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Die Rückkehr der Templerin

Die Rückkehr der Templerin

Titel: Die Rückkehr der Templerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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vollkommen verbergen sollte? Schließlich aber gab sie auch diesmal auf, befestigte den Schleier und folgte Nemeth auf den Flur hinaus.
    Das Haus schien leer zu sein. Von irgendwoher drangen Geräusche an ihr Ohr, aber es war nichts Bedrohliches daran. Robin blieb trotzdem aufmerksam. Dies hier war ein Haus der Assassinen. Dass sie keine Wachen sah, bedeutete nicht, dass es keine gab.
    Der Korridor besaß zwei weitere Türen auf derselben Seite, aber kein Fenster, sodass nur ein wenig blasses Licht vom Fuße der Treppe heraufdrang, die ins Erdgeschoss hinunterführte. Irgendwo dort unten bewegte sich etwas. Sie sah das Flackern von Schatten.
    »Wir müssen uns beeilen«, sagte Nemeth laut, als sie die aus Lehmstufen gefertigte Treppe hinabstiegen. »Es ist ein weiter Weg bis zum Basar, und wahrscheinlich werden die Händler wieder stundenlang feilschen und uns unnötig aufhalten.«
    Robin begann ganz allmählich zu dämmern, was Nemeths sonderbares Benehmen zu bedeuten hatte - vor allem, als sie die in einen schmuddeligen weißen Burnus gehüllte Gestalt sah, die mit lässig vor der Brust verschränkten Armen an der Wand neben der Tür lehnte und so tat, als beobachte sie gelangweilt das Treiben auf der Straße. Der Mann trug normale Kleidung und keine Waffen, aber Robin erkannte einen Assassinen, wenn sie ihn sah.
    Sie erkannte sogar diesen Assassinen.
    Sie hatte ihn ein paar Mal auf Masyaf gesehen, wenn auch nur flüchtig, und sie konnte nur hoffen, dass es ihm umgekehrt genauso erging. Rasch senkte sie den Blick - nicht so weit, dass es auffiel - und dankte Nemeth im Stillen dafür, dass sie auf dem Schleier bestanden hatte. Der Mann gehörte nicht zu Salims oder Raschid Sinans Leibwache. Wenn er ihr Gesicht überhaupt schon einmal gesehen hatte, dann allerhöchstens aus großer Entfernung und nur kurz. Dennoch begann ihr Herz schneller zu schlagen, als sie dicht hinter Nemeth das Haus verließ und an dem Assassinen vorbeiging. Er rührte sich nicht, aber Robin glaubte den misstrauischen Blick seiner Augen regelrecht zwischen den Schulterblättern zu spüren.
    »Jetzt beeil dich schon, Mutter«, drängelte Nemeth. »Immer trödelst du herum!«
    Robin versetzte ihr einen Klaps mit der flachen Hand gegen den Hinterkopf, und das Mädchen verzog übertrieben das Gesicht und beeilte sich weiterzustolpern, während sie die Hand hob und sich den Schädel rieb. Als Robin ihr folgte, sah sie aus den Augenwinkeln, wie der Assassine flüchtig lächelte und seine Aufmerksamkeit dann wieder seiner eigentlichen Aufgabe zuwandte, nämlich so zu tun, als wäre er gar nicht da.
    »Wieso habt Ihr mich geschlagen?«, fragte Nemeth vorwurfsvoll, als sie außer Hörweite des Assassinen waren.
    »Weil deine Mutter es auch getan hätte für diese vorlauten Worte«, antwortete Robin. »Und wir wollen doch schließlich kein Aufsehen erregen, oder?«
    Nemeth rieb sich weiter den Schädel, obwohl Robin ihr wirklich kaum mehr als einen freundschaftlichen Klaps gegeben hatte, beließ es aber bei einem vorwurfsvollen Blick. Am Ende der Straße wandte sie sich nach links, und erst jetzt, als sie sicher außer Sichtweite des Wächters waren, wagte es Robin, vorsichtig aufzuatmen und den Kopf zu heben.
    Die Straße, auf der sie sich nun befanden, unterschied sich in nichts von zahllosen Straßen in zahllosen Städten, in denen sie schon gewesen war. Nahe an der Stadtmauer gelegen, war sie weit vom Zentrum Jerusalems mit all seinen Wundern und fantastischen Kirchen, Palästen und anderen großartigen Bauwerken entfernt, und es entsprach auch ganz der Art der Assassinen, nicht in einem Palast zu residieren, sondern eher unsichtbar zu bleiben. Dennoch war sie enttäuscht. Auch wenn sie wusste, wie unsinnig es war, so hatte sie doch einfach etwas anderes erwartet. Sie wusste selbst nicht, was, aber auf jeden Fall irgendetwas, das ihrer Vorstellung von der heiligsten Stadt der Christenheit mehr entsprach.
    »Wohin gehen wir zuerst?«, fragte Nemeth aufgeregt. »Die Grabeskirche? Der Palast des Königs? Der Tempelberg?«
    »Kennst du denn all diese Orte?«, fragte Robin überrascht.
    »Nicht alle«, gestand Nemeth kleinlaut. »Aber ich habe davon gehört. Und der Basar ist ganz in der Nähe des Tempelberges.«
    Sie kicherte. »Ich habe ein wenig Geld eingesteckt. Wir könnten ein paar Einkäufe erledigen. Auf diese Weise«, fügte sie nachdenklich hinzu, »hätten wir nicht einmal gelogen. Oder wenigstens nur ein bisschen.«
    Robin musste gegen

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