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Die Rueckkehr der Templer - Roman

Die Rueckkehr der Templer - Roman

Titel: Die Rueckkehr der Templer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Andr
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inspizierte er den recht nahen, sich auf gleicher Höhe befindenden Vorbau, über den Manasses von Hierges hin und wieder verbotenerweise seinen Nachttopf ausleerte. Dazwischen lag eine Kluft von gut fünfzehn Königsellen Tiefe und vielleicht vier Königsellen Breite, die es zu überwinden galt. Khaled war ein geübter Kletterer, der keinerlei Angst kannte, wenn es um luftige Höhen ging. Auf Masyaf, der Stammburg seiner Bruderschaft, hatte er ein paar Jahre lang eine strenge Schule durchlaufen, bevor er als |144| Verbindungsoffizier der Nizâri an den königlichen Hof von Jerusalem zurückgekehrt war. Diese Ausbildung hatte ihn nicht nur körperlich, sondern auch geistig bis an die äußersten Grenzen des Menschenmöglichen geführt. Ein Blick nach oben versicherte ihm, dass es genug Mauervorsprünge gab, an denen er sich festhalten konnte, bis er die richtige Höhe erreicht hatte, um einen Sprung hinüber zum Vorbau wagen zu können. Im fahlen Mondlicht streckte er einen nackten Fuß aus, um den ersten Überstand zu erreichen, auf dem er Halt finden konnte.
    Nachdem ihm das gelungen war, langte er nach oben und zog sich mit den Fingerspitzen an einem zweiten Stein in die Höhe. Auf diese Weise gelang es ihm, sich Zug um Zug von seinem eigenen Fenster zu entfernen und an der steinernen Fassade entlang in Richtung Balkon zu klettern. Unter ihm fand soeben eine Wachablösung statt. Lautstark gerufene Befehle hallten zu ihm hinauf, und er hoffte, dass die Männer zu abgelenkt waren, um sein Treiben beobachten zu können. Wie eine Spinne hangelte er sich höher und höher, bis er fast das dritte Stockwerk erreicht hatte, in dem Prinz Balduins Schlafgemächer lagen.
    Ab und an erwischte Khaled eine bröselige Kante, die sich als tückisch erwies, weil er keinen sicheren Halt finden konnte. Nachdem er ein weiteres Mal beinahe abgerutscht war, entschied er, dass er sein Schicksal genug herausgefordert hatte. Einmal noch drehte er den Kopf, weil er die Entfernung taxieren musste, dann drückte er sich ab. Einen Atemzug lang schwebte er in freiem Fall, wie ein Flughund, bevor seine Hände zuverlässig das hölzerne Obergeländer des Vorbaus zu fassen bekamen. Der Schlag, den seine sehnigen Arme und Hände beim Aufprall abfangen mussten, war ziemlich schmerzvoll, doch Khaled überwand das Brennen in seinen Muskeln und Handflächen und zog seinen drahtigen Körper mit einer routinierten Bewegung blitzschnell über die Brüstung. Auf der inneren Plattform des Vorbaus angekommen, durfte er erleichtert feststellen, dass die Frauen die Tür zum Balkon geschlossen hatten. So würde es ihm in jedem Fall leichter fallen, sie auszuspionieren. Ja, vielleicht konnte er sogar, wenn sie schliefen, an ihr Gepäck herankommen und alles in Seelenruhe durchsuchen.
     
    Rona wartete geduldig, bis sich das Hologramm einer türkisfarbenen Hand, bestehend aus Millionen kleiner rotierender Lichtpunkte über dem flachen Display, aufgebaut hatte. Erst dann bat sie Lyn, näher heranzutreten |145| und ihre Finger an den markierten Stellen in den wabernden Lichtnebel zu tauchen.
    Zuvor hatte sie per Gedankenaustausch Ort und Zeit des Transfers bestimmt.
    18. Juni 1119, ein Datum, das – aus welchen Gründen auch immer – von Lion ausgesucht worden war. Möglicherweise das Gründungsdatum des Templerordens, aber dafür war Lyn zuständig. Hauptsache, sie würden Hugo de Payens oder einen würdigen Vertreter vorfinden.
    »DNA-Analyse läuft!«, sagte eine weiche, weibliche Stimme, die Lion aus reiner Sentimentalität der ihren nachempfunden hatte. Lyns Gesicht zeigte keinerlei Regung, obwohl der Test darüber Auskunft geben würde, ob sie überhaupt eine Zeitreise in diesen Abschnitt antreten konnte. Vor jedem Einsatz entsendete der Suchstrahler des Servers das Energiemuster einer molekularbiologisch kopierten Körperzelle des jeweiligen Probanden in einem Quantenimpuls in die angegebene Zeitebene und glich sie dort mit den Schwingungsfrequenzen bereits vorhandener Moleküle ab. Ergab sich kein Echo, wurde damit sichergestellt, dass der betroffene Organismus in der angewählten Ebene noch nicht existierte. Stellte sich ein Echo ein, wurde der Transfer automatisch abgebrochen, da ansonsten das universelle Kontinuum beim Aufeinandertreffen zweier gleich schwingender Frequenzen die Energie in den doppelt vorhandenen Molekülen so weit ansteigen ließ, dass sie miteinander reagierten. Als Hackfleisch hatte Lion den Zustand nach einer solchen Reaktion

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