Die Rueckkehr der Templer - Roman
dem Deutschen Orden als Ritter beizutreten …« Anselm sah sie mit aufrichtigem Bedauern an. »Aber nach dem, was wir dort erlebt haben, ist von meiner Ritterromantik nicht viel übrig geblieben, und das Schicksal wollte anscheinend, dass wir hierher zurückkehren. Dabei hatte ich gehofft, dass man Gero und seine Leute nach unserer Rückkehr nicht wie Außerirdische behandelt. Aber schon als Lafour und seine Männer uns im Donjon von Coudray entgegenstürmten, war mir klar, dass man unseren Templern kein Leben als Normalbürger ermöglichen würde.«
»Die Amis haben sie allesamt zu Laborratten degradiert«, erwiderte Hannah verbittert. »Mich würde es nicht wundern, wenn Lafour sogar ihr Verhalten auf dem Klo studieren lässt, weil er wissen will, ob sie im Sitzen oder im Stehen pinkeln.« Sie wandte sich ab und schlug mit der Faust gegen die Tür. »Es ist grauenhaft und entwürdigend, und ich kann nichts dagegen tun!«
Anselm setzte ein halbherziges Lächeln auf. »Denkst du, er würde tatsächlich so weit gehen, euch auf der Toilette zu beobachten?«
»Lafour kennt keine Grenzen.« Hannah schnaubte verächtlich. »Seitdem ich weiß, dass er damals sogar Kameras in meinem Schlafzimmer hat installieren lassen, stöhne ich immer noch ein bisschen lauter, wenn es zur Sache geht. Aber das ist nicht das Schlimmste«, stieß sie leise hervor und zog Anselm noch weiter hinter die Tür. »Ich habe durch Zufall erfahren, dass die Amerikaner ihre Drohung wahrmachen wollen und eine Expedition in die Zeit des Zweiten Kreuzzuges planen, um die beiden dort verschollenen Wissenschaftlerinnen aus der Zukunft in unsere Zeit zu retten. Gero und seine Leute sollen ihnen dabei helfen, indem sie die beiden aus dem Jerusalem des Jahres 1153 evakuieren.«
»Bist du sicher?« Anselm sah sie überrascht an. »Warum rekrutieren sie nicht jemand anderen für diese Aufgabe? Lafour könnte doch seine eigenen Kettenhunde in ein Ritterkostüm stecken, ins mittelalterliche Jerusalem einschleusen und die Mädels dort herausholen.«
|192| »Fehlanzeige.« Hannahs Stimme klang resigniert. »Die Analyse des Timeservers hat ergeben, dass die Nachricht der beiden Frauen, die Hagen in einer Metallplombe übermittelt wurde, tatsächlich im Jahr 1148 auf dem Tempelberg abgesetzt wurde. In den Dateien des Servers gibt es jedoch Anzeichen, dass die beiden bis 1153 im Heiligen Land gelebt haben. Allerdings ist dort nichts über die Umstände zu finden. Wir wissen nicht, ob sie als Gefangene gehalten wurden oder ob man sie wie Königinnen verehrt hat. In Geschichtsbüchern und Aufzeichnungen tauchen sie freilich nicht auf. Die Templer haben ihre Anwesenheit allem Anschein nach geheim gehalten. Danach verliert sich ihre Spur. Niemand weiß, ob sie sich bis zum Tag ihres Verschwindens in Jerusalem aufgehalten haben. Hertzberg ist der Überzeugung, dass im Jahr 1153 ausschließlich autorisierten Personen Zugang zum Hauptquartier der Templer oder zum Königspalast gewährt wurde. Das bedeutet, nur ein echter Ordensritter ist vor Fehlern gefeit. Wo Templer draufsteht, muss auch Templer drin sein. Ich muss dir nicht erzählen, dass der Orden tausende komplizierte Losungen nutzt, an denen sich die Eingeweihten erkennen. Du musst die Regeln beherrschen und wissen, wann und wie man grüßt, wie man sich verbeugt und wer welchem Dienstgrad Befehle zu erteilen hat, sonst fliegst du sofort auf. Wer als Betrüger entlarvt wird und den Verdacht der Spionage auf sich zieht, muss mit schweren Folterungen rechnen und wird anschließend gehängt. Und weil man nicht weiß, wo sich die beiden Frauen aufhalten und in welcher Verfassung sie sich befinden, müssen Profis ran, die bei der Bevölkerung keinerlei Zweifel aufkommen lassen. Gero und seine Brüder sollen als initiierte Ordensbrüder das Auffinden der beiden Frauen garantieren und zugleich ihren Transfer in die Zukunft sichern. Wobei ich mich frage, was Lafour dort mit Tanner und Tapleton anfangen will.«
»Heißt das, er will, dass unsere beiden untalentierten NSA-Agenten den Trip begleiten?« Anselm schaute überrascht auf. »Aber die beiden sind weit davon entfernt, mit einem Schwert umgehen zu können, von ritterlichem Benehmen ganz zu schweigen.« Die Vorstellung, dass man die beiden Ex-Marines ins Mittelalter transferieren wollte, entlockte ihm ein Grinsen. »Man könnte ihnen eine Pappnase aufsetzen und sie als Gaukler engagieren. So etwas war damals ziemlich beliebt.«
»Offiziell sollen sie das
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