Die Rückkehr der Templerin
Ordens, Bruder. Sollte er sich so in dir getäuscht haben?«
»Salim hat nie mit mir über Politik gesprochen«, sagte Robin noch einmal. »So wenig wie sein Vater.«
»Du warst zwei Jahre lang bei ihnen«, beharrte Horace. »Nicht als Gefangene oder als Gast, sondern als Eheweib seines Sohnes.«
»Mit dem er so wenig über Politik und seine Pläne gesprochen hat, wie es ein christlicher König mit dem Weib seines Sohnes täte«, antwortete Robin.
Horace seufzte. Seine Fingerspitze malte unregelmäßige Kreise auf dem verwitterten Holz der Tischplatte. »Verzeih die Wahl meiner Worte, Robin«, sagte er nach einer Weile, und ohne sie direkt anzusehen. »Sie war ungeschickt. Ich wollte dich nicht beleidigen. Aber es wäre von großer Bedeutung für uns alle, zu wissen, wo Sinan steht.«
Robin war enttäuscht. Nach der ehrlichen Wiedersehensfreude, die sie in Horaces Augen gelesen hatte, tat der Gedanke doppelt weh, dass sie auch für Abbé und Horace am Ende nichts weiter als ein nützliches Werkzeug war. Dennoch überlegte sie einen Moment lang angestrengt. »Ich weiß es nicht«, sagte sie schließlich. »Aber so, wie ich Raschid kennen gelernt habe, wird er abwarten, bis sich zeigt, wer der Stärkere ist - und dann den Schwächeren unterstützen.«
Horace hob überrascht den Blick. »Ich wüsste nicht, dass jemand den Alten vom Berge jemals für einen Einfaltspinsel gehalten hätte.«
»Ich weiß nicht, was Ihr mit diesem Wort ausdrücken wollt«, antwortete Robin steif. »Sheik Sinan ist ein Mann von großem Ehrgefühl und mit einem ausgeprägten Sinn für Gerechtigkeit.«
»Sheik Raschid al-Din Sinan?«, vergewisserte sich Horace.
»Der Alte vom Berge? Wir sprechen von demselben Mann? Dem Obersten der Assassinen? Dem Herrn der Meuchelmörder und Attentäter und Giftmischer?«
Robin gemahnte sich zur Vorsicht, als sie den lauernden Unterton wahrnahm, der plötzlich in Horaces Stimme war. Zweifellos hatte Horace sogar Recht, von seinem Standpunkt aus - aber wo war letzten Endes der Unterschied, ob man einen Attentäter oder ein ganzes Heer aussandte, um seine Feinde zu töten?
Als hätte er ihre Gedanken gelesen, sagte Horace: »Ich beginne mich zu fragen, ob du nicht vielleicht zu lange Zeit bei den Assassinen verbracht hast.«
Robin zuckte die Achseln. »Ihr wolltet meine Einschätzung hören, Bruder Horace. Ich kann Euch nicht mehr sagen als das, was ich gesehen habe. Wenn Sheik Sinan etwas zutiefst verabscheut, dann ist es die Willkür des Starken dem Schwächeren gegenüber.«
Das war ganz und gar nicht das, was Horace hatte hören wollen, das sah sie ihm an, aber Robin war es leid zu lügen, ganz davon abgesehen, dass es ihr vermutlich nichts genutzt hätte. In einem gewissen Sinne schien Horace tatsächlich ihre Gedanken zu lesen.
»Gottes Wege sind wahrlich sonderbar«, seufzte der Tempelritter schließlich. »Als wir hörten, dass Dariusz dich ausfindig gemacht hat und zusammen mit dir auf dem Weg hierher ist, waren wir in großer Sorge. Und doch scheint es mir, dass unser gütiger Herr den richtigen Moment erwählt hat, dich zu uns zurückzubringen.«
»In Sorge?«, fragte Robin. »Weshalb?«
Ein Lächeln huschte über das Gesicht des Komturs. »Du hast vorhin gefragt, warum sich keiner von uns bei dir gemeldet oder wir dir nicht wenigstens eine Nachricht gesandt haben. Ich will dir deine Frage beantworten: Wir hielten es nicht für nötig. Gott hat dich damals in Abbés Komturei gesandt, um uns alle vor einer großen Gefahr zu warnen, und er hat dich auf Raschids Burg geschickt, solange du dort sicher warst. Aber das bist du nun nicht mehr.«
»Wieso?«, erkundigte sich Robin alarmiert. »Gibt es denn nicht ein Bündnis zwischen den Assassinen und uns?«
Horace nickte, schüttelte aber gleich darauf den Kopf. Sein Zeigefinger fuhr fort, kleine, unregelmäßige Kreise auf die Tischplatte zu zeichnen. »Der Einfluss des Ordens ist leider nicht so groß, wie es gut wäre, und auch nicht so groß, wie manche von uns glauben. Jerusalem missbilligt unser Bündnis mit den Assassinen schon seit langem, und es gibt auch innerhalb des Ordens mehr als eine Stimme, die dagegen ist, dass sich Gottes Krieger mit dem Herrn der Diebe und Meuchelmörder einlassen.« Robin wollte protestieren, doch Horace hatte dies offensichtlich vorausgesehen und hob abwehrend die Hand, noch bevor sie überhaupt etwas sagen konnte. »Das sind nicht meine Worte, Kind. Ich kenne Raschid. Ich weiß, dass er ganz genau
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