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Die Rückkehr der Zehnten

Titel: Die Rückkehr der Zehnten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Blazon
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Haut gebräunt war und die Spitzen seiner Haare ausgebleicht. »Dann will ich eure Unterhaltung nicht stören.« Beiläufig musterte er Lis’ Kleid und den Perlmuttkamm in ihrem Haar, dann drehte er sich um und verschwand durch die Tür ins Innere des Hauses.
     
    »Meine Mutter hieß Limar und war eine Priesterin der Göttin Nemeja«, sagte Tona und beantwortete damit ganz unvermutet die unausgesprochene Frage von Lis, die gerade die Blasen an ihren Händen betrachtete.
    In den vergangenen zwei Tagen hatte sie Tona dabei geholfen, die Kühe zu melken, hatte Leder gegerbt und in einer tiefen Steinschale purpurrote Meeresschnecken zu Pulver zerstoßen, das Tona dann mit Öl und Wasser verkochte, um Stoffe zu färben.
    Wie versprochen hatte Tona sie in der Nacht nach der Verurteilung der Kuriere zur Stadtmauer geführt. Matej begleitete sie und stemmte die Geheimtür auf. Er war sehr nervös, während er wartete, dass Lis ihre Suche beendete. Sie hatte so getan, als suchte sie ihren Behälter mit den Eidechsenknochen, während sie immer wieder fassungslos zur Landzunge starrte. Ihre Sinne hatten sie nicht getrogen: Ob bei Nacht oder am Tag – Piran war weg. Unglücklich und voller Angst war sie eingeschlafen.
    Bald beruhigte sie sich allerdings und sagte sich, dass es vielleicht an der Zeit lag. Vielleicht musste sie nur warten, bis in Piran wieder Vollmond war oder bis ein Gewitter die Sterne und den Mond verdunkelte.
    Nun machte sie sich daran, gemeinsam mit Tona knorpelige, mürrisch aussehende Drachenfische auszunehmen und an langen Stecken über das Feuer zu halten. Levin saß am Feuer und schnitzte einen Holzhaken. Ein langer verkrusteter Schnitt quer über seinen Daumen zeigte, dass er das Schnitzen noch üben musste. Borut, der mit seinen Hunden heute einige Ufervögel erbeutet hatte, hatte ihm gezeigt, wie man mit dem Krummmesser richtig umging. Einige andere Männer saßen ebenfalls in der Hütte, schärften Fischmesser und banden dünne Stricke um die Griffe, um sie rutschfest zu machen. Matej arbeitete konzentriert und sah nicht von seiner Arbeit auf, während die anderen sich miteinander unterhielten.
    Immer noch hatte der geheime Zirkel keinen Weg gefunden, wie sie in den gut bewachten Priesterturm gelangen konnten. Gerüchte gingen unter den Desetnica-Anhängern um. Die Gefangenen hätten ihre Botschaft verraten, hieß es. Niams Späher seien überall. Die Gefangenen seien längst tot, sagten andere.
    Nachts, wenn alle in der niedrigen Hütte auf ihren Fellen schliefen, lag Lis lange wach und dachte an die beiden Gefangenen, die im fensterlosen Turm auf Hilfe warteten, ohne zu wissen, ob Tag oder Nacht war. Kurz bevor sie einschlief, sah sie das Gesicht ihrer Mutter vor sich und Onkel Miran, wie er lachte. Irgendwo tief in der Zeit sind wir verschüttet, dachte sie. Vielleicht sucht man uns schon und glaubt, wir seien ertrunken. Sorge schnitt ihr ins Herz, aber sie wusste nun, sie konnte Piran nicht einfach wieder herbeirufen wie den Morgen nach einem bösen Traum.
    »Du wolltest doch wissen, was aus meiner Mutter geworden ist, oder?«, sagte Tona und griff nach einem weiteren Drachenfisch. »Den ganzen Tag fragst du mich schon so vorsichtig aus, als hofftest du, dass ich mich in einem Satz verrate. Das brauchst du nicht, ich erzähle dir meine Geschichte, wenn du willst.«
    Lis wurde rot und musste lächeln. »Entschuldige. Da, wo ich herkomme, fragt man einen Menschen nicht direkt nach etwas so Schlimmem wie dem Tod der Eltern.«
    Tona setzte sich zurecht und konzentrierte sich beim Erzählen darauf, die Stäbe mit geschickten Fingern durch die Fischkörper zu bohren und diese mit einer öligen Gewürzpaste zu bestreichen. »Wie gesagt, sie war eine Priesterin von Nemeja und lebte mit Zlata und den anderen Priesterinnen im Palast. Doch eines Tages sprachen einige Leute bei den Priestern vor und beschuldigten sie, den Tempelschatz gestohlen zu haben. Ein Priester, ein Bauer und ein Heiler gaben ihr Wort darauf, dass sie Limar gesehen hatten, wie sie das Opfergold neben einem Brunnen vergrub, der ihrer Schwester gehörte.«
    »Bestimmt haben sie gelogen, oder? Jemand wollte deiner Mutter schaden!«, rief Lis unwillkürlich.
    »Man fand das Gold«, sagte Tona unbewegt. »Es war tatsächlich dort vergraben. Und aus der Rückseite des Tempelschreins war ein kreisrundes Loch herausgesägt worden. Aber meine Mutter schwor mir bei Nemeja, dass sie nichts damit zu tun hatte.« Sie nahm drei Fische und klemmte

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