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Die Rückkehr der Templerin

Die Rückkehr der Templerin

Titel: Die Rückkehr der Templerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Sie sah Robin verwirrt an, denn der sonderbar niedergeschlagene Ton in ihrer Stimme war ihr keineswegs entgangen.
    »Dann lass uns dorthin gehen«, sagte Robin müde. Vielleicht waren das Stimmengewirr und Durcheinander eines orientalischen Basars ja genau das, was sie im Moment brauchte, um ihre düsteren Gedanken wenigstens etwas aufzuhellen. Nemeth warf ihr einen neuerlichen, noch verwirrteren Blick zu, deutete aber dann nur ein Schulterzucken an und ging los.
    Wieder nahm sie das Labyrinth kleinerer Sträßchen und Gassen auf, als sie den Vorplatz des Großen Tempels hinter sich ließen. Obwohl es noch früh war, herrschte auf den Straßen bereits ein reges Treiben. Männer und Frauen, die meisten - aber nicht alle - mit verhüllten Gesichtern, gingen ihrer Wege, standen zusammen und unterhielten sich oder eilten mit verbissenen Gesichtern und weit ausgreifenden Schritten an ihr vorüber. Eine angespannte Atmosphäre schien über der gesamten Stadt zu liegen, und Robin war sicher, auf mehr als einem Gesicht auch einen Ausdruck mühsam unterdrückter Furcht zu erkennen.
    Mehr als einmal kamen ihnen Ritter in Waffen und prachtvollen Kleidern entgegen, einmal sogar eine Gruppe von drei ihrer eigenen Ordensbrüder, denen die Einheimischen beinahe angstvoll Platz machten. Und auch die Blicke, die den in strahlendes Weiß und blutfarbiges Rot gehüllten Gestalten folgten, waren alles andere als freundlich. Robin las Furcht in den dunklen Augen der Einheimischen, aber auch Trotz, und hier und da sogar fast so etwas wie Hass. Waren ihr, wenn sie in ihrer Rolle als Tempelritter durch die Straßen einer Stadt geschritten war, ebensolche Blicke gefolgt?
    Sie wollte es nicht, aber plötzlich hörte sie, so deutlich, als hätte sie sie tatsächlich laut ausgesprochen, noch einmal Nemeths Worte von vorhin. Die heiligste S t adt d er Christen h eit. Und warum liegt sie dann in unserem Land?
    Robin verscheuchte auch diesen Gedanken und signalisierte Nemeth stumm, schneller zu gehen. Sie war nicht mehr wirklich sicher, ob es tatsächlich eine so gute Idee gewesen war, das Haus zu verlassen und hierher zu kommen.
    Aber sie war natürlich auch viel zu stolz, um dies - schon gar nicht vor Nemeth - zuzugeben.
    Sie benötigten eine gute halbe Stunde, um den Basar zu erreichen, der tatsächlich genau auf der anderen Seite des Tempelberges lag. Robins Blick blieb auf dem Weg dorthin mehr als einmal an der goldenen Kuppel der Grabeskirche hängen, die sie selbst in ihrer Verkleidung hätte betreten dürfen, denn sie stand allen Gläubigen offen, gleich welchem Glauben sie auch anhingen.
    Vielleicht auf dem Rückweg, entschied sie. Im Moment fühlte sie sich noch nicht in der Lage, eine Kirche zu betreten, ganz gleich, zu welchem Gott darin gebetet wurde.
    Der Basar lag in einer schmalen, halbdunklen Gasse, die nur auf der linken Seite von den hier typischen, eingeschossigen Häusern aus unverputzten Lehmziegeln bestand, während die rechte Seite von einer nahezu senkrecht emporstrebenden Wand aus sandfarbenem Fels gebildet wurde. Auch dort hatten Händler, Handwerker und Bauern ihre Stände aufgeschlagen, einfache Konstruktionen aus Stoff und hastig zurechtgeschnittenen Ästen zumeist, über die bunte Stoffbahnen gespannt waren, die ihren Besitzern und deren verderblichen Waren Schutz vor der unbarmherzigen Sonnenglut gewährten. Auf der anderen Seite gab es auch einige wenige Stände, zum allergrößten Teil aber wurde gleich aus den Häusern heraus verkauft.

Ein unbeschreibliches Durcheinander aus Gerüchen, Farben und Lärm drang ihr entgegen und schlug sie fast augenblicklich in seinen Bann: Sie roch frisches Fladenbrot, den exotischen Duft kostbarer Gewürze und heißes Fett, Schweiß und Rosenöl, zu ihrem nicht geringen Erstaunen den typischen Geruch gebratenen Fisches und heißen Metalls, Olivenöls und Kümmels und gebratenen Lammes, und sie hörte das Schreien der Ausrufer, die ihre Waren priesen (natürlich hatte jeder das absolut beste Angebot unter dem gesamten Firmament), das Klingen von Hämmern, die Kupfer oder anderes Metall bearbeiteten, das Blöken eines Schafes und das Brutzeln heißen Fettes, das Weinen eines Kindes und die schrillen Stimmen der Feilschenden, lautes Lachen und das Geräusch harter Stiefelschritte auf dem gepflasterten Boden, und so vielfältig wie die Geräusche und Gerüche waren auch die optischen Eindrücke, die auf sie einstürmten. Obwohl die aufgespannten Sonnensegel rechts und links der

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