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Die Rückkehr der Templerin

Die Rückkehr der Templerin

Titel: Die Rückkehr der Templerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Antwort Horace eher noch mehr verstimmte, aber er sagte nichts dazu, sondern ging weiter und gab ihr mit einer ebenso beiläufigen wie befehlend wirkenden Geste zu verstehen, dass sie ihm folgen sollte. Erst als sie sich mehr als ein Dutzend Schritte vom Zelt des Königs und aus der Hörweite seiner Wachen entfernt hatten, und ohne sie dabei anzusehen, fragte er:
    »Hattest du bei diesen Männern eine bestimmte Person im Auge?«
    Robin wäre um ein Haar erschrocken zusammengefahren. Horace war von all den Männern, die ihr in den letzten Tagen begegnet waren, der einzige, der wi r klich wusste, wer sie war - er konnte doch unmöglich so leichtsinnig sein, dieses Geheimnis um einer ironischen Bemerkung willen aufs Spiel zu setzen!
    »Ich verstehe nicht ganz …«, begann sie.
    Horace beschleunigte seine Schritte ein wenig, bis sie ebenso schnell gingen wie Odo und der Marschall, die schon einen gehörigen Vorsprung vor ihnen gewonnen hatten, ohne dabei allerdings wirklich zu ihnen aufzuschließen, bevor er antwortete.
    »Man hat mir berichtet, dass du vergangene Nacht in einem Teil der Burg gesehen worden bist, der weit entfernt von deinem Quartier liegt.«
    Robin seufzte. »Ich wusste, dass sich Rother nicht an das Schweigegelübde hält. Aber ich wusste nicht, dass er ein Plappermaul ist.«
    Täuschte sie sich, oder huschte ein kurzes, aber sehr ehrliches Lächeln über Horaces Gesicht, als er sie flüchtig von der Seite her musterte? Seine Stimme zumindest klang ernst. »Vielleicht solltest du froh sein, dass er nur zu mir gekommen ist. Es gibt einige unter uns, die selbst eine so kleine Verfehlung hart bestrafen würden.«
    »Und Ihr gehört nicht dazu?«
    »Zumindest nicht an einem Tag wie diesem«, antwortete Horace. »Wir werden morgen jedes bisschen Kraft brauchen, das wir aufbringen können. Eine Stunde auf den Knien und frische Narben auf dem Rücken sind der Kampfkraft eines Ritters nicht unbedingt zuträglich.«
    »Wie schade, dass nicht jeder unserer Brüder dieser Meinung ist«, antwortete Robin. »Viele von uns würden sonst morgen wesentlich kraftvoller in die Schlacht reiten können.«
    Horace sah sie auf eine sonderbare Weise an, ein wenig irritiert, aber auch nachdenklich. Dabei fragte sich Robin selbst, warum sie das eigentlich gesagt hatte. Sie verstieß damit nicht nur gegen das Schweigegelübde, das - obgleich es hier offensichtlich von kaum jemandem ernst genommen wurde - immer noch galt, sondern erzählte Horace auch wahrlich nichts Neues. Schon während der Überfahrt auf der Sankt Christophorus war sie Zeugin mehr als eines Streites zwischen ihm und Dariusz geworden, bei dem es um ganz genau dieses Thema gegangen war. Sie gestand sich ein, dass sie einfach plapperte, um Horace vielleicht davon abzubringen, eine andere Frage zu stellen, deren Beantwortung ihr sehr viel unangenehmer gewesen wäre.
    Natürlich tat er es doch, und natürlich tat er es auch genau in diesem Moment, fast als hätte er ihre Gedanken gelesen. »Nun, um bei Eurer wenig ritterlichen Art der Sprache zu bleiben, Bruder Robin - man hat mir tatsächlich zugetragen, dass Ihr neugierig seid und viele Fragen stellt. Und mir selbst ist aufgefallen, wie aufmerksam Ihr die Gesichter unserer Brüder studiert habt.«
    Er lächelte. »Ihr habt Euch von der Kolonne entfernt, nicht wahr?«
    Robin gab auf. Horace verfügte offensichtlich nicht nur über eine Menge neugieriger Augen und großer Ohren, die ihm alles zutrugen, sondern war darüber hinaus auch selbst ein aufmerksamer Beobachter, dem kaum etwas entging. Schon gar nicht das, was er eigentlich nicht sehen sollte.
    »Ihr habt Recht«, gestand sie, wobei sie den zerknirschten Ton in ihrer Stimme nicht einmal zu spielen brauchte. »Ich habe …«
    Sie fuhr sich nervös mit der Zungenspitze über die Lippen, die plötzlich so trocken und spröde geworden zu sein schienen, dass sie kaum noch weitersprechen konnte, und setzte neu an.
    »Gestern Nacht, während des Matutin … ich dachte, ich hätte Bruder Abbé gesehen.«
    »Und Ihr wart auf der Suche nach ihm?«, fragte Horace, ohne dabei auch nur mit einer Silbe auf ihre eigene Frage einzugehen.
    »Warum seid Ihr nicht einfach zu mir gekommen?«
    Robin sah ihn einen Moment lang fast hilflos an und musste sich dann eingestehen, dass sie es nicht wusste. Die Wahrheit war, dass sie gar nicht auf diese Idee gekommen war.
    »Abbé ist nicht hier«, fuhr Horace fort. Robin sagte auch dazu nichts. Sie hoffte, dass sie ihre Züge

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