Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Rückkehr der Templerin

Die Rückkehr der Templerin

Titel: Die Rückkehr der Templerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
Vielleicht war die Einzige, vor der sie sich wirklich in acht nehmen musste, sie selbst …
    Behutsam stemmte sie sich auf beide Ellbogen hoch und blinzelte aus noch immer vom Schlaf verquollenen Augen in die Runde. Es war nicht ganz so dunkel in dem winzigen Zelt, wie es ihr im allerersten Moment vorgekommen war. Matt drang das Licht eines nahen Lagerfeuers durch das Tuch der Zeltwand, und sie hörte Geräusche: das dumpfe Raunen und Wispern des Lagers selbst, das fast wie das Geräusch einer fernen, aber ungeheuer machtvollen Meeresbrandung klang, nur dann und wann unterbrochen vom einsamen Wiehern eines Pferdes oder einem einzelnen, metallenen Klang. Nicht weit entfernt klangen manchmal regelmäßige langsame Schritte auf und verschwanden dann wieder, wenn sich der Posten auf seiner Runde dem Zelt näherte und dann weiterging. Obwohl sie sich inmitten eines der größten Heere befanden, das die Kreuzfahrer jemals zusammengezogen hatten, hatten die Templer trotzdem die nötige Vorsicht walten lassen und ausreichend Wachen aufgestellt. Nicht weit entfernt schnarchte ein Mann so laut, dass das Geräusch ohnehin jeden anderen Laut bis hin zum Dröhnen einer näher kommenden Reiterarmee übertönt hätte.
    Ihre Unruhe kehrte zurück. Eigentlich war sie niemals weg gewesen. Robin fragte sich erneut, was sie eigentlich geweckt hatte. Sie blinzelte in die Finsternis und lauschte noch einmal und noch konzentrierter, aber es blieb dabei: Sie war allein. Robin schalt sich in Gedanken eine hysterische Gans und wollte sich schon entspannt zurücksinken lassen, als sie eine Bewegung unter der Decke spürte.
    Es war nicht einmal wirklich eine Bewegung, sondern kaum mehr als der Hauch einer Berührung, aber es war da, und es war etwas, das dort aber auch rein gar nichts zu suchen hatte. Etwas schob sich an ihrem Oberschenkel hinauf unter ihr Hemd. Stumpfe Krallen tasteten zitternd über ihre Haut. Etwas, fast so groß wie eine Hand, kroch an ihr hoch.
    Robins Herz begann zu klopfen. Sie wagte es nicht, sich zu bewegen oder auch nur laut zu atmen. Sie spürte, wie ihr der Schweiß aus allen Poren rann, während das Kratzen und Schaben winziger harter Klauen auf ihrer Haut anhielt.
    »Rühr dich nicht! Atme nicht einmal!«
    Die Stimme erklang irgendwo neben und hinter ihr in der Dunkelheit. Sie hörte ein leises, eisernes Scharren, und Metall blitzte rot in dem schwachen Licht, das durch die Zeltbahn drang. Jemand war doch hier drinnen, und sie hatte sogar das Gefühl, die Stimme der in heiserem Flüsterton hervorgestoßenen Worte kennen zu müssen, war aber zugleich viel zu aufgeregt, um den Gedanken weiterzuverfolgen. Ihr Herz hämmerte immer lauter. Sie konnte nun sehen, wie sich etwas unter der dünnen Leinendecke bis hinauf zu ihrem Bauch schob und schließlich dort verharrte. Eine flache Wölbung unter der Decke … Angst tobte in immer heftigeren Wellen durch ihre Adern und begann sich wie eine große, stachelige Faust in ihrem Magen zusammenzuballen. Ein Skorpion. Aber er musste viel größer als alle Skorpione sein, die sie bisher gesehen hatte!
    Robin befolgte den Rat, den ihr der Schatten gegeben hatte, wenn auch nicht ganz freiwillig: Sie konnte gar nicht mehr atmen, denn die Angst schnürte ihr buchstäblich die Kehle zu.
    »Ganz ruhig«, fuhr die Stimme hinter ihr fort. »Es ist gleich vorbei.«
    Wieder hatte Robin das Gefühl, den Besitzer dieser Stimme kennen zu müssen, aber in ihrer Panik kam es ihr auch so vor, als höre sie einen Ton boshafter Vorfreude darin. Plötzlich war ihr alles klar. Der Skorpion hatte sich keineswegs zufällig in ihr Zelt verirrt, und schon gar nicht unter ihre Decke. Jemand hatte ihn hereingebracht, und ganz offensichtlich wollte sich dieser Jemand mit eigenen Augen davon überzeugen, dass sein feiger Mordanschlag auch von Erfolg gekrönt wurde. Das ergab zwar überhaupt keinen Sinn, aber Robin war in Todesangst und der Panik näher als jemals zuvor und zu keinem klaren Gedanken mehr in der Lage.
    »Noch einen Schritt, und ich schreie«, flüsterte sie.
    Der Schemen blieb tatsächlich stehen, und zu Robins nicht geringer Überraschung klang seine Stimme leicht amüsiert, als er antwortete: »Aber dann würde dich der Skorpion stechen, und du würdest sterben. Ich habe gehört, dass es ein sehr qualvoller Tod sein soll. Es dauert sehr lange.«
    Die Kreatur unter ihrem Hemd machte einen einzelnen trippelnden Schritt und erstarrte dann wieder, wie um die Drohung des Fremden noch zu

Weitere Kostenlose Bücher