Die Rückkehr des Astronauten
sie. Einen Augenblick lang war die Sonne nicht mehr zu sehen. Sie blickten auf, hatten sich dabei umarmt. Das Gesicht des Mädchens zeigte nichts als Überraschung. Doch Cramers Gesicht war vor Entsetzen verzerrt. Er deutete mit verkrampftem Arm zum Himmel. Seine Lippen bewegten sich langsam, als müsse er sich gegen ein großes Gewicht stemmen. »Die blaue Kugel«, keuchte er.
Das Mädchen blickte ihn verständnislos an. Das rote Haar fiel ihr in die Stirn. Das Ding kam näher. Cramer wußte, daß es nur noch Sekunden waren. Er schrie ihr zu: »Lauf, lauf, lauf!«
Sie klammerte sich noch immer an ihn.
Der Schatten der Kugel kam näher und wurde größer.
Und dann war es zu spät.
Die Verwandlung hatte begonnen. Seine Gesichtszüge schienen wie Wachs zu schmelzen. Seine Schultern versteiften sich. Seine Finger wurden hart.
Ach nein, nur das nicht. Er war dabei, überzuschnappen.
Aber jetzt war es zu spät. Sie versuchte, wegzurennen. Er hielt sie fest. Er hörte sie schreien, und das brachte ihn zum Lachen. Seine Hände bewegten sich über ihren Körper und suchten die weichen Stellen.
In seinen Augen brannte hell die Flamme des Wahnsinns.
Seine Hände wußten schon, was zu tun war …
»Liebling«, sagte sie.
Sie war immer noch in seinen Armen.
Er blickte sie aus leeren Augen an, trat einen Schritt zurück. Sie bewegte sich auf ihn zu und war wieder in seinen Armen.
Er küßte ihre Wangen, ihre Haare, ihre Stirn. Seine Lippen bewegten sich auf ihren Hals zu.
Er hörte sie sagen: »Du bist mein Baby, mein Baby, ja, das bist du.«
Sie zog ihn zur Couch. Sie stolperten auf sie zu.
Er dachte: Ich muß es ihr sagen. Ich muß einfach, solange noch Zeit ist. Ihr sagen, warum wir es lassen sollten …
Die Worte fanden nicht ihren Weg.
Sie bebte unter ihm. Seine Hände bewegten sich über sie hin. Seine Lippen suchten sie. Sie rang nach Atem.
Sie sagte: »Oh, ja.«
Seine Hände streiften ihr Gewand ab. Sie streckte die Arme, damit er es ihr über den Kopf ziehen konnte. Er ließ es zu Boden fallen. Er zog sich aus, blickte auf sie herab.
Im Mondlicht glänzte sie wie mattes Elfenbein. Das rote Haar bedeckte ihre Schultern. Grüne Augen blickten zu ihm auf. Ihre vollen, leicht geöffneten Lippen warteten.
Er bewegte sich zu ihnen.
Ihre Finger tobten über ihn hin. Sie glitt unter ihn. Er hörte sie flüstern. Töne, halbe Worte, Liebkosungen.
Sie hatte die Augen geschlossen. Jetzt machte sie sie wieder auf, um tief in die seinen zu blicken.
Einen Augenblick fiel ihm wieder das Bild ein. Er schob es beiseite.
Sie rief ihn jetzt beim Namen. Ihre Arme legten sich um ihn. Ihr Mund war offen. Sie atmete tief.
Da nahm er sie mit einer raschen, schnellen Bewegung.
Sie schrie auf.
Sie waren jetzt vereint.
Ihre Stimme wurde lauter, immer lauter.
Sie lagen stumm auf der Couch. Worte waren nicht nötig. Sie hielten sich an den Händen, hatten die Finger ineinander geflochten. Einer ihrer Arme hatte sich unter seine Schultern geschoben. Sie starrten sich in die Augen, als suchten sie dort eine unaussprechliche Antwort.
Der erste Schein der Dämmerung kroch durch die Scheiben. Am Himmel zeigten sich schmale, blaßblaue Streifen. Die Schatten im Wohnzimmer wurden flacher. Man hörte das erste, schwache Dröhnen des Verkehrs.
Sie sagte: »Wir zwei.«
Er sagte: »Ja.«
»So wird es sein, verstehst du? Du großes Äffchen, du kommst mir nicht mehr aus.«
»Du bist der Boß.«
»Da kannst du Gift darauf nehmen.«
»Sag’ ich doch, oder?« Er zog sie an sich. »Okay«, sagte er, »das ist ausgemacht.«
»Wirklich.« Sie küßte ihn. »Wir werden gemeinsam an der Sache arbeiten.«
»Na schön.«
»Wir werden das Kind schon schaukeln, du und ich.«
Wie denn? dachte er. Durch Liebe?
Laut sagte er: »Immer zusammen, Kind.«
»Ach Liebling, ich liebe dich so.«
Cramer lächelte. Er streichelte ihr das rote Haar, küßte ihr Gesicht, sagte ihr, daß er ebenso fühle.
Sie küßte ihn. »Wir werden die Leute in der Burg wirklich auf Touren bringen. Es sind wirklich wunderbare Leute, wenn man sie ein bißchen näher kennt. Sie sind schlau. Ich bin sicher, die können eine große Hilfe sein.«
»Klar.«
»Hast du Verwendung für sie?«
»Warum nicht?«
»Ach Liebling, es wird doch alles gut werden?«
»Allerdings!«
Sie lachte entzückt und schmiegte sich eng an ihn. »Es wird so hübsch werden«, sagte sie, »wenn alles vorbei ist. Wir werden dann immer zusammen sein.«
»Genau.«
Sie küßte
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