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Die Rückkehr der Templerin

Die Rückkehr der Templerin

Titel: Die Rückkehr der Templerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Assassinen gefangen. Krümmt ihm kein Haar, aber tragt Sorge dafür, dass er das Lager nicht verlässt, bevor wir zurück sind. Danach gebt ihm, was seinem Herrn zusteht. Ich werde ihm einen persönlichen Brief an den Alten vom Berge mitgeben, in dem ich ihm meinen Standpunkt erkläre, und ich bin sicher, er wird ihn verstehen.«
    Dariusz starrte ihn und Ridefort einen Moment lang abwechselnd und mit steinernem Gesicht an, doch dann wandte er sich mit einem gehorsamen Nicken um und eilte davon, um Odos Befehl auszuführen.
    Robin sah ihm mit klopfendem Herzen nach. Ihre Kehle war wie zugeschnürt, als sie beobachtete, wie er auf Salim zuging und dabei Rother und drei weiteren Rittern mit einer Geste bedeutete, ihm zu folgen, und plötzlich spürte sie, wie kalt der Morgen noch immer war. Sie hatte Angst. Entsetzliche Angst.
     
    Obwohl die Schlacht meilenweit entfernt war, ließ ihr Echo die Erde erzittern und dröhnte wie Donnerhall in Robins Ohren. Der Tag war so heiß geworden wie alle anderen zuvor, und obwohl Hunderte von Pferdehufen und Tausende von Füßen den Staub rings um sie herum in dichten Wolken hochwirbeln ließen, schien die Luft zugleich von einer seltenen Klarheit, sodass der Blick zumindest von Robins erhöhter Position aus ungehindert meilenweit reichte - oder es jedenfalls getan hätte, wäre er nicht kurz vor der Spitze des Heereszuges von den steil emporstrebenden, mit kränklich aussehendem, dürrem Gras und vereinzelten, sonderbar verbrannt wirkenden Bäumen bewachsenen Hängen des Tales aufgehalten worden. Trotz des Schlachtenlärms, der über die Hügel heranwehte, schien gleichzeitig eine fast unheimliche Stille zu herrschen, als wären alle anderen Laute einfach erloschen, um dem Dröhnen der aufeinander prallenden Heere, dem Klirren von Stahl, den Todesschreien von Mensch und Tier Platz zu machen.
    Robin fuhr sich müde mit dem Handrücken über das Gesicht und versuchte den Schweiß wegzublinzeln, der ihr immer wieder in die Augen lief und sie brennen ließ. Es war ein unheimlicher, fast bizarrer Anblick, der sich ihr und den anderen Tempelrittern bot, die auf Balduins Befehl hin in diesem schmalen Tal nordwestlich des eigentlichen Schlachtfelds Aufstellung genommen hatten. Ihr Auftrag - so hatte ihr Dariusz erklärt - lautete, den Truppen Faruk Schahs den Rückweg abzuschneiden, sobald es dem Hauptheer der Barone und Grafen sowie den Johannitern gelungen war, ihren Widerstand zu brechen und sie in die Flucht zu schlagen. Wäre es nach Dariusz’ vollmundigen Worten gegangen, so hätte dies schon längst passiert sein müssen. Die Schlacht tobte jetzt seit einer guten Stunde, und obwohl immer wieder Reiter mit Nachrichten von der Schlacht über die Hügel zu ihnen gekommen waren, die nichts anderes besagten, als dass es genau so kam wie von Balduin und den Johannitern vorausgesehen. Die Sarazenen waren an allen Fronten geschlagen worden, aber trotzdem waren ihre Reihen offensichtlich doch noch nicht ganz zusammengebrochen. Trotz der schrecklichen Verluste, von denen Dariusz mit leuchtenden Augen berichtete, hatten sie sich zumindest bisher noch immer nicht zur Flucht gewandt, sondern hielten dem christlichen Heer wider aller Erwartung stand.
    Während der letzten Zeit war Dariusz zusehends unruhiger geworden. Seine Finger spielten immer nervöser abwechselnd mit den Zügeln seines Pferdes und dem Schwertgriff in seinem Gürtel, und er bewegte sich unruhig im Sattel. Sein Blick wanderte unstet zwischen den Hängen rechts und links und dem schmalen Ausgang des Tales eine halbe Meile vor ihnen hin und her, und auf seinem Gesicht hatte sich ein Ausdruck zwischen Nervosität und Ungeduld ausgebreitet, der mit jedem Moment stärker wurde. Hätte irgendein anderer Mann als Dariusz neben ihr auf dem gewaltigen Schlachtross gesessen, Robin wäre sicher gewesen, dass er einfach unter der Hitze litt. Aber es war Dariusz, und Robin wusste, dass er eher sterben würde, bevor er sich anmerken ließ, dass ihm die Hitze ebenso sehr zu schaffen machte wie allen anderen hier. Was es ihm unmöglich machte, still im Sattel sitzen zu bleiben, das war das Wissen um die Schlacht, die auf der anderen Seite der Hügel tobte und an der er nicht teilhaben durfte. Sein Schwert gierte nach dem Blut der Feinde, und der bloße Gedanke, dass kaum mehr als eine Meile entfernt in diesem Moment eine Schlacht geschlagen wurde, die möglicherweise das Schicksal der gesamten Christenheit entscheiden konnte und er nicht

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