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Die Rueckkehr der Templer - Roman

Die Rueckkehr der Templer - Roman

Titel: Die Rueckkehr der Templer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Andr
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wurden. Matthäus’ Onkel, der getötete Templerkomtur Henri d’Our, hatte seinen Neffen bei Geros Rückkehr aus Zypern im Jahre 1303 als Knappe in dessen Obhut gegeben, und seitdem waren die beiden unzertrennlich.
    |197| Um den Jungen tat es ihr am meisten leid. Die Amerikaner hatten selbst vor dem Jungen nicht haltgemacht und begleiteten seine Ausbildung zum Ritter, die von Gero und seinen Kameraden wie selbstverständlich weiter betrieben wurde, auf Schritt und Tritt mit einer Highspeed-Kamera. Der Gedanke, was aus Matthäus werden sollte, wenn Gero etwas zustoßen würde, quälte Hannah nicht erst, seit sie um die Pläne der Amerikaner wusste.
    »Ma Chérie? Alles gut?« Arnaud grinste sie an, seine Hand streifte wie unbeabsichtigt ihren Arm. Der Sohn eines Markgrafen aus dem Languedoc besaß einen unverwechselbaren südländischen Charme, und mit seinen dunkelbraunen Locken und dem verwegenen Dreitagebart war er der Prototyp eines Gigolos. Mit Sicherheit hatte er den Damen seinerzeit reihenweise die Köpfe verdreht. Sein Vater stammte aus der Provence, und seine Mutter war eine Poulani gewesen. Sie war einer Ehe zwischen einem fränkischen Ritter und der Tochter eines Emirs im Heiligen Land entsprungen. Daher beherrschte Arnaud neben Altfranzösisch und Latein ein einwandfreies Arabisch, das seine Großmutter ihm beigebracht hatte. Ein Grund, warum man ihn im Jahre 1305 ohne Zögern bei den Templern von Bar-sur-Aube aufgenommen hatte. Hannah hatte er in einer stillen Stunde einmal erzählt, dass seine Familie zu den frühen Unterstützern des Ordens zählte und schon immer die jüngsten Söhne dem Templerorden überantwortet hatte. Niemand hatte ihn gefragt, ob er lieber ein Troubadour werden wollte oder ob es ein Mädchen gab, an dem sein Herz hing. Im Mittelalter hatte man keine Rücksicht auf die Wünsche junger, männlicher Adliger genommen, die zu Ehren der Familie einem Orden beitreten mussten. Davon war nun kaum noch etwas zu ahnen. In Jeans und kurzärmeligem Hemd sah Arnaud aus wie jeder andere gutaussehende Kerl auf der Straße. Niemand, der die Umstände nicht kannte, würde vermuten, dass er noch vor einigen Monaten in einer siebenhundert Jahre entfernten Welt die Chlamys eines Templers getragen hatte.
    Arnaud nahm seine Laute mit nach draußen und setzte sich auf einen abgesägten Baumstamm, wo er das Instrument zu stimmen begann. Jemand hatte ein Lagerfeuer entfacht, und von den knisternden Tannenholzblöcken stiegen Funken und wohlriechender Rauch auf. Gedankenversunken widmete sich Arnaud seiner Musik. Hannah liebte die sanften, orientalischen Klänge, die der ehemalige Kreuzritter |198| mit seinen geschickten Fingern den Saiten dieses uralten Instruments entlockte, aber noch betörender war seine dunkle, eindringliche Stimme, die bei den meisten, die ihm zuhörten, für eine Gänsehaut sorgte. Nicht wenige seiner Stücke waren der Feder Thibaults de Champagne entsprungen, gleichzeitig König von Navarra und berühmtester Minnesänger des 13. Jahrhunderts. Thibaults leidenschaftliche Liebe zu Blanche von Kastilien hatte ihn zu unzähligen Liebesliedern inspiriert. Hannah mochte deren archaischen Klang und den herben Charme der Texte. Sie erzählten von der unerfüllten Sehnsucht wartender Frauen, die einsam auf Burgzinnen saßen und vergeblich auf die Rückkehr ihres Geliebten hofften, der Monate zuvor ins Heilige Land aufgebrochen war, um es von den Heiden zu befreien. Doch im Augenblick konnte Hannah sich nicht auf die Musik konzentrieren. Ihr Blick fiel auf Arnauds Brandnarben, die man ihm vor siebenhundert Jahren bei schwersten Folterungen im Donjon du Coudray zugefügt hatte und die immer noch auf seinen sehnigen Unterarmen schimmerten. Wie die anderen Templer wäre er wohl lieber gestorben, als seinen Orden zu verraten, und dass er vor seiner Rettung durch den Timeserver dem Tod näher gewesen war als dem Leben, hatte Hannah mit eigenen Augen gesehen. Ob er und Stephano, dem es in den Kerkern König Philipps IV. kaum besser ergangen war, ein Trauma zurückbehalten hatten, wusste Hannah nicht zu sagen. Ihr Innerstes vor anderen zu verschließen gehörte zu den Grundlagen ihrer Ausbildung als Templer. Wahrscheinlich würde niemand je erfahren, wie es wirklich in den Herzen dieser ehemaligen Ordensritter aussah und was in ihnen vorging, seit man sie so unvermittelt in die Zukunft transferiert hatte.
    Hannah kannte die Angst, die nach ihren schrecklichen Erlebnissen im Kerker von Chinon

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