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Die Rückkehr der Templerin

Die Rückkehr der Templerin

Titel: Die Rückkehr der Templerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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sein - auch wenn es jetzt sicherlich kein Albtraum mehr war -, denn das Erste, was sie sah, als sie die Augen aufschlug, war ein Gesicht, das es hier gar nicht geben konnte. Darüber hinaus handelte es sich um eine höchst hartnäckige Vision, denn sie weigerte sich nicht nur zu verschwinden, als sie mit den Augen blinzelte, sondern strahlte sie im Gegenteil an und sprang mit einem Satz von dem Hocker, auf dem sie bisher gesessen hatte, und stürmte so schnell davon, dass ihre Zöpfe wild auf und ab hüpften. »Sie ist wach! Sie ist wach!«, schrie sie immer wieder. »Sie ist wach! Schnell!«
    Verwirrt stemmte sich Robin auf die Ellbogen hoch, brachte die Bewegung aber nur halb zu Ende. Ihre linke Schulter schmerzte höllisch, und als sie den Kopf drehte und an sich herabsah, erkannte sie, dass sie unförmig angeschwollen und so dick bandagiert war, dass sie wie eine Buckelige aussah. Auf der anderen Seite des kleinen Zimmers, in dem sie aufgewacht war, fiel eine Tür ins Schloss, aber sie hörte Nemeths aufgeregte Stimme noch immer durch das Holz dringen.
    Nemeth? Aber wieso …?
    Eine wilde Hoffnung loderte in Robin auf. Sie setzte sich mit einem Ruck hoch und sah sich um, erreichte damit aber nicht mehr, als dass ihr schwindelig wurde und sie mit einem zwischen den Zähnen hervorgepressten Stöhnen wieder zurücksank.
    Mit geschlossenen Augen wartete sie, bis die Dunkelheit hinter ihren Lidern aufgehört hatte, sich wild im Kreise zu drehen, bevor sie die Augen abermals aufschlug und sie sich noch einmal umsah. Ihre Hoffnung verschwand so schnell, wie sie gekommen war. Das kleine Zimmer, in dem sie aufgewacht war, war praktisch leer und hatte nur ein kleines, außerhalb ihres Gesichtsfeldes liegendes Fenster und ließ praktisch keine Rückschlüsse auf ihren Aufenthaltsort zu, aber der graue Stein der Wände gehörte ganz eindeutig nicht zu den aus dem gewachsenen Fels herausgehauenen Mauern Masyafs.
    Aber wenn sie nicht in Sinans Festung war, wie kam dann Nemeth hierher?
    Sie fühlte sich noch zu benommen und auf eine sonderbar unangenehme Art schlaftrunken, um wirklich über diese Frage nachzudenken, aber sie tröstete sich mit dem Gedanken, dass das Mädchen schließlich genug Lärm machte. Zweifellos würde gleich jemand kommen, der all ihre Fragen beantwortete.
    Sie schloss wieder die Augen und lauschte in sich hinein. Ihre Schulter tat weh, wenn auch nicht so schlimm, wie sie erwartet hatte, wenigstens solange sie sich nicht bewegte. Wo ihre Erinnerungen sein sollten, war nur ein Durcheinander aus größtenteils unangenehmen Bildern und aufblitzenden Impressionen, Geräuschen und erstaunlicherweise Gerüchen, die ihr von allem vielleicht am meisten zu schaffen machten.
    Auch darüber machte sie sich keine allzu großen Sorgen. Es gehörte gewiss nicht zu ihrem Alltag, das Bewusstsein zu verlieren, aber es war auch nicht das erste Mal, und sie mutmaßte, dass ihre Erinnerungen zurückkehren würden, wenn sie sich nur ein wenig Zeit ließ. Sie war nicht einmal ganz sicher, ob sie sich wirklich erinnern wollt e . Sie war verletzt worden, und …
    Ein so jäher Schrecken durchfuhr sie, dass sie hochfuhr und nicht einmal den stechenden Schmerz zur Kenntnis nahm, den die unvorsichtige Bewegung in ihrer Schulter auslöste. Mit einem Ruck fegte sie die Decke zur Seite und atmete erleichtert auf, als sie sah, dass sie darunter wenigstens nicht nackt war, sondern ein einfaches leinenes Gewand trug. Allerdings war es eine Erleichterung, die nicht sehr lange anhielt. Sie war verletzt worden, und jemand hatte sie verbunden, und das bedeutete zwangsläufig, dass man sie ausgezogen hatte! War ihr Geheimnis noch gewahrt?
    Sie wusste es nicht. Sie versuchte sich damit zu beruhigen, dass vermutlich schon die bloße Tatsache, dass sie noch am Leben war, diese Frage mit einem ganz klaren Ja beantwortete. Sie war nicht in Ketten. Sie befand sich - vermutlich - nicht in einem Kerker, und der Schnelligkeit nach zu schließen, mit der Nemeth verschwunden war, stand vor ihrer Tür auch keine Wache - aber was besagte das schon?
    Der Gedanke wollte Panik in ihr auslösen, doch das ließ sie nicht zu. Stattdessen zog sie die Decke wieder hoch und setzte sich auf, vorsichtig und soweit es ihre verletzte Schulter zuließ. Sie musste vor allem Ruhe bewahren, gleich, ob ihr Geheimnis nun gelüftet war oder nicht. Sie atmete ein paar Mal gezwungen tief ein und aus und lauschte in sich hinein. Das rasende Hämmern ihres Herzens beruhigte

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