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Die Rückkehr der Zehnten

Titel: Die Rückkehr der Zehnten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Blazon
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die Statue und legten ihre Schwerter und Lanzen vor dem Pavillon nieder. Das Klirren und Scheppern hallte durch die Morgenluft. Poskurs rote Sonne stand jetzt genau über dem Priesterturm und ließ das Gebäude im Gegenlicht schwarz und bedrohlich erscheinen.
    Lis warf einen Blick auf Dabogs Gesicht. Er glotzte mit offenem Mund, fassungslose Empörung ließ seine Wangen zittern. Die Krieger, die an ihm vorbeigingen, mieden seinen Blick. Schließlich klappte er den Mund wieder zu und versank in hasserfülltes Brüten. Hast du jetzt endlich kapiert, wer über Antjana herrscht?, dachte Lis bitter.
    Keiner von der Fürstenfamilie rührte sich, aber Lis fiel auf, dass sich Marzana unauffällig in den Hintergrund zurückgezogen hatte. Sie legte ihr Schwert nicht ab.
    »Du, du und du!«, hielt Levin drei stämmige Krieger auf. »Eure Lanzen sollen dem Orakel dienen!«
    Die Männer sahen sich an und zögerten, aber als sie Niams Nicken sahen, gaben sie Levin die Lanzen, die er nahm und nebeneinander auf den Boden legte.
    Tschur betrachtete ihn mit unverhohlener Verachtung. Sein Neid, seine Eifersucht auf den fremden Priester, der es so mühelos geschafft hatte, Niam für sich einzunehmen, traten so deutlich zutage, dass Lis Angst bekam. Als Tschur seinen Blick über die Menge schweifen ließ, trat sie einen Schritt zurück und machte sich in der Menge so klein und unsichtbar wie möglich. Unbewaffnet standen die Krieger nun vor und hinter ihr und kneteten nervös ihre Hände, die sich ohne die gewohnten Waffen leer anfühlten. Gehetzt versuchte sie durch die Körper hindurchzuspähen und vielleicht ein Mitglied des geheimen Zirkels zu entdecken. Aber sie hatten sich wohl alle bereits in den Winkeln der Häuser in der Nähe des Priesterturms versammelt und warteten auf ihre Gelegenheit, wenn alle Aufmerksamkeit sich dem Orakel zuwenden würde. Sicher saß Zlata in ihrem Bett, brannte in Öl getränktes, geweihtes Holz an und betete zu Nemeja um ihren Schutz. Das Einzige, was Lis noch auffiel, bevor die eigentliche Zeremonie begann, war, dass Mokosch nicht mehr an ihrem Platz stand.
    Die Hufe des Pferdes klapperten auf den Steinen des Tempelhofes. Dreimal führte Levin es im Kreis um die Lanzen herum. Laut sprach er dumpfe Worte, die Lis nicht verstand. Er schüttelte sich, als würde er in Trance verfallen und schrie plötzlich auf. »Bog Swantewiiit!«, brüllte er so laut, dass seine Stimme von den Wänden des Tempelhofes widerhallte. »Zeige dem Volk Antjanas, was der Kampf bringen wird! Steh ihnen bei, den Dienern Poskurs! Zerschmettere gemeinsam mit dem Gott der Rache die Feinde dieser Stadt! Lass das heilige Pferd über die Lanzen gehen. Führe seinen Schritt über das geweihte Eisen – und zeige uns den Sieg, wenn es mit dem rechten Huf zuerst darübersteigt.«
    Das Pferd kaute auf seiner Zunge herum und legte die Ohren an.
    Lis sah sich um und war erstaunt, wie still und ernst die entwaffneten Krieger nun die Prophezeiung beobachteten. In einigen Gesichtern spiegelte sich Ehrfurcht, nicht vor dem Krieg oder vor dem Tod, nein, die Gegenwart dieses fremden Gottes, den Niam billigte, flößte ihnen Respekt ein.
    Dann sah Lis, wie Tschur, der sich vorher in Levins Nähe aufgehalten hatte, an Niam herantrat und etwas zu ihm sagte. Niam reagierte unwillig, doch plötzlich, als der Novize ihm die Worte noch einmal zuflüsterte, veränderte sich sein Gesicht.
    In diesem Moment stürzte ein Wächter in den Priesterhof. Offensichtlich war er schwer verwundet, denn eine breite Spur von Blut folgte seinem schwankenden Schritt. »Verrat!«, schrie er. »Verrat! Die Desetnica-Anhänger sind im Priesterturm!«
    Die Menge schien zu explodieren. Ein Ellenbogen traf Lis so hart am Kinn, dass ihr schwarz vor Augen wurde. Von allen Seiten drängten die Kämpfer zu ihren Waffen, stolperten übereinander, verhedderten sich und rannten sich um. Lis fiel auf die Knie und kroch, getreten von unzähligen Füßen, durch das Gewirr zum Rand des Hofes. Die Krieger drängten zu Poskurs Statue, stürzten zu den Schwertern, rissen die erstbeste Waffe hoch, die sie im Gewühl in die Hand bekamen. Schreie drangen vom Marktplatz herüber. Lis drückte sich an die Hauswand und hielt gehetzt Ausschau nach Levin.
    Immer noch stand er auf dem freien Platz. Das Pferd tänzelte um ihn herum und warf den Kopf hoch. Tschur trat auf ihn zu und griff von hinten in seine Felltasche. Levin war durch das Pferd so abgelenkt, dass er es nicht bemerkte. Triumphierend

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