Die Rückkehr der Templerin
stemmen, und zumindest um diese Männer stand es tatsächlich nicht gut.
Wer nicht einfach niedergeritten wurde, der wurde von den Sarazenen mit Schwertern, Keulen oder Speeren niedergemacht oder ging unter einem Hagel von Pfeilen zu Boden, und nur zu oft sah sie berittene Gestalten mit spitzen Helmen und runden Schilden, die flüchtende Krieger wie die Tiere hetzten.
Sie erblickte jedoch auch immer wieder einzelne, gepanzerte Ritter, die sich gegen eine drei-, vieroder auch fünffache Übermacht hielten. Die meisten von ihnen fielen letztendlich doch, aber ihre schweren Waffen und die Rüstungen, Helme und Schilde verlangten ihren Feinden einen fürchterlichen Blutzoll ab. Wie immer die Schlacht letzten Endes auch ausgehen mochte, der Preis, den die Sarazenen dafür bezahlen mussten, würde ungleich höher sein als der ihrer Gegner.
Auch Robin wurde ununterbrochen angegriffen, und mindestens zweimal spürte sie einen harten Schlag, wenn ein weiterer Pfeil von ihrer Rüstung abprallte. Vermutlich hatte sie es nur Dariusz zu verdanken, dass sie den Rückweg zum Tal überhaupt überlebte; warum auch immer - er griff mindestens zweimal ein, um ihr beizustehen, als sie in Bedrängnis geriet, und vermutlich sogar öfter, ohne dass sie es bemerkte. In Robins Kopf überschlugen sich die Gedanken viel zu sehr, als dass sie tatsächlich darüber nachdenken konnte, doch es schien, als hätte sie in dieser Schlacht nicht einen, sondern gleich zwei Schutzengel.
Doch vielleicht war selbst das nicht genug.
Sie hatten das rettende Tal fast erreicht. Rings um sie herum wurde immer noch gekämpft, aber längst nicht mehr so heftig wie bisher, und vor ihnen lagen vielleicht noch hundertfünfzig oder zweihundert Pferdelängen. Robin wollte gerade erleichtert aufatmen, als sie etwas sah, das ihr vor Entsetzen schier die Kehle zuschnürte.
Die schmale Schlucht, die in das rettende Tal hineinführte, war plötzlich nicht mehr leer. Reiter strömten heraus. Hunderte, Aberhunderte von Reitern.
Aber es waren keine Templer, Johanniter oder christliche Ritter. Es waren Gestalten auf kleinen, schlanken Pferden, die spitze Helme und Rundschilde trugen und in bunte Burnusse gehüllt waren!
Neben ihr schrie Dariusz wütend auf, und auch Ridefort brüllte irgendetwas, das sie nicht verstand, und die vielleicht sechzig oder siebzig Reiter, auf die ihre Anzahl mittlerweile wieder angewachsen war, schloss sich binnen eines einzigen Augenblickes wieder zu einer perfekt ausgerichteten, geraden Linie zusammen. Als gäbe es die gewaltige Übermacht gar nicht, auf die sie zusprengten, nahmen die Reiter ihre typische Angriffsformation ein, und statt zu tun, worauf Robin instinktiv wartete, nämlich ihre Tiere herumzureißen und ihr Heil in der Flucht zu suchen, wurden sie plötzlich wieder schneller und senkten auf dem allerletzten Stück ihre Lanzen.
Robin hatte keine Lanze mehr, und hätte sie eine gehabt, es hätte ihr nichts genutzt. Dariusz schlug plötzlich mit dem Schild zu und versetzte ihrem Pferd einen Hieb gegen den Hals, der es zwar nicht taumeln ließ, aber nachhaltig aus dem Tritt brachte, sodass sie ein kurzes Stück zurückfiel und alle Hände voll damit zu tun hatte, nicht abgeworfen zu werden, und diese winzige Zeitspanne reichte. Als Robin die Gewalt über ihr Tier zurückerlangt hatte, prallten die beiden Reitertrupps aufeinander.
Die Erde erzitterte. Es war, als führe ein gigantischer Hammer auf einen noch gigantischeren Amboss herab. Für einen Moment schien die Welt aus nichts anderem als dem Krachen der aufeinander prallenden Körper zu bestehen, und vor Robins ungläubig aufgerissenen Augen wiederholte sich das Wunder, dessen Zeuge sie schon einmal geworden war: Ungeachtet der gewaltigen Überzahl der Sarazenen schienen die Templer das feindliche Heer einfach zu zermalmen. Die schiere Wucht ihres Angriffes ließ die Reihen der Sarazenen einfach zusammenbrechen. Es waren Saladins Truppen, nicht die Tempelritter, die zurückwichen, und für einen ganz kurzen Moment sah es beinahe so aus, als sollte sich das Schlachtenglück noch einmal wenden. Und vielleicht wäre es Ridefort und seinen Männern tatsächlich gelungen, das Schicksal noch einmal herumzureißen, allein durch den beispiellosen Mut seiner Männer und ihren unbedingten Willen zu siegen, denn die Truppen, die sich ihnen entgegengeworfen hatten, wankten nicht nur, sie begannen zur ü ckzuweichen, und Panik machte sich unter Mensch und Tier breit.
Plötzlich war
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