Die Rueckkehr der Templer - Roman
Sanitätsteam stellen, aber ich bin mir nicht |193| sicher, ob Lafour sie nicht aus anderen Gründen einsetzt«, erklärte Hannah mit spöttischem Blick. »Wenn ich richtig gehört habe, denkt er daran, sie mit modernen Waffen auszustatten, damit sie eingreifen können, falls es ernst wird. Vielleicht sollen sie auch nur sicherstellen, dass Gero und seine Kameraden nicht aus der Reihe tanzen.«
Anselm schüttelte verständnislos den Kopf. »Das passt doch nicht. Einerseits legt er Wert auf den Einsatz echter Templer, andererseits will er Agenten der NSA am Einsatz beteiligen und sie mit modernen Waffen ausstatten, die bei jeder Durchsuchung sofort auffallen würden.«
»Wer weiß«, entgegnete Hannah, »was ihm sonst noch alles im Kopf herumschwirrt. Vielleicht will er die Kämpfe in Afghanistan und im Irak kurzerhand ins zwölfte Jahrhundert verlegen.«
Anselm hob ungläubig die Brauen. »Und was sagt Tom dazu? Ich kann mir kaum vorstellen, dass man ein solches Risiko für die weitere Raum-Zeit-Entwicklung eingehen kann, ohne zu wissen, welche Auswirkungen es haben wird?«
»Ich weiß es nicht. Ich habe wahnsinnige Angst, Gero für immer zu verlieren.«
»1153?« Anselm stieß ein kurzes fatalistisches Lachen aus. »Das ist 150 Jahre früher als 1307 …« Plötzlich verstummte er. Hannah konnte sich denken, warum. Hatte man das Jahr 1307 schon als eine Zeit bezeichnen können, in der man leicht eines grausamen Todes sterben konnte, so galt dies für 1153 erst recht.
Hannahs Blick wurde zusehends mutloser. »Mein Gott … ich werde wahnsinnig, wenn der Präsident auf dem Einsatz besteht.«
»Hast du mit Gero darüber gesprochen?«
»Nein.«
»Warum nicht?« Anselm sah sie erstaunt an.
»Weil
er
noch nicht mit
mir
darüber gesprochen hat.« Hannah warf einen hastigen Blick in die Halle, wo Gero inzwischen frisch geduscht und umgezogen, in beigefarbener Trekkinghose und Kurzarmhemd auf der hölzernen Bank neben Matthäus Platz genommen hatte. Zusammen mit dem Jungen studierte er ein bunt bebildertes Wissenschaftsbuch für Jugendliche, das Matthäus sich im Bibliothekszimmer ausgesucht hatte.
»Was soll das bedeuten?« Anselm folgte verständnislos ihrem Blick.
|194| »Ich weiß es nicht von ihm«, gestand Hannah, wobei ihr die Verärgerung immer noch anzusehen war. »Allerdings haben er und die anderen bereits mit Hertzberg über den Einsatz beraten und den Plänen der Amerikaner zugestimmt – zu abenteuerlichen Konditionen. Hertzberg hat sie mit der Errettung des Ordens und der Erhaltung Jerusalems für die Christen geködert. Ich kann kaum glauben, dass Gero so denkt, aber solange er schweigt, kann ich keine besseren Argumente für einen solchen Unsinn vorbringen.«
»Jerusalem …«, wiederholte Anselm nachdenklich. »Das ist ein ziemlich starkes Argument. Nichts könnte einen Templer mehr berühren als die Errettung jener Stadt, die die Herkunft des Ordens begründet.« Er sah sie zweifelnd an. »Ich bin mir nicht sicher, ob du Erfolg haben wirst.«
Beim Abendessen wurde kein Wort gesprochen. Die fünf Templer pflegten diese Tradition des Schweigens während der Nahrungsaufnahme, die ihr Orden vor neunhundert Jahren vom Orden der Benediktiner übernommen hatte, und alle Mitbewohner und Gäste respektierten diese Regel, die man auch aus gewöhnlichen Klöstern kannte.
Hannah beobachtete, wie Matthäus als einzig anwesender Knappe das Tischgebet eröffnete, wie immer feierlich und voller Ernsthaftigkeit, als säße er nicht in einem modernen Gebäude der amerikanischen Streitkräfte im Jahr 2005, sondern noch immer im Jahr 1307 im Refektorium der Templerkomturei von Bar-sur-Aube.
Der Junge hatte seinen blonden Lockenkopf gesenkt, so dass seine schulterlangen Haare sein Gesicht verdeckten, und hielt die Hände exakt gefaltet wie Michelangelos Engel. Die Litanei, die er, ohne abzulesen, in Latein verkündete, dauerte gut fünf Minuten, die Hannah jedes Mal wie eine Ewigkeit erschienen. Erst als Matthäus geendet hatte, durfte man mit dem ersten Gang beginnen. Dem Jungen war die Freude über seinen aufgewärmten Super-Burger anzusehen, den er statt des üblichen Menüs mit großem Appetit vertilgte.
Hannah schaute in die Runde, die neben den Templern und ihren Frauen auch aus Mitarbeitern der NSA und des wissenschaftlichen Teams bestand, denen ein mittelalterliches Candlelight-Dinner mit echten Rittern offenbar attraktiver erschien als ein hastig heruntergeschlungenes |195| Fast-Food-Menü mit
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