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Die Rückkehr der Zehnten

Titel: Die Rückkehr der Zehnten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Blazon
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die Stecken zwischen die Steine vor dem Feuer. Die ölige Paste erwärmte sich schnell und begann zu zischen. »Genau zu diesem Zeitpunkt wurde der Priesterturm fertig gestellt. Meine Mutter war die erste Gefangene. Um zu vermeiden, dass jemand noch einmal an das Gold im Tempelschrein herankam, wurde es seitdem nicht mehr im Haus der Priester bewahrt, sondern im Turm verschlossen.« Sie befestigte weitere aufgespießte Fische über der Glut und fuhr fort. »Zoran versuchte meiner Mutter zu helfen, schließlich war sie die Schwester seiner Frau. Er war damals einer der Räte in Fürst Dabogs Zirkel, der kurz darauf aufgelöst wurde. Fürstin Danila lebte noch und hielt große Stücke auf Zoran. Sie legte Fürsprache bei den Priestern ein, aber auch sie konnte nichts für meine Mutter tun. Sie erreichte nichts, sondern machte unabsichtlich alles noch viel schlimmer. Denn jetzt fiel der Verdacht zusätzlich auf Zoran. Nun, er hatte Glück, das Sehergericht sprach ihn frei, er wurde nicht getötet, sondern nur aus dem Palast gejagt, und muss sich sein Leben nun in Schande als Fischer verdienen. Meine Mutter dagegen…« Sie brach abrupt ab und schüttelte den Kopf.
    Wahrscheinlich wollte jemand Zoran aus dem Palast haben und hat es auf dem Umweg über die Beschuldigung von Limar auch geschafft, dachte Lis. Wer weiß, wie viel Geld die Zeugen für ihre Aussage erhalten haben. Und Tona weiß das ebensogut wie ich. Unbehagen kroch ihr den Rücken hoch. Plötzlich verstand sie nur zu gut, was die sanfte Frau dazu bewogen hatte, für den Sturz der Priester und das Ende von Fürst Dabogs Herrschaft ihr Leben zu riskieren. Welche Beweggründe mochten die anderen Menschen haben, sich auf die Seite der Desetnica zu stellen? Verstohlen warf sie einen Blick zu Matej, der über seine Arbeit gebeugt war und ihr Interesse nicht bemerkte. »Die Priester haben deine Mutter in eine Falle gelockt«, sagte sie zu Tona. »Und wenn die Desetnica damals gekommen wäre, um Antjana zu erobern, hätte ihr Tod vielleicht verhindert werden können. Glaubst du das?«
    Tona zuckte die Schultern. »Manchmal glaube ich ja, manchmal nein. Die Desetnica wird die Priester vernichten, das ist Ziel genug für mich.« Sie seufzte, strich mit dem Finger gedankenverloren über das Gewürzöl und zerrieb ein wenig Thymian. »Bevor sie zum Meer geführt wurde mit dem schweren Stein in den Händen, den sie ihr an die Arme gebunden hatten und den sie als Verräterin selbst tragen musste, schwor ich ihr, dass ich mich um Zlata kümmern würde.« Sie lachte. »Und das tue ich, obwohl es im Palast gar nicht gerne gesehen wird.« Sie lachte verschmitzt, Übermut blitzte in ihren Augen. Alle Trauer war plötzlich wie weggeweht.
    »Wie kannst du noch lachen, nach dem, was dir widerfahren ist?«, entfuhr es Lis. Sie war verwirrt von Tonas Art, von ihrer Unbeschwertheit, die sie trotz ihres schweren Schicksals an den Tag legte.
    Tona sah sie erstaunt an. »Natürlich lache ich! Meine Mutter ist tot, Zoran lebt in Schande und Zlata ist gelähmt. Aber schau mich an – ich lebe, mein Schicksal ist erst eine Spur im Küstensand und keine Grabstätte aus Stein. Alles kann passieren, denn ihr Schicksal muss nicht mein Schicksal sein.«
    Sie redet fast wie Levin, schoss es Lis durch den Kopf. Das Gerede von Schicksal und Spielregeln. Vielleicht sind wir wirklich in einem Computerspiel, eines, das Levin programmiert hat.
    »Mach doch nicht so ein Gesicht, Lisanja!«, rief Tona und warf eine Hand voll Kräuter ins Feuer. Eine duftende Rauchwolke stieg auf. Erstaunt sahen Levin und die anderen von ihren Arbeiten hoch. »Die Toten wollen nicht, dass wir weinen. Das wäre ein Schlag in Nemejas Gesicht, eine Beleidigung.« Plötzlich fiel ihr etwas ein und ihre Augen leuchteten auf. »Kennst du Nemejas Tanz?«
    Verblüfft schüttelte Lis den Kopf.
    Tona sprang auf. Die anderen Frauen, die in der Hütte saßen, fingen an zu lachen und im Takt zu klatschen. Einige standen auf und tanzten mit. Anmutig wirbelten die Arme, Körper wogten wie Schilf im Wasser. Es war ein Schlangentanz, ein Muränentanz. Lange Haare flogen durch die Luft. Bronzeschmuck blitzte im Feuer auf. Bevor sie sich wehren konnte, zogen zwei Frauen Lis schon auf die Beine.
    »He, Lisanja, go!«, rief Levin und klatschte grinsend mit.
    Tölpelhaft kam sich Lis vor, als sie in der Mitte des Raumes stand. Die Tänzerinnen bildeten einen wogenden Kreis um sie, klatschten und lockten sie mit auffordernden Rufen. Selbst

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