Die Rueckkehr der Templer - Roman
zur offenen Balkontür hinaus. »Wir werden mit Brandpfeilen beschossen!«, brüllte er. »Wir müssen sofort hier weg!«
Mit all seiner Kraft versuchte er die beiden Frauen hinaus auf den geräumigen Balkon zu drängen.
»Wo ist der Fusionslaser?«, brüllte Rona wie von Sinnen und widersetzte sich ihrem Retter mit einer Kraft, die ihn verblüffte.
»Du hast ihn in meinen Rucksack gesteckt«, schrie Lyn gegen die prasselnden Flammen.
»Wo ist er?«
»Ich hatte ihn aufs Bett gelegt, aber dort stand schon alles in Flammen!« |148| Lyn zuckte verzweifelt mit den Schultern. Sie hatte die Tasche noch retten wollen, aber das Feuer hatte bis auf ihre medizinische Ausrüstung, die sie zuvor samt der Nanokapseln in ihren Brustbeutel umgefüllt hatte, bereits alles verschlungen.
Rona streckte Lyn den Server entgegen und verschwand im dichten Qualm.
»Ist sie wahnsinnig?« Khaled packte Lyn bei den Armen. »Geh du auf den Balkon und warte, bis ich euch helfen kann hinunterzuklettern. Ich muss mich um deine verrückte Schwester kümmern.« Mit diesen Worten ließ er Lyn an der Balkontür stehen und stürzte sich zurück in die Flammen.
»Rona!« Lyn stieß einen markerschütternden Schrei aus, und dann sah sie Khaled, wie er Rona zu ihr nach draußen zerrte.
»Den Rucksack«, protestierte sie, »ich brauche meinen Rucksack!«
Khaled stürzte sich hustend in die Rauchschwaden, um ihren Rucksack zu suchen. Plötzlich erhob sich ein ohrenbetäubender Knall. Die Druckwelle katapultierte Rona und Lyn hinaus auf den Balkon, und auch Khaled landete unvermittelt vor ihren Füßen. Dann wurde es mit einem Mal stockfinster, und schlagartig war es still. Irgendwie roch es nach verbranntem Fleisch. Rasch verbarg Lyn den Server in einer Innentasche ihres Mantels, erst dann leuchtete sie Khaled in die weit aufgerissenen Augen. Die Pupillen reagierten normal. Beiläufig registrierte sie, dass sein Gesicht und seine Hände bis hinauf zu den Ellbogen tiefgehende Verbrennungen aufwiesen.
»Wie ist das passiert?«, wollte er mit krächzender Stimme wissen.
»Ich weiß es nicht«, sagte Lyn und machte sich an ihrem Brustbeutel zu schaffen. Er benötigte Hilfe, und zwar schnell.
Unterdessen überprüfte Lyn die Vitalfunktionen ihrer Schwester und stellte beruhigt fest, dass sie zwar zu viel Kohlenmonoxid inhaliert hatte, ihre Atmung aber inzwischen normal verlief. Rasch verpasste sie ihr eine Injektion, die nicht nur Blutergüsse und Knochenbrüche heilte, sondern auch Kreislauf und Psyche stabilisierte.
Khaleds schmerzverzerrter Blick fiel auf Rona, die keinerlei Verbrennungen davongetragen hatte.
»Ich habe versucht, sie davon abzuhalten, deinen Beutel aus den Flammen zu retten. Griechisches Feuer kannst du nicht so einfach löschen. Wenn es deine Haut benetzt, frisst es sich bis auf die Knochen.«
|149| Ihr fragender Blick fiel auf Khaled, der wohl glaubte, sich für das, was geschehen war, entschuldigen zu müssen. »Sie wollte nicht auf mich hören«, stöhnte er leise. »Mir blieb nichts anderes übrig, als sie zur Räson zu bringen. Erst danach konnte ich versuchen, den Beutel zu retten, dabei ist das Bett über mir zusammengebrochen. Was danach geschehen ist, weiß ich nicht mehr.«
»Und das alles wegen meines Rucksacks.« Lyn sah ihn kopfschüttelnd an. »Ihr hättet sterben können, alle beide.«
»Was mich betrifft«, ächzte er mit trübem Blick auf seine verheerenden Wunden, »ist wahrscheinlich ohnehin nicht mehr viel zu machen. Die Wunden sind zu tief. Selbst die Ärzte im Maristan von Damaskus könnten da nichts mehr tun.«
»Hier!« Lyn beleuchtete unbeeindruckt von seinem Gerede eine kleine, silberne Kapsel, die sie zwischen Daumen und Zeigefinger hielt und Khaled entgegenstreckte. »Nimm das in den Mund und beiß darauf.«
Sie musste sich beeilen. Zum einen, weil es Khaled so schlecht ging, dass er jeden Augenblick kollabieren und sterben konnte, zum anderen weil es nicht lange dauern würde, bis Hilfe aus dem Palast herbeieilen würde. Bei dem, was sie mit den beiden vorhatte, konnte sie keine Zeugen gebrauchen, schon gar nicht, wenn diese ihren Einsatz für pure Zauberei halten würden.
»Wie bist du überhaupt hier hereingekommen?«, fragte sie ihn beiläufig. »Ich hatte die Tür verriegelt.«
Khaleds Mund zuckte vor Schmerz. »Deine Augen«, murmelte er und starrte sie an wie unter Schock. Die Antwort auf ihre Frage blieb er ihr schuldig.
»Was ist mit meinen Augen?« Lyn versuchte den Schein der
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