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Die Rückkehr der Templerin

Die Rückkehr der Templerin

Titel: Die Rückkehr der Templerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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nicht etwa zurückgesetzt wurde.«
    »Das ist eine Art von Ehre, die ich nicht ganz verstehe«, bekannte Robin.
    »Das habe ich auch nicht erwartet«, erwiderte Horace. »Du wirst es verstehen, später. Und vielleicht sorgt das, was der König an diesem Abend entschieden hat, dafür, dass du auch lange genug lebst, um es verstehen zu können.«
    Robin wollte abermals widersprechen, doch mittlerweile hatten sie das kleine Zeltlager der Templer inmitten des größeren Lagers fast erreicht, und Horace machte eine knappe Geste.
    »Genug«, sagte er. »Es spielt auch keine Rolle, ob du oder ich es verstehen oder irgendjemand hier mit Balduins Befehl einverstanden ist oder nicht. Es ist der Wille des Königs. Auch unser Großmeister und der Marschall werden sich ihm beugen, keine Sorge.« Er wiederholte seine abwehrend-befehlende Geste, obwohl Robin gar nichts gesagt hatte. »Und nun geh in dein Zelt. Wir alle sollten uns frühzeitig zur Ruhe begeben, um morgen bei Kräften zu sein. Für heute wurde uns das Gebet zum Matutin erlassen. Wir werden uns erst zur Prima wieder zum gemeinsamen Gebet versammeln. Ruh dich aus, Robin. Morgen wird ein harter Tag. Auch für dich.«
    Gerade die letzte Bemerkung verstand Robin nicht, bekam aber auch keine Gelegenheit mehr, noch eine weitere Frage zu stellen. Horace deutete nur noch einmal knapp auf das etwas kleinere, einzeln stehende Zelt ganz am Rande des Lagers, das er ihr zugewiesen hatte, und wandte sich dann mit einer schon fast brüsken Bewegung um und ging.
    Robin blieb völlig verstört zurück. Immer intensiver hatte sie das Gefühl, dass Horace ihr etwas ganz Bestimmtes hatte mitteilen wollen und es im allerletzten Moment doch nicht getan hatte. Aber was?
    Obwohl sie spürte, dass sie noch immer viel zu aufgewühlt war, um auch nur an Schlaf zu denken, wandte sie sich gehorsam um und ging zu ihrem Zelt, schon um sich nicht endgültig Horaces Unmut zuzuziehen, wenn ihm zu Ohren kam, dass sie seinen nur als guten Rat getarnten Befehl abermals missachtet hatte. Körperlich müde, innerlich aber zitternd vor Anspannung, ließ sie sich auf die schmale Pritsche sinken, die die gesamte Einrichtung des kleinen Zeltes darstellte. Anders als alle anderen Ritter hier im Lager hatte Robin ein Zelt für sich ganz allein. Sie vermutete, dass Horace ihr dieses Privileg verschafft hatte, was außer ihm allenfalls noch Odo und dem Ordensmarschall zustand, aber sie fragte sich dennoch, wie er diese Sonderbehandlung wohl begründen würde, sollte ihn einer der anderen Ritter danach fragen. Während sie Kettenhemd und Gambeson ablegte, fragte sie sich besorgt, wie lange sie ihr Geheimnis wohl noch wahren konnte, wenn sie so auffällig begünstigt wurde.
    Müde und nur noch mit einem dünnen Hemd bekleidet, streckte sie sich auf ihrer Lagerstatt aus und löschte mit den Fingern die Flammen der kleinen Öllampe, die daneben auf dem Boden stand.
    Sie schlief ein, noch bevor die Dunkelheit gänzlich über ihr zusammenschlagen konnte.

14. KAPITEL
    Es war noch dunkel in ihrem Zelt, als Robin erwachte. Etwas hatte sie aus ihren Träumen geschreckt, aber sie war deswegen nicht böse, denn es waren keine angenehmen Träume gewesen; wirres Zeug zum größten Teil, an das sie sich nicht wirklich erinnerte und es auch nicht wollte, bis auf einen einzelnen kurzen Part unmittelbar vor dem Erwachen: Sie hatte geträumt, ein Schatten wäre in ihr Zelt eingedrungen, und wahrscheinlich war es auch genau dieses Gefühl gewesen, das sie letztendlich geweckt hatte. Robin lauschte noch einen Moment mit geschlossenen Augen in sich hinein, und sie spürte zweierlei: zum einen, dass es noch tiefste Nacht war, Stunden, bis die kleine Glocke, die Horace eigens zu diesem Zweck mitgebracht hatte, zur Prima - dem Morgengebet in der ersten Stunde des Tages - rief, und zum anderen, dass sie keinen Schlaf mehr finden würde. Sie hatte sich in dem sicheren Gefühl niedergelegt, vor lauter Nervosität und Anspannung ohnehin nicht einschlafen zu können, und ihr Körper hatte sie eines Besseren belehrt. Nun aber war sie wieder wach, die Anspannung war noch immer da - sogar größer als zuvor -, und sie spürte, dass jeder Versuch, sich zum Einschlafen zu zwingen, es nur noch schlimmer machen würde. Robin seufzte lautlos in sich hinein. Sie hatte sich in den letzten Tagen so oft den Kopf über die Frage zermartert, wer denn nun ihr Freund und wer ihr Feind sei, dass sie möglicherweise das Nächstliegende übersehen hatte.

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