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Die Rückkehr der Zehnten

Titel: Die Rückkehr der Zehnten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Blazon
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Matej und sie gehen heute Nacht noch einmal mit uns zum Geheimgang um sie zu suchen. Das ist unsere Chance, hier wegzukommen!«
    Levin lächelte müde und schüttelte den Kopf. »Wir können nicht einfach so zurück, Lis! Heute Morgen, als du noch geschlafen hast, habe ich Zoran bis zum Ende des Geheimgangs begleitet.«
    »Du bist rausgegangen? Warum hast du mich nicht geweckt?«
    »Schrei nicht so, Lis! Weil Tona mich nicht an dich rangelassen hat. Sie hat dich bewacht, als wäre sie deine Mama, und hat mir nicht gerade freundlich klar gemacht, dass ich dich schlafen lassen soll, weil du so erschöpft bist.«
    Lis unterdrückte mühsam ihre Wut. »Ganz toll, Levin. Seit wann lässt du dir denn von irgendjemandem etwas sagen? Und was hast du vor der Stadtmauer gesehen?«
    Er hob die Schultern. »Nichts, Lis. Piran ist weg. Definitiv. Da ist nur eine Landzunge mit Bäumen und einer Viehherde drauf. Wir können nicht so einfach zurück.«
    Sie schluckte und schüttelte den Kopf. Verzweiflung wallte in ihr hoch. »Du warst im Tageslicht dort – aber wenn wir heute Nacht rausgehen, dann klappt es vielleicht! Wer weiß, vielleicht funktioniert diese Zeitverschiebung nur bei Mondlicht!«
    »Piran war schon gestern Nacht weg, weißt du das nicht mehr? Wir haben uns umgeschaut und da war nur noch eine Landzunge zu sehen.«
    Sie senkte den Kopf. Zumindest damit hatte er Recht, das musste sie zugeben. »Was sollen wir nur machen? Das Handy geht auch nicht.«
    »Ich weiß«, antwortete er nachdenklich. »Wir sitzen ganz tief in einem riesigen Funk-Zeitloch.«
    »Levin, wir müssen aber zurück!«, sagte sie, als wäre er wirklich ein Magier und könnte irgendetwas an der Situation ändern.
    Plötzlich lächelte er. »Warum?«, fragte er. »Siehst du denn nicht, dass alles hier kosmischen Gesetzen folgt? Wir können nicht mitten im Spiel gehen. Es ist unser Schicksal, eine Prüfung, eine Aufgabe für uns. Wir müssen sie bestehen. Meine Aufgabe in diesem Spiel ist es, die Rolle des Hohepriesters zu spielen und auf der Seite der Kuriere zu kämpfen. Deine Aufgabe ist es, mir zu helfen. Und wir beide müssen uns bemühen, das Geheimnis dieser zehnten Tochter zu lösen.«
    »Levin, spinnst du?« Sie ignorierte seine Geste, mit der er sie auffordern wollte, leiser zu sprechen. »Wir können nicht hier bleiben! Und abgesehen davon ist es ganz bestimmt nicht meine Aufgabe, dir zu helfen! Was bildest du dir überhaupt ein?« Sie holte Luft. »Die Leute hier – Zoran, Zlata, die Kuriere –, die Stadt mit ihrem Krieg, was hat das mit uns zu tun? Gar nichts, Levin!«
    Er zuckte mit den Schultern. »Im Computerspiel finden sich die Handlungsfäden oft erst zum Schluss. Es hat alles einen Sinn, vertraue mir. Das ganze Leben funktioniert nach Schema und Spiel.«
    »Das Leben ist ein Chaos!«, erwiderte sie. »Ich glaube nicht, dass wir in einem Spiel gefangen sind! Und ich glaube auch nicht, dass die Menschen, die hier sterben, bei der nächsten Runde wieder aufstehen. Es ist real, Levin!«
    »Hör zu, Lis.« Seine Stimme klang plötzlich gefährlich leise. So kannte sie ihn nur, wenn er sehr wütend war. Er trat ganz nahe an sie heran und legte seine Hände auf ihre Schultern. »Selbst wenn Piran heute Nacht oder morgen wieder auftauchen sollte, werde ich nicht mitkommen! Noch nicht.«
    Am liebsten hätte Lis ihm ins Gesicht geschlagen. Lange, viel zu lange sahen sie sich in die Augen, dann nahm sie sich zusammen. Sie kannte ihn zu gut, um jetzt zu widersprechen. Es würde nur zur Folge haben, dass er bockig wurde und überhaupt nicht mehr mit ihr sprach. Und das konnte sie sich jetzt, so viel hatte sie verstanden, überhaupt nicht leisten. »Also gut«, sagte sie mit zitternder Stimme. »Aber wenn du denkst, ich gehe ohne dich zurück, hast du dich geschnitten. Lass uns ein paar Tage bleiben und dein Spiel spielen. Aber dann, das schwörst du mir, suchen wir einen Weg und du gehst mit mir zurück. Schwör mir das!«
    Er grinste sie an. »Wie pathetisch – aber klar, ich schwöre, Lizika!«
    »Sprecht ihr eine Geheimsprache?«, fragte Matej. Lautlos war er neben ihnen aufgetaucht. Unter dem Arm trug er einen Beutel, der prall mit Granatäpfeln gefüllt war. Ertappt fuhren sie auseinander.
    »Nein. So sprechen wir in Arkona«, sagte Levin. Sofort hatte er wieder die würdevolle Haltung des Hohepriesters eingenommen.
    Matej blitzte ihn spöttisch an. Sein Mund lächelte, seine Augen aber waren ernst. Im Sonnenlicht sah Lis, dass seine

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