Die Rückkehr der Templerin
erleichtert, dich lebend wiederzusehen«, sagte er, »und allem Anschein nach zumindest äußerlich unversehrt. Du bist doch unversehrt, oder?«
Robin hatte nicht das Gefühl, dass Horace tatsächlich eine Antwort auf diese Frage erwartete, und selbst wenn es so gewesen wäre - sie hätte in diesem Moment gar nichts sagen können. Ihre Verwirrung hatte ein Ausmaß erreicht, das ihr fast körperlich den Atem nahm. Sie deutete nur ein Nicken an, das Horace aber als Antwort vollkommen zu genügen schien, denn der Ausdruck von Verlegenheit wich nun endgültig von seinen Zügen.
»Das ist gut«, sagte er. »Ich danke Gott, dass er so gut auf dich acht gegeben hat.« Er schlug das Kreuzzeichen vor Brust und Stirn. »Wir alle waren in großer Sorge, als wir hörten, dass du dich in der Gewalt des Alten vom Berge befindest.«
Robin starrte ihn an. Es dauerte einen Moment, bis ihr wirklich klar wurde, was Horace da gerade gesagt hatte. »Ihr … ihr habt gewusst, dass ich noch lebe?«
Nun trat ein fast amüsiertes Funkeln in die Augen des hoch gewachsenen Tempelritters. »Gott achtet auf jedes einzelne seiner Schäfchen«, antwortete er. »Und wir auch.«
»Seit wann?«, entfuhr es Robin. Dann wurde ihr klar, wie leicht es wäre, diese Frage falsch zu verstehen, und sie fügte fast hastig hinzu: »Ich meine: Seit wann habt ihr es gewusst?«
»Wir haben nach dir gesucht«, antwortete Horace. »Hätte dieser Sklavenhändler dich nicht weggeschafft, wären wir zwei Tage später bei dir gewesen. Als uns zu Ohren kam, dass seine Karawane von Assassinen überfallen worden ist, haben wir schon das Schlimmste befürchtet.« Sein Blick wurde ganz leicht spöttisch.
»Aber wie es aussieht, hat sich ja alles zum Besten gewendet.« Robin schwieg eine geraume Weile, in der sie Horace nur ansah. Als sie schließlich weitersprach, war ihre Stimme leiser, gefasst, aber nicht ganz frei von Vorwurf. »Ich nehme an, es hat ganz gut in Eure Pläne gepasst, den Sohn des Alten vom Berge mit einer Christin verheiratet zu sehen?«
Sie bedauerte die Worte augenblicklich, aber es war zu spät. Horace lächelte unerschütterlich weiter, aber es war ein Lächeln, das nun um mehrere Grade kühler wirkte. »Es hat ganz gut in unsere Pläne gepasst«, antwortete er, »dich am Leben und in Sicherheit zu wissen. Was Bruder Abbé damals getan hat, war ein schwerer Fehler, der nicht nur ihn, sondern den ganzen Orden in große Gefahr hätte bringen können. Zugleich war es vor Gott richtig, denn das Leben jedes einzelnen Menschen ist heilig, und es steht auch dem Mächtigsten unter uns nicht zu, es gegen Argumente der Politik aufzuwiegen.«
Und so etwas sagte ein Mann, dachte Robin verstört, der gerade im Begriff stand, das Leben Tausender zu opfern, nur aus Gründen der Politik und des Machterhalts heraus?
»Und was das Verheiratetsein angeht«, fuhr Horace fort, »so wurde euer Bund nicht nach den Gesetzen der Christenheit und schon gar nicht vor Gott geschlossen, wenn ich richtig informiert bin.«
Auch darüber würde sie nachdenken müssen, dachte Robin, von allem, was er bisher gesagt hatte, vielleicht sogar am intensivsten. Bei aller Wiedersehensfreude, die sie empfand, sollte sie nicht vergessen, wie mächtig und auch gefährlich dieser Mann war. Horace hatte zweifellos die Wahrheit gesagt - er würde niemals so weit gehen, sie zu töten, um diesen Schandfleck vom ohnehin alles andere als blütenweißen Gewand des Templerordens zu tilgen, aber es gab andere Wege, einen Menschen unschädlich zu machen. Zugleich hatte sie das sichere Gefühl, dass er ihr mit diesen Worten eine Frage gestellt hatte, auf die er eine Antwort erwartete. Stattdessen stellte sie selbst eine.
»Wenn ihr all das gewusst habt, warum habt ihr niemals einen Boten zu mir geschickt? Wieso ist keiner von euch gekommen?« Seinem weiter abkühlenden Lächeln nach zu urteilen, war dies eine Frage, die ihr ganz eindeutig nicht zustand. Er beantwortete sie trotzdem. »Warum sollten wir? Es war alles gut so, wie es gekommen ist. Und es wäre auch weiter gut geblieben, hätte dieser Narr Dariusz einfach getan, was man ihm aufgetragen hat.«
»Und was wäre das gewesen?«, fragte Robin.
Horaces Blick verdüsterte sich, doch sie spürte auch, dass sein Zorn nicht ihr galt. »Nichts anderes, als seine Männer hierher zu führen, ohne nebenbei seine eigenen Pläne und Absichten zu verfolgen.« Er schüttelte zornig den Kopf. »Wenn es wahr ist, was Rother gerade berichtet
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