Die Rueckkehr der Templer - Roman
kommen.«
|132| Khaled behielt ein ungutes Gefühl. Die Zofe würde zuverlässig dafür sorgen, dass die Neuankömmlinge im Davidpalast schon bald so bekannt wie der Papst sein würden.
Nesha nickte Lyn und Rona mit einem katzenhaften Lächeln zu. »Na dann«, presste sie wenig überzeugend hervor. »Willkommen im königlichen Palast.« Im Vorbeigehen wandte sie sich noch mal an Khaled und rümpfte kaum merklich ihr feines Näschen. »Die beiden sehen recht anziehend aus«, bekannte sie leise. »Unser junger Prinz wird begeistert sein, wenn er zurückkehrt und sie hier vorfindet.«
Khaled schnaubte verächtlich. Balduin III. war jung und ungestüm und an so ziemlich allem interessiert, was Brüste hatte und nicht als hässlich galt. Auch Nesha kroch regelmäßig in sein Bett, obwohl er sich mit seinen achtzehn Jahren manchmal noch wie ein unreifer Knabe benahm.
»Ich glaube kaum, dass die beiden an einem unerfahrenen Jüngling interessiert sind«, erwiderte Khaled. »Also, was ist jetzt mit der Kammer?« Seine dunklen Brauen hoben sich ungeduldig, und Nesha schien zu ahnen, dass er keinen weiteren Widerspruch duldete.
»Soll ich sie neben dir einquartieren? Das Gästezimmer von Manasses ist zurzeit verwaist.« Nesha warf Khaled einen zweideutigen Blick zu, während sie ihn und seine beiden Begleiterinnen die breite Treppe hinaufführte. »Du könntest die beiden Tag und Nacht besuchen, ohne dass es jemand bemerkt.«
Khaled ahnte bereits, wen sie mit »jemand« meinte. Die Königin verfolgte eifersüchtig jeden Kontakt, den er zu anderen Frauen unterhielt.
»Was denkst du?«, fuhr Nesha munter fort, ohne darauf zu achten, dass Lyn und Rona alles mithören konnten. »Auf dem großen Bett würdet ihr alle drei eine Menge Spaß haben, und du könntest dich bei unserer Königin endlich einmal revanchieren. Schließlich hält sie dich auch ständig zum Narren.« Ihr Lächeln war unverschämt, vor allem vor dem Hintergrund, dass Manasses von Hierges als inoffizieller Liebhaber der Königin galt, obwohl er ihr Cousin dritten Grades war, und jeder wusste, dass Khaled bei Melisende nur dann zum Zuge kam, wenn der Konstabler auf seiner Burg Mirabel oder im Feld weilte. Weil Khaleds Zimmer tatsächlich neben dem des Konstablers lag, wurde er nicht selten Zeuge, wenn sich die Königin wieder einmal hemmungslos und ziemlich geräuschvoll mit ihrem Heerführer vergnügte. Khaled |133| kniff die Lippen zusammen. »Ich hätte nicht vermutet, dass du so mitfühlend bist«, spottete er. »Nachdem die beiden Frauen knapp dem Tod entronnen sind und alles verloren haben, geht ihnen sicher etwas anderes im Kopf herum, als ausgerechnet das Lager mit mir zu teilen.«
Nesha ersparte ihm eine Antwort. Im zweiten Stock blieb sie stehen und bog dann in einen langen Flur ab, dessen Boden von einem dicken, roten Läufer bedeckt war, der sämtliche Schritte dämpfte. Mehrere verschlossene, silberbeschlagene Türen führten zu verschiedenen Zimmern. Auch hier wurde alles von kleinen Glaslampen beleuchtet, die man mit silbernen Halterungen an den Wänden befestigt hatte.
Lyn gewann den Eindruck, dass sich der stetige Duft nach Kerzen, Kräutern und Gewürzen aus dem Parterre, je höher sie stiegen, noch verstärkte. Nesha blieb vor einer der Türen stehen und öffnete sie. Dann nahm sie eine der Lampen aus der Halterung und bat Khaled und die beiden Frauen mit einem Nicken, ihr zu folgen.
Als Lyn das prunkvoll ausgestattete Zimmer betrat, fiel ihr als Erstes ein nach oben spitz zulaufendes Fenster auf, das bis zum Boden reichte und von einer in der Mitte geteilten, kunstvoll geschnitzten hölzernen Tür verschlossen wurde, die Nesha nun schwungvoll aufklappte. Ein süßer, leichter Wind flutete herein und milderte den schweren Duft nach Holz und Ambra, der nicht nur über den samtigen Kissen und Decken des prächtigen Himmelbettes lag, sondern auch den bunten Teppichen auf dem Boden und an den Wänden entströmte. Während Nesha sich um das Aufschütteln der Kissen kümmerte und Rona darüber in Kenntnis setzte, wo sie läuten musste, wenn sie etwas zu essen oder zu trinken wünschte, oder wo man ein Bad nehmen konnte und seine Notdurft verrichtete, trat Lyn an das geöffnete Fenster heran und warf einen neugierigen Blick hinaus auf einen kleinen Balkon. In schwindelnder Höhe präsentierte er die Aussicht auf die darunterliegenden Dächer und die mit Fackeln und Feuerkörben erleuchteten Stadtmauern. Dahinter lag die Wüste, dunkel und
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