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Die Rückkehr der Templerin

Die Rückkehr der Templerin

Titel: Die Rückkehr der Templerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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sagen, zumal sich Abbé nun auch an sie wandte und in nur ganz leicht, aber dennoch hörbar kühlerem Ton hinzufügte: »Und du, mein Mädchen, solltest hinab in die Küche gehen und eine kräftige Mahlzeit für deine Herrin zubereiten. Immerhin hat sie seit zwei Wochen nichts mehr gegessen.«
    Robin wurde allein bei dem Gedanken an Essen schon fast übel, aber sie schwieg, bis Saila und ihre Tochter die Kammer verlassen hatten. »Wieso schickst du sie weg?«, fragte sie dann.
    »Ich habe keine Geheimnisse vor ihnen. Sie wissen alles über mich.«
    »Alles ist manchmal zu viel«, sagte Abbé. »Ich war schon immer der Meinung, dass ein Geheimnis im Grunde nur dann ein Geheimnis ist, wenn möglichst wenige von ihm wissen.«
    »Oder gar keiner?«, schlug Robin vor.
    »Richtig«, antwortete Abbé ungerührt. »Wir sollten jetzt genau überlegen, was zu tun ist. Ich will ehrlich zu dir sein, Robin. Das Spiel, das wir gemeinsam spielen, beginnt allmählich gefährlich zu werden. Nicht nur für dich. Ich habe meine schützende Hand über dich gehalten, solange ich konnte, aber auch meine Macht ist begrenzt. Vor allem jetzt, wo Odo nicht mehr da ist.«
    »Der Großmeister ist gefallen?«, entfuhr es Robin.
    Abbé schüttelte den Kopf und schlug hastig das Kreuzzeichen.
    »Gottlob nein. Aber er ist in Gefangenschaft geraten, zusammen mit nur zu vielen anderen.« Er hob die Schultern. »Das ist nicht nur für dich und mich ein schwerer Schlag, sondern für den gesamten Orden - auch wenn der eine oder andere hinter vorgehaltener Hand meint, es wäre nur Gottes gerechte Strafe, nach dem, was er getan hat.«
    »Was hat er denn getan?«, erkundigte sich Robin.
    »Eigentlich nichts Besonderes«, antwortete Abbé. »Außer vielleicht, dass er den Krieg für uns verloren hat.«
    »Er hat was?«, wiederholte Robin.
    »Mancher behauptet, es wäre so«, bestätigte Abbé. »Wir hätten die Schlacht gewinnen müssen, Robin. Unser Heer war ebenso stark wie das der Heiden, selbst mit Saladins so überraschend aufgetauchten Männern! Wir hätten siegen müssen, und wir hätten gesiegt, ohne Odos selbstmörderischen Angriff. Wir hätten sie zerschmettert. Doch als das Baussant zurückwich, ist der ganze Angriff zusammengebrochen.« Er schüttelte zornig den Kopf. »Dieser Narr! Ich achte und verehre ihn als Mensch, aber er hängt zu sehr an den Buchstaben unserer Ordensregeln! Kein Soldat Christi weicht vor dem Angesicht des Feindes zurück, es sei denn, er ist in mehr als dreifacher Überzahl! Pah! Es war die zeh n fache Überzahl, in diesem Moment!«
    »Das konnte er nicht sehen«, antwortete Robin. »Wir befanden uns in einem Tal. Wir hatten keine Sicht auf das Schlachtfeld.«
    Abbé wirkte ehrlich verblüfft, ausgerechnet s ie Odo von Saint- Amand verteidigen zu hören, dann aber ballte er nur umso wütender die Faust; fast wie um ihre Worte zu packen und zwischen den Fingern zu zerquetschen. »Dann hätte er Späher vorausschicken müssen«, beharrte er, und Robin fügte noch leiser hinzu: »Und es war nicht er, der den Angriff befohlen hat.«
    Diesmal starrte Abbé sie länger an. Er schwieg.
    »Es war nicht Odo, der den Angriff befohlen hat«, sagte Robin noch einmal. »Es war Bruder Dariusz. Odo hat sich, im Gegensatz zu Graf Raimund, von ihm mitreißen lassen. Das ist das einzige Versäumnis, das Ihr ihm vorhalten könnt, soweit ich das beurteilen kann.«
    Abbé starrte sie weiter durchdringend an. Fassungslos? »Das kann nicht sein«, sagte er schließlich. »Gerhard von Ridefort behauptet ebenfalls …«
    »Dann lügt er«, unterbrach ihn Robin. Sie war selbst ein wenig überrascht über die Schärfe in ihrer Stimme, aber sie wurde eher noch lauter, als sie fortfuhr: »Ich weiß, was ich gesehen habe!«
    »Das ist eine sehr schwere Anschuldigung, die du da vorbringst, Robin«, sagte er schließlich. »Ist dir das klar? Nicht nur Marschall Ridefort bestätigt Dariusz’ Darstellung der Dinge, sondern auch zahlreiche Ritter aus seinem unmittelbaren Gefolge.«
    »Dann lügen sie alle«, sagte Robin wütend. »Ich weiß, was ich gesehen habe! Sagt, Bruder Abbé - wenn der Großmeister nicht zurückkommt, wer wird dann sein Nachfolger?«
    Abbé japste hörbar nach Luft, und alle Farbe wich aus seinem Gesicht. Doch seine Reaktion fiel ganz anders aus, als Robin erwartet hatte. »Was erdreistest du dich?«, fuhr er sie an. Seine Augen blitzten. Für einen Moment wirkte er so wütend, dass Robin nicht überrascht gewesen wäre, hätte

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