Die Rueckkehr der Templer - Roman
zur Begrüßung, nachdem sie vom Tisch aufgestanden und ihr entgegengekommen war, um sie willkommen zu heißen.
Freya runzelte die Stirn, während sie Hannah näher betrachtete. »Geht’s dir nicht gut?«
Der Begine konnte man nichts vormachen. Sie besaß ein natürliches Verständnis für die Gefühle der Menschen in ihrer Umgebung und wusste, dass Hannah sich mitschuldig fühlte, weil sie nicht tun und lassen konnten, wonach ihnen der Sinn stand.
»Mir geht es einigermaßen«, antwortete Hannah und fasste sich an die Stirn. »Ich habe nur ein wenig Kopfweh.«
»Du siehst blass aus. Soll ich dir einen Weidenrindentee zubereiten lassen?«
»Danke, nein …« Hannah musste erneut lächeln. Freyas Hilfsbereitschaft war ein echter Lichtblick. »Ich fürchte, ich schlafe zu wenig.«
»Johan schläft auch fast keine Nacht.« Freya setzte einen mitfühlenden Blick auf. »Er grübelt immerzu, wo das alles noch hinführen soll. Aber ich bin froh, dass wir hier gelandet sind. Wir könnten das Paradies auf Erden haben, wenn wir es schaffen, uns selbst genug zu sein. Wir haben ausreichend zu essen und wohnen wie die Könige. Es gibt keine französischen Truppen, die uns nach dem Leben trachten, und kein Papst und kein Orden kann uns zu unsinniger Keuschheit zwingen.«
Freya warf einen Blick auf Johan, den sie trotz seiner entstellenden Brandnarben im Gesicht so abgöttisch liebte, dass sie ihm bis in die Hölle gefolgt wäre.
Ihr Kopf schnellte herum, und sie lächelte, als ihr Blick zu Hannah zurückkehrte. »Nicht zu vergessen der elektrische Föhn, mehrmals warm duschen am Tag und die Toilette mit Wasserspülung! Also wenn du mich fragst, ich find’s herrlich.« Dann nickte sie Richtung Eingangsportal, und ihr Blick wurde melancholisch. »Allerdings würde ich |188| gern noch viel mehr darüber erfahren, was auf uns dort draußen wartet.«
»Johan und die anderen werden niemals mit dem zufrieden sein, was ihnen das Leben innerhalb dieser Mauern bietet«, gab Hannah zu bedenken. »Ich kann ihren Schmerz spüren und leide mit ihnen. In ihrem alten Leben waren sie stolze, aufrichtige Krieger, und nun sind sie nur noch Lafours Marionetten. – Diese Scheißamerikaner«, zischte sie, »nehmen unseren Männern jede Würde.«
»Die Würde kann einem niemand nehmen«, erwiderte Freya und schaute Hannah fest in die Augen. »Es sei denn, man nimmt sie sich selbst.«
Am liebsten hätte Hannah von dem Gespräch zwischen Tom und Lafour und dem geplanten Einsatz der Männer erzählt, um Freya davon zu überzeugen, dass ihre Gastgeber es ganz und gar nicht gut mit ihnen meinte. Doch sie wollte die Beginenschwester nicht beunruhigen, schon gar nicht, bevor sie nicht selbst mit Gero über die Angelegenheit gesprochen hatte.
Als sie in die Eingangshalle zurückkehrte, begegnete ihr Anselm Stein, der mit einem zufriedenen Grinsen zur Tür hereinschlenderte. Seit ihrem unfreiwilligen Abstecher ins 14. Jahrhundert gehörte der dunkelhaarige Mittelalterexperte, dessen abgeschnittener Zopf inzwischen auf Schulterlänge nachgewachsen war, zu den Mitarbeitern des Instituts C.A.P.U. T. Er war der einzige Außenstehende, der vom amerikanischen Geheimdienst die Erlaubnis erhalten hatte, außerhalb des Camps zu leben. Etwas anderes war Lafour und den Sicherheitsexperten der NSA auch gar nicht übrig geblieben. Selbst wenn Anselm über die hier laufenden Forschungen bestens Bescheid wusste, war und blieb er deutscher Staatsangehöriger, und man konnte ihn nicht zwingen, etwas zu tun, das er nicht wollte. Es sei denn, man hätte ihn einfach verschwinden lassen wollen, doch das hätte lange Schatten auf das Verhältnis zwischen Gästen und Gastgebern geworfen, deren Wirkung nicht abzusehen gewesen wäre. Und so weit schien selbst Lafour nicht gehen zu wollen, zumindest solange Anselm den amerikanischen Geheimdiensten bei ihrer Arbeit keine Schwierigkeiten bereitete. Dafür hatte man ihm zugesichert, ihn in die weitere Entwicklung einzubinden, was er allein aus Freundschaft gegenüber Hannah und Gero und den übrigen Templern unmöglich ablehnen konnte.
|189| Neben Freya war er der Zweite, der die ganze Angelegenheit nach wie vor positiv bewertete. Obwohl sein Zeitreiseabenteuer auf der Festung Chinon mit dem gewaltsamen Tod von Templerkomtur Henri d’Our einen grausigen Abschluss genommen hatte, empfand Anselm es als Gnade, echten Templern begegnet zu sein und einen Blick in die Welt des Mittelalters geworfen zu haben.
Die braunen Augen zu
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