Die Rueckkehr der Templer - Roman
entschuldigend mit den Schultern. »Vielleicht gefällt es dir nicht, wie wir leben. Notfalls müssen wir nach einer anderen Lösung suchen.« Bei ihrem Anblick haderte Struan mit sich, ob man einer vornehmen Französin, die obendrein noch eine Weile in der Zukunft gelebt hatte, ein solches Chaos zumuten durfte. Auf der Burg seines Vaters war es immer kalt und zugig gewesen, das Essen war knapp, und die Sitten waren verroht.
Sein Vater hatte ihn stets einen Bastard genannt, und falls der Alte noch lebte, musste er aufpassen, dass er Amelie nicht an die Wäsche ging.
»Mein Vater Duncan ist ein Tyrann«, bekannte er ehrlich. »Und er hat mich gehasst. Er war der Meinung, dass ich meine Ehre nur durch den Dienst bei den Templern wiedererlangen könne.«
»Was hast du getan?«, fragte sie leise.
»Ich habe meine hilflose Mutter gegen diesen Schwachkopf verteidigt und ihn in einem Zweikampf beinahe in die Hölle geschickt.«
»Und wo ist deine Mutter jetzt?«
»Sie ist aus Angst vor ihm zu ihrer Familie geflohen und später am Fieber gestorben. Damals konnte sie nichts für mich tun, außer um |724| Gnade zu winseln, aber das hätte die Sache fast noch schlimmer gemacht.«
»Denkst du, er hat sich gebessert?« Amelie standen arge Zweifel ins Gesicht geschrieben, als sie sich nach einer Weile einer Brücke aus grauen Steinen näherten, die über einen gemächlich dahinfließenden Fluss führte. Rechts und links wurde der Brückenkopf von Weiden und Erlen gesäumt. Von weitem war das Burgtor zu sehen. Ein paar zottelige, braune Kühe hielten beim Wiederkäuen inne und gafften zu ihnen herüber, ansonsten schien sich niemand für ihre unerwartete Ankunft zu interessieren.
Als Struan jedoch unvermittelt sein Schwert zog und der Hengst vor Schreck einen Satz machte, stieß Amelie einen erstickten Schrei aus. Plötzlich wurde die Umgebung lebendig. Gut ein Dutzend zerlumpter Gestalten sprang halbnackt und mit bloßen Füßen hinter den Büschen hervor. Im Nu hatten sie Struan und Amelie umringt. Die meisten waren jung und kräftig und hatten nur ein abgetragenes, kariertes Tuch um die Hüften, das sie mit einem Ledergürtel auf Taille gebracht hatten. Den Schwertgürtel trugen sie jeweils überkreuzt um die muskulöse Brust geschlungen, und oberhalb der Schulter kam das T-Heft einer gewaltigen Waffe zum Vorschein.
Einer der Männer trat näher, ein junger Kerl mit schwarzen, glatten, schulterlangen Haaren und einem wilden Bart. Wenn man genau hinschaute, hätte er die jüngere Ausgabe von Struan sein können.
»Müsst ihr der Dame so einen Schreck einjagen«, wies ihn Struan unfreundlich zurecht. »Es könnte euch nicht schaden, wenn euch jemand ein wenig französisches Benehmen beibringt!«
Die ansonsten so rebellische Miene seines Gegenübers verwandelte sich in ein breites Grinsen, und aus dem schmutzigen Gesicht strahlten ein paar braune Augen und weiße, kräftige Zähne hervor. »Struan!« Der junge Mann rang nach Luft, dann lachte er glücklich.
»Malcolm, mein Bruder! Komm her und lass dich umarmen!«, rief Struan. Er strahlte nicht weniger, als er sein Schwert sinken ließ und den Jüngeren mit einem harten Schlag auf den Rücken umarmte. Auch die übrigen Angreifer gaben ihre feindliche Haltung auf, obwohl sie dem Frieden noch nicht so ganz zu trauen schienen.
Malcom verdrückte verlegen eine Träne, als sie sich anschließend voller Freude die Schultern klopften. Sein Blick fiel auf Amelie. »Sag |725| nur, du hast uns diese Schönheit aus Frankreich mitgebracht?«, fragte er neugierig.
»Darf ich vorstellen?«, erwiderte Struan voll Stolz. »Das ist Amelie Bratac, mein vor Gott angetrautes Eheweib.«
»Dein Weib«, staunte Malcolm. »Ich dachte, als Templer ist es dir nicht erlaubt zu heiraten?«
»Der Papst hat den Orden verboten, und ein wahrhaftiger Großmeister hat mir die Absolution erteilt, den Habit ablegen zu dürfen, also muss ich mich nicht mehr an die Regeln halten.« Struan lächelte zufrieden.
»Wenn das so ist, bist du spät dran«, erklärte Malcolm. Für einen Moment blieb sein Augenmerk auf Amelies grazile Gestalt gerichtet. »Im letzten Jahr haben uns geflohene Templer in der Schlacht von Bannockburn zur Seite gestanden. Da hätten wir dich gut gebrauchen können.«
Struan, der aus der Zukunft wusste, was damals geschehen war, ging nicht weiter darauf ein. Es gab Wichtigeres, was ihn interessierte.
»Sprich, was ist mit dem Alten?«, fragte er in Anspielung auf seinen
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