bleierner Stimme. »Er ist bereits so gut wie tot.«
Der Alte ließ sich nicht beirren. »Schnallt ihn ab und legt ihn auf den Boden.«
Tanner und Anselm taten, was er ihnen gesagt hatte, und legten den Templer direkt vor die Füße des Mönchs.
»Wer glaubt, dass allein Gottes Güte ihn heilen kann?«, fragte der Alte mit einem listigen Lächeln in die Runde.
»Ich«, sagte Anselm mit fester Stimme, wobei ihm anzusehen war, wie er mit den Tränen kämpfte.
»Warum glaubst du daran?«, fragte der Mönch.
»Weil …« Anselm lag augenscheinlich etwas anderes auf der Zunge, doch dann brach es regelrecht aus ihm heraus. »Weil ich ihn liebe!«
»Und wer glaubt noch daran?« Aufmerksam schaute der Mönch in die Runde, während Hannah beinahe das Herz stehenblieb, so sehr trauerte sie um den sterbenden Mann, der bleich und mit geschlossenen Augen am Boden lag.
»Ich glaube«, sagte Gero im Brustton der Überzeugung.
»Ich glaube«, folgte ihm Johan.
»Ich glaube«, sagte Arnaud.
»Ich glaube«, brummte Struan, ohne eine Miene zu verziehen.
»Was soll der Blödsinn?«, blaffte Tanner den Alten verärgert an.
»Anstatt ihm zu helfen, zelebrieren wir lieber das Glaubensbekenntnis?«
Der Alte sagte nichts, er lächelte nur, dann bückte er sich hinunter zum Teich und schöpfte mit der hohlen Hand etwas von dem klaren Wasser.
Ganz langsam ließ er es Stephano über das Gesicht rinnen.
Hannah bekam eine Gänsehaut, als sie sah, wie Stephanos eben noch bleiche Haut an Farbe gewann. Es dauerte nicht lange, und er schlug die Augen auf.
|712| »Wo sind wir?«, krächzte er heiser.
»Das wüsste ich auch gerne«, flüsterte Rona und warf ihrer Schwester einen verwunderten Blick zu.
Anselm weinte vor Freude, als er Stephano auf die Beine helfen durfte. Wackelig, aber immerhin am Leben stand er da und betrachtete fassungslos wie alle anderen die vollkommen geschlossene Wunde an seinem Bein.
»Kommt«, sagte der Alte, »ihr werdet erwartet.«
»Von wem?«, fragte Hannah leise an Gero gerichtet, doch er schien ihren Einwand überhört zu haben.
Ihr seltsamer Gastgeber bat sie im nächsten Moment, ihm weiter in die Höhle hinein und dann einen breiten Weg abwärts zu folgen, der alle drei Meter mit Fackeln beleuchtet war.
»Was ist mit unseren Tieren?«, fragte Gero, der nichts sah, wo man sie hätte anbinden können.
»Macht euch keine Gedanken«, versicherte der Mönch. »Ihr könnt eure Tiere frei umherlaufen lassen. Wir werden uns gut um sie kümmern.«
Hannah spürte, wie ihr das Adrenalin durch die Adern rauschte, als sie gemeinsam in dieses unterirdische Reich eintauchten und sie Rona und Lyn dabei beobachtete, wie sie sich gegenseitig auf die Anzeigen ihrer Armbänder aufmerksam machten. Ob es ein gutes Zeichen war, dass sie keinen Widerspruch einlegten und dem Mönch anstandslos folgten?
Der Mönch führte sie zu einem beleuchteten Platz, an dem die Höhlendecke wie die Kuppel eines Doms in die Höhe reichte. Von hier aus verzweigten sich die Wege in mehrere Gänge, die keinen Zweifel darüber aufkommen ließen, dass sie in einem Labyrinth gelandet waren, dessen Ausmaß sich in einem Bildnis zeigte, das am Boden unterhalb der Kuppel in einem Mosaik aus glänzenden,
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