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Die Rückkehr der Templerin

Die Rückkehr der Templerin

Titel: Die Rückkehr der Templerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Feldschlacht betrogen - als ob sie jemals vorgehabt hätte, wirklich daran teilzunehmen!
    Horace musste auffallen, dass sie nicht unbedingt seiner Meinung war. Er maß sie mit einem eindeutig tadelnden Blick.
    »Diesmal wird unseren Brüdern, den Johannitern, die Ehre zuteil, als Erste auf die Armeen Saladins zu treffen.«
    »Oh«, machte Robin nur. Auch wenn sie den Grund dafür niemals wirklich verstanden hatte, so wusste sie natürlich um die uralte Rivalität zwischen dem Templer- und dem Johanniterorden. Mit einem Male konnte sie den Zorn des Großmeisters noch besser verstehen. Nicht unmittelbar an der Schlacht teilnehmen zu dürfen, musste ihn verletzt und vielleicht in seiner Ehre gekränkt haben, diesen Platz jedoch an die alten Rivalen des Johanniterordens abtreten zu müssen, musste für ihn wie ein Schlag ins Gesicht gewesen sein.
    »Und was können sie besser, was wir nicht können?«, fragte sie.
    »Nichts«, antwortete Horace. Er gab sich jetzt keine Mühe mehr, seine wahren Gefühle zu verhehlen. Warum auch immer, irgendetwas an der Situation schien ihn über die Maßen zu amüsieren. »Politik, Robin. Es ist nichts als Politik.«
    »Politik?«
    »Du weißt nicht viel über den König und den Hof in Jerusalem, nicht wahr?«, erkundigte er sich.
    Robin schüttelte den Kopf. Sie war auch nicht sicher, ob sie wirklich viel mehr darüber wissen wollte, als sie in den letzten Stunden und Tagen erfahren hatte.
    »Seit Balduin den Thron von Jerusalem bestiegen hatte«, begann Horace, »hat in Wahrheit seine Mutter regiert, Agnes von Courtenay, eine Schlampe, die mit jedem Mann ins Bett hüpft, weshalb sie auch von Balduins Vater Amalrich verstoßen wurde.«
    Robin sah ihn leicht verwundert an. Horace war normalerweise kein Mann, der über solcherlei Dinge sprach, schon gar nicht in diesem Ton.
    »Unglückseligerweise hat Agnes beste Verbindungen zu den Templern und zu Rainald de Châtillion, dem Grafen von Oultrejourdain, und etlichen anderen wichtigen Adeligen, mit denen sie vermutlich das Lager geteilt hat oder die hoffen, dass sie es tun wird, wenn sie ihr nur lange genug zu Gefallen sind. Sie plädiert für eine radikale Kriegspolitik gegen Saladin, und solange Balduin ihre gehorsame Marionette war und getan hat, was sie von ihm verlangte …« Er hob mit einem leisen Seufzen die Schultern und fuhr kopfschüttelnd und in verändertem und noch amüsierterem Ton, wie es Robin schien, fort: »Auf der anderen Seite steht Maria Komnena, die Stiefmutter Balduins, eine byzantinische Prinzessin und eine sehr kluge Frau. Zusammen mit den Johannitern und nicht wenigen Fürsten aus der nördlichen Hälfte des Königreiches ist sie für ein friedliches Nebeneinander mit den Heiden, zum Wohle aller.«
    Sein Blick streifte flüchtig Robins Gesicht, als wolle er auf diese Weise unhörbar hinzufügen, dass sie selbst, Robin, schließlich der lebende Beweis dafür war, dass diese vermeintliche Häresie sehr wohl funktionieren konnte. »Beide, Mutter und Stiefmutter, wirken ständig auf Balduin ein. Selbst ein gesunder junger Mann könnte dabei in tiefste Verwirrung gestürzt werden.«
    »Aber Balduin ist alles andere als gesund«, stellte Robin fest. Horace nickte bekümmert. »Leider nicht. Gerade jetzt, da er endlich zu einem eigenen Willen findet und sich den Einflüsterungen seiner falschen Berater entzieht und Dinge selbst entscheidet, wird die Krankheit schlimmer.«
    »Vielleicht ist es ein Zeichen Gottes«, murmelte Robin.
    Horace ignorierte die Bemerkung. »Er tut mir Leid«, sagte er, leise und in einem sehr ehrlich bekümmert klingenden Ton. »Er lädt Sternendeuter und muslimische Wunderärzte an seinen Hof in Jerusalem ein, und er vertraut immer mehr und mehr den Rittern und Priestern des Lazarusordens.«
    »Und was hat das damit zu tun, dass er uns nicht in die Schlacht ziehen lässt?«, fragte Robin.
    »Balduin stärkt die Flanken, weil er ein kluger Mann ist. Ein weiser Feldherr hält seine stärkste Waffe stets in Reserve. Sollte sich die Schlacht ungünstig entwickeln, können seine besten Ritter das Blatt vielleicht doch noch einmal wenden. Verläuft die Schlacht hingegen günstig, wirft er seine Auserwählten in den Kampf, wenn die Reihen der Gegner zu wanken beginnen, und versetzt ihnen so den Todesstoß. Odo und Gerhard sind zweifelsohne tapfere Ritter, aber in ihrem Ungestüm vergessen sie manchmal Maß und Ziel. Odo versteht einfach nicht, dass unser Orden durch Balduins Entschluss geehrt und

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