Die Rueckkehr der Templer - Roman
endlich zu melden.
Lyn schwieg betroffen. Als der Ausschlag sich dann doch unvermittelt zu einem dauerhaften Signal verdichtete, zuckte sie regelrecht zusammen. Aber es war nicht Lion am anderen Ende der Leitung, sondern Patrick McGee, Lions Vertreter im Hauptquartier.
»Wo seid ihr?«, dröhnte die Stimme in Lyns Kopf.
|138| »1148, Jerusalem«, hallte es mit Ronas Stimme zurück. »Was ist mit Lion? Geht es ihm gut?«
»Ganz gleich, wo ihr seid, ihr müsst euren Auftrag erfüllen«, schallte es blechern zurück. »Sonst haben wir keine Chance, ihn je lebend wiederzusehen!«
»Nicht bevor ich weiß, was mit Lion geschehen ist!« Ronas Stimme war unerbittlich.
»Die Agenten der Neuen Welt haben ihn erwischt und uns ein Ultimatum gestellt«, bekannte McGee mit krächzender Stimme, die im Rauschen der Verschlüsselung beinahe unterging.
»Geht es ihm gut, oder ist er schon tot?« Rona stand der Schrecken über diese Nachricht ins Gesicht geschrieben. Lyn wusste nicht, was besser sein sollte. Wenn Lion Gefangener der Neuen Welt sein würde, war sein Schicksal besiegelt. Deren Foltermethoden waren unvorstellbar grausam, und am Ende würde man ihn ohnehin eliminieren.
»Er lebt wohl noch«, erwiderte die Stimme zögernd in ihrem Kopf. »Man hat uns eine holographische Nachricht übermittelt …«
Es dauerte einen Moment, bis das hereinkommende Bild in den Köpfen der beiden Frauen Gestalt annahm. Auf dem Bild fehlte Lion der rechte Arm. Oberhalb des Ellbogens war er sauber abgetrennt und versiegelt worden: die präzise Arbeit eines herabgedrosselten Fusionslasers.
Lyn hielt den Atem an.
»Wenn wir nicht bis morgen früh um sechs unseren Standort verraten und uns alle ergeben haben, werden sie ihn Stück für Stück in seine Einzelteile zerlegen, bis er stirbt.«
»Das ist Wahnsinn.« Rona warf Lyn einen verzweifelten Blick zu. »Er würde nicht wollen, dass wir uns ergeben!«
»Die einzige Möglichkeit, ihm zu helfen«, stieß McGee keuchend hervor, »besteht darin, dass ihr wie verabredet den Lauf der Geschichte beeinflusst.«
»Heißt das, bisher ist noch nichts dergleichen geschehen?« Rona konnte kaum fassen, dass der Tod der fatimidischen Angreifer und das Überleben ihrer Opfer so gar keinen Einfluss auf den weiteren Verlauf der Zeit genommen haben sollte.
»Bisher konnten wir leider keinerlei Änderung feststellen.« McGee stieß einen Seufzer aus.
|139| »Wir sind irgendwie …« Rona wollte ihm erklären, dass das Experiment leider nicht so verlaufen war, wie zunächst beabsichtigt. Doch ebenso plötzlich, wie der Graph sich aufgebaut hatte, fiel er zusammen.
»McGee? Kannst du mich noch hören?«
Nichts.
»… falsch abgebogen«, führte Rona den Satz für sich selbst zu Ende. Verzweifelt versuchte sie die Verbindung wiederherzustellen, doch sie scheiterte.
Khaled hatte sich von seinen Kleidern und Waffen befreit. Nur mit einer weißen Hose bekleidet, hatte er sich Gesicht und Oberkörper gewaschen und sich dann erschöpft auf sein Bett geworfen. Morgiane kuschelte sich an seine breite Brust und ließ sich genüsslich ihr schneeweißes Fell kraulen, während Khaled mit geschlossenen Augen darüber nachdachte, was ihm im Laufe des Tages für unglaubliche Dinge widerfahren waren. In den nächsten Tagen würde er erneut eine Karawane nach Blanche Garde auf den Weg bringen müssen, weil die Ritter dort dringend Proviant benötigten. Darüber hinaus blieb abzuwarten, wie die Königin auf seinen misslungenen Auftrag reagierte und ob sie auch einen Zusammenhang zwischen dem Überfall und seiner geheimen Mission vermuten würde. Außerdem stellte er sich die Frage, wie er mit den beiden Frauen verfahren sollte.
Morgianes Fauchen und ein schmerzhafter Krallenhieb holten ihn aus seinen Gedanken.
»He, meine Morgenblume, was ist denn in dich gefahren?« Khaled packte die Katze mit zärtlicher Entschlossenheit und drückte sie an sich. Dabei streichelte er unaufhörlich über ihren buckelnden Rücken und sprach beruhigend auf sie ein. Gleichzeitig lauschte er aufmerksam.
Da Morgiane sich offenbar nicht beruhigen ließ, setzte er sie mit einem entschuldigenden Flüstern zurück aufs Bett und schlich zur Tür.
Irgendetwas ging hier vor sich, das die Katze in Unruhe versetzte. Vorsichtig spähte er in den halbdunklen Flur. In einiger Entfernung sah er eine Gestalt, die am Boden vor der Kammer seiner Schützlinge hockte und versuchte, durch den unteren Türspalt zu spähen. Kinn, Mund und Nase des
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