Die Rueckkehr der Templer - Roman
unfein bezeichnet.
Rona rechnete jedoch nicht mit einer solchen Komplikation, niemand von ihnen war schon einmal so weit in die Vergangenheit gereist, es sei denn, sie würden es zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal tun, doch davon ging sie im Moment nicht aus.
Khaled schrak zurück, als er den Lichtschein sah, und dann hörte er Stimmen. Auf allen vieren kroch er an die Tür heran und spähte durch die unzähligen kleinen Aussparungen in den Raum.
Was sich ihm dort offenbarte, ließ ihn zunächst zurückschrecken, doch die Faszination, so angsteinflößend sie auch sein mochte, siegte am Ende. Fassungslos beobachtete er, wie Lyn ihre Hand in einen türkisfarbenen Nebel steckte. Alles verlief lautlos, und sie vermittelte ihm nicht den Eindruck, als ob sie sich fürchtete. Gewaltsam zwang er sich zur Ruhe. Was, wenn sie doch eine Zauberin war und ihn verhexte, sobald |146| sie ihn als ungebetenen Zeugen dieses unheimlichen Vorgangs bemerkte? Mutlos gestand er sich ein, dass es wohl kaum eine andere Wahrheit geben konnte. In seiner Brust kämpften Zuneigung und Enttäuschung, als er daran dachte, wie schonend Lyn ihn davon hatte überzeugen wollen, dass er ihre Welt gewiss nicht verstand. Atemlos verfolgte er den weiteren Fortgang der Ereignisse.
»DNA-Analyse positiv«, verkündete die Stimme tonlos, »Transfer nicht gestattet.«
Lyn benötigte ein paar Sekunden, bevor sie begriff, was das zu bedeuten hatte. Ihr Blick löste sich von der Plattform, und ihr Kopf ruckte hoch. Verstört sah sie ihre Schwester an. »Heißt das, du müsstest ohne mich ins Jahr 1119 reisen?«
»Kommt gar nicht in Frage«, erwiderte Rona nervös und startete den Rechner erneut. »Wer weiß, vielleicht sind die Dateien gestört. Wir versuchen es noch mal.«
»Oder ich war schon mal dort?«
»Das halte ich für ausgeschlossen, denn dann hättest du etwas verändert, und das hast du nicht.«
»Rona …« Lyn warf ihr einen besorgten Blick zu. »Was ist, wenn sich gar nichts verändern lässt? Ganz gleich, wer wo und wann wohin reist. Hast du daran schon einmal gedacht?«
»Hör auf damit! Davon will ich nichts wissen. Lion war überzeugt, dass es möglich ist, etwas zu verändern, also sind wir es auch.« Rona biss sich auf die Unterlippe und wandte sich wieder dem Server zu. »Wir probieren es einfach noch mal, vielleicht klappt es ja, wenn wir Januar 1120 eingeben.«
Lyn hob eine Braue und stieß einen Seufzer aus. »In Ordnung, du bist der Boss.«
Geduldig ließ sie die ganze Prozedur noch einmal über sich ergehen.
Wieder keine Freigabe zum Transfer.
»Versuch es selbst einmal. Wenn es bei dir auch nicht funktioniert, liegt es vielleicht am Server.«
Rona machte den Test und ging ohne Beanstandung durch. Transfer gestattet.
»Verdammt!«, fluchte sie und packte sich grübelnd ans Kinn.
|147| Offenbar gab es Streit zwischen den Frauen, doch Khaled konnte ihre Sprache nicht verstehen. Er richtete sich ein wenig auf, um besser sehen zu können, als plötzlich eine Fanfare weiter oben auf der streng bewachten Zitadelle erklang. Vor Schreck zuckte er zusammen. Im selben Augenblick glitt etwas Helles, Heißes donnernd über ihn hinweg und schleuderte die Holztür komplett ins Innere der Kammer. Brandpfeile, so groß wie eine mittlere Lanze, unterhalb der Spitze getränkt mit griechischem Feuer! Eine unselige Mischung aus Schwefel, Pech, Salpeter und Petroleum, die sich nicht mit Wasser, sondern nur mit einer speziellen Mischung aus Sand, Essig und Wein löschen ließ.
Noch einmal blies die Fanfare, eine drängende Aufforderung an alle waffenfähigen Einwohner Jerusalems, sich unverzüglich zur Verteidigung der Stadt bereitzuhalten.
Die beiden Frauen schreckten jäh zurück, als der riesige Pfeil samt Tür an ihnen vorbeisauste und sich in die nächste Tür bohrte, die er damit verschloss. Ein zweiter Pfeil blieb in der Matratze stecken. Im Nu stand die halbe Kammer in Flammen.
Khaled sprang in das lichterloh brennende Zimmer und versuchte das Feuer, das rasch auf Teppiche und Bettdecken übergriff, mit einem Kissen zu ersticken. Eher beiläufig sah er, wie Lyns Rucksack ein Raub der Flammen wurde.
Rona stand da wie gelähmt und hielt das seltsame, schwarze Kästchen, das nunmehr keinen Laut von sich gab, so fest in den Armen, als ob sie damit verschmolzen wäre. Lyn nahm es ihr ab und sammelte in panischer Verzweiflung etwas vom Boden auf. Das ganze Bett brannte inzwischen, und Khaled schob die beiden Frauen
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