Die Rückkehr der Templerin
erteilt, dass alles getan werden soll, um das Leben dieses tapferen jungen Bruders zu retten.«
»Oh«, machte Robin.
»Ja, genau das war auch das Erste, was mir dazu eingefallen ist«, pflichtete ihr Abbé bei. »Aber Politik ist eine sonderbare Sache, mein Kind. Aus bestimmten Gründen möchte der König nicht, dass der feige Anschlag auf sein Leben ruchbar wird. Jedenfalls jetzt noch nicht. Er hat also niemandem etwas gesagt, sondern diesen tapferen, schwer verletzten jungen Ordensritter in aller Heimlichkeit nach Safet gebracht und von unseren zuverlässigsten Rittern bewachen lassen. Später will er ihn dann zu sich rufen lassen. Ich vermute, um sich in aller Form bei ihm zu bedanken.« Er verzog flüchtig das Gesicht. »Vielleicht mit einem Bruderkuss?«
Robin verspürte einen kurzen Anflug von Ekel, auch wenn ihr natürlich klar war, dass Abbé sie nur foppen wollte. »Wie geht es dem König?«, fragte sie.
»Gut«, sagte Abbé. »Jedenfalls den Teilen, die noch von ihm übrig sind.«
Robin überging die Bemerkung, schon, um nicht vor Lachen laut herauszuplatzen, was ihr unziemlich erschienen wäre. Immerhin sprachen sie über den König. »Wir sind also in Safet«, stellte sie fest.
»Ich sagte, Bruder Robin ist in Safet«, verbesserte sie Abbé.
» Wir sind in Jerusalem.«
»Jerusalem?« Robin richtete sich kerzengerade auf, was eine neue Welle von Schmerz in ihrer Schulter auslöste - die sie in diesem Moment aber nicht einmal wirklich zur Kenntnis nahm. Sie waren in Jerusalem? Sie hatte alles, was hinter ihr lag, im Grunde nur auf sich genommen, um hierher zu kommen, die Heilige Stadt der Christenheit mit eigenen Augen zu sehen und über den gesegneten Boden zu schreiten, den Gottes Sohn selbst berührt hatte!
So viel, hörte sie eine dünne, aber unüberhörbar spöttische Stimme irgendwo in ihren Gedanken, zu ihrer eigenen Behauptung, sie wäre keine gute Christin mehr.
Sie verscheuchte den Gedanken.
»Ja«, antwortete Abbé. »Und das schon seit einer Woche.«
»Eine Woche?«, wiederholte Robin ungläubig. »Ich habe e i ne Woche geschlafen?«
Abbé zog sich einen Schemel heran, auf den er sich nicht nur mit einem erschöpften Seufzer sinken ließ, sondern der auch hörbar unter seinem Gewicht ächzte. Robin fiel erst jetzt auf, dass der pausbäckige Tempelritter, abgesehen von einem rapiden Verlust seiner restlichen Haare, zwar in den zurückliegenden beiden Jahren keinen Tag älter geworden zu sein schien, dafür aber gehörig an Gewicht zugelegt hatte. Seltsam - sie hätte das genaue Gegenteil erwartet.
»Nicht eine Woche«, antwortete er schließlich. »Fünfzehn Tage.«
Robin starrte ihn an.
»Zwei Wochen und einen Tag«, bestätigte Abbé. »Es ist ein weiter Weg von den Ufern des Litani bis nach Jerusalem. Und den Umweg über Safet nicht zu vergessen, wo wir den bedauernswerten Bruder Robin abliefern mussten, um ihn in der Obhut von Bruder Horace zurückzulassen.«
Es fiel Robin immer noch schwer, Abbés Worten glauben zu schenken. Vergeblich lauschte sie in sich hinein. Sie müsste es doch spüren, wenn sie zwei Woc h en im Fieber dagelegen hätte!
»Wieso kann ich mich nicht erinnern?«, fragte sie schaudernd.
»Deine treue Dienerin da«, antwortete Abbé mit einer Kopfbewegung und einem strafend gespielten Blick auf Saila, »hat dir dreimal täglich einen Trunk eingeflößt, angeblich, um deine Wunden zu heilen und dein Fieber zu bekämpfen. Wäre ich kein Mann Gottes, so würde ich glatt behaupten, es handele sich um ein Hexengebräu vom Berge Masyaf. Immerhin sagt man deinem äh … Schwiegervater nach, er wäre nicht nur der Herr der Mörder und Attentäter, sondern auch ein großer Hexenmeister.«
»Und einer der wichtigsten Verbündeten des Ordens«, fügte Robin hinzu.
»Und einer unserer wichtigsten Verbündeten«, bestätigte Abbé. »Deshalb ist es ja auch ganz und gar ausgeschlossen, dass er wirklich die schwarze Magie betreibt. Würden wir uns sonst mit ihm einlassen?«
»Bestimmt nicht«, sagte Robin ernsthaft.
»Eben.« Bruder Abbé wandte sich zu Nemeth um. »Wie es scheint, warst du gerade doch nicht laut genug, mein Kind, auch wenn ich für einen Moment geglaubt habe, die Posaunen von Jericho erschallen zu hören. Warum gehst du nicht und suchst nach Salim, um ihn zu holen? Ich bin sicher, er kann es kaum
noch erwarten, seine Gattin in die Arme zu schließen.«
Saila warf ihm einen strafenden Blick zu, wagte es aber nicht, auch nur ein Wort zu
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