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Die Rückkehr der Templerin

Die Rückkehr der Templerin

Titel: Die Rückkehr der Templerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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gelang ihr nicht wirklich. Er stand halb hinter Dariusz und wich ihrem Blick aus, aber sie glaubte zu erkennen, dass er noch immer sehr bleich war.
    Dann tat er etwas Sonderbares. Möglichst unauffällig schob er sich hinter Dariusz entlang, blieb wie durch Zufall dicht neben ihm stehen, und Robins Herz machte schon wieder einen erschrockenen Schlag und schien zu einem harten Kloß in ihrer Kehle zu erstarren, als sie das schwarze Tuch sah, das unmittelbar neben Rothers Fuß lag. Salims Turban! Vielleicht hatte Rother bisher geschwiegen, weil er nicht sicher war, wem Dariusz glauben würde, wenn sie einfach abstritt, was er gerade mit eigenen Augen gesehen hatte. Nun aber lag der Beweis direkt vor ihm.
    Doch statt sich danach zu bücken und ihr Schicksal damit endgültig zu besiegeln, stieß Rother das Tuch mit einer raschen und doch unauffälligen Bewegung seines linken Fußes zwischen ihre Lagerstatt und die Zeltwand. Robin war so überrascht, dass sie sich nur noch mit Mühe beherrschen konnte und nicht einmal ganz sicher war, dass es ihr wirklich gelang.
    »Soll Bruder Rother Euch beim Ankleiden helfen?«, fragte Dariusz spöttisch.
    Robin verzichtete vorsichtshalber auf eine Antwort und beeilte sich, auch noch den Rest ihrer Kleidung anzulegen. Nachdem Dariusz ihren entsprechenden, fragenden Blick mit einem angedeuteten Kopfschütteln beantwortet hatte, verzichtete sie darauf, auch Schild, Helm und Schwertgurt mitzunehmen, und so vergingen nur mehr wenige Augenblicke, bis sie hinter ihm und Rother aus dem Zelt trat. Rings um sie herum flackerten offene Feuer und Fackeln, und sie sah, dass die meisten ihrer Brüder tatsächlich schon wach und angekleidet waren und sich einige von ihnen bereits, wenn auch ohne Hast, in Richtung des kleinen Platzes in der Mitte des Lagers bewegten, auf dem die Morgenmesse stattfinden sollte.
    Nachdem Dariusz gerade so sehr zur Eile gedrängt hatte, wurden nun auch seine Schritte langsamer, kaum dass sie das Zelt verlassen hatten. Nach ein paar Schritten schlenderte er geradezu dahin, und Robin hatte das Gefühl, sie müssten nur noch eine Winzigkeit langsamer gehen, um vollends stehen zu bleiben. Sie wagte es nicht, eine entsprechende Bemerkung zu machen oder gar eine Frage zu stellen, aber sie versuchte, Rother einen fragenden Blick zuzuwerfen. Der junge Ritter antwortete mit einem nur mit den Augen angedeuteten Kopfschütteln, das Robin aber eher verwirrte, als ihr irgendwie weiterzuhelfen. Sie verstand einfach nicht, warum er Dariusz bisher so ganz offensichtlich noch nicht Bericht erstattet hatte; und sie verstand noch sehr viel weniger, warum er das verräterische Tuch weggestoßen hatte. Damit hatte er ihr nicht nur das Leben gerettet, sondern sich auch selbst in höchste Gefahr gebracht. Robin zweifelte nicht daran, dass sie sich noch vor Beginn der Schlacht nebeneinander auf demselben Scheiterhaufen wiedergefunden hätten, hätte Bruder Dariusz es gesehen und das Tuch gefunden und die richtigen Schlüsse daraus gezogen. Ob Rother auch nur ahnte, welches Risiko er eingegangen war?
    »Du wirst dich sicher fragen, warum ich dich angetrieben habe, wo wir doch so sichtlich viel Zeit bis zur Prima haben«, sagte Dariusz plötzlich und von einem Moment auf den anderen zum vertraulichen Du wechselnd.
    Robin schwieg. Wenn Dariusz irgendein grausames Spiel mit ihr spielen wollte, so konnte sie ihn nicht daran hindern, aber sie würde gewiss nicht auch noch freiwillig dabei mitmachen.
    »Ich will es dir sagen, Bruder Robin«, fuhr Dariusz fort und blieb nun endgültig stehen. »Ich habe es getan, um dir all das hier zu zeigen.«
    Robin schwieg beharrlich weiter.
    »All diese Männer hier«, fuhr Dariusz mit einer deutenden Geste in die Runde fort. »All unsere Brüder, all die weltlichen Ritter und Gefolgsleute, all die freiwilligen Kämpfer, ob Ritter oder der niedrigste Schildknappe, haben sich in der vergangenen Nacht auf die Schlacht vorbereitet. Viele haben gebetet. Manche haben getrunken, und manche haben gesündigt und sich der fleischlichen Lust hingegeben. Ein jeder auf seine Art. Hast du das ebenfalls getan, Bruder Robin?«
    Robin erschrak bis ins Mark. »Was?«, fragte sie mit belegter Stimme. Ihr Herz klopfte bis zum Hals. Wusste Dariusz doch Bescheid und war des grausamen Spiels überdrüssig geworden?
    »Dich auf die Schlacht vorbereitet und Gott um Beistand und Schutz gebeten«, antwortete Dariusz.
    »Selbstverständlich«, sagte Robin rasch. Dariusz’ Augen

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