Die Rückkehr des Bösen
konnte nicht feststellen, woher sie kamen. Sie sammelten sich einfach nur um die beiden. Als es etwa tausend waren, flatterten sie los. Eine Zeitlang erhob sich draußen eine Menge Geschrei. Als es erstarb, schlenderte ich zu dem grimmig dreinblickenden Goblin hinüber und fragte ihn: »Was ist passiert?« »Jemand mit einem Hauch von Talent ist passiert«, quäkte er. »Fast so gut wie wir.« »Haben wir Schwierigkeiten?«
»Schwierigkeiten? Wir? Wir haben alles im Sack, Croaker. Die sind schon so gut wie auf der Flucht. Sie wissen es nur noch nicht.« »Ich meinte eigentlich…«
»Er wird nicht zurückschlagen. Er will sich nicht preisgeben. Wir sind zu zweit, und er ist nur einer.«
Die Reichsmänner fingen an, Geschütze zusammenzubauen. Die Kaserne war nicht erbaut worden, um einem Bombardement standzuhalten.
Die Zeit verstrich. Die Sonne stieg höher. Wie beobachteten den Himmel. Wann würde das
Verderben auf einem Teppich über uns hereinbrechen? In der Gewißheit, daß der Angriff der Reichssoldaten noch nicht sofort stattfinden würde, hatte der Leutnant einige von uns unser Beutegut auf dem Paradeplatz zusammentragen lassen, damit es rasch auf einen Windwal geschafft werden konnte. Ob er nun daran glaubte oder nicht, er bestand darauf, daß wir nach Sonnenuntergang evakuiert werden würden. Die Möglichkeit, daß die Unterworfenen zuerst eintreffen würden, nahm er gar nicht erst zur Kenntnis.
Er hielt die Moral wirklich hoch.
Eine Stunde nach Mittag fiel das erste Geschoß. Ein Feuerball krachte ein Dutzend Fuß vor der Mauer herunter. Ein weiterer kam gleich hinterher und landete auf dem Paradefeld, wo er spuckend erlosch.
»Die wollen uns ausbrennen«, murmelte ich zu Tracker. Ein dritter Feuerball kam herangesegelt. Er brannte fröhlich vor sich hin, ebenfalls auf dem Paradefeld. Tracker und Köter Krötenkiller standen auf und spähten über die Brüstung, wobei der Hund sich auf die Hinterbeine aufrichtete. Nach einer Weile setzte sich Tracker wieder hin, klappte seinen Holzkasten auf und holte ein halbes Dutzend überlange Pfeile hervor. Er stand wieder auf, starrte auf die Belagerungsmaschinen und hatte einen Pfeil auf den Bogen gelegt. Die Entfernung war groß, aber sogar mit meinem Bogen hätte ich sie noch überwunden. Allerdings hätte ich den ganzen Tag Pfeile verballern können und wäre noch nicht einmal in die Nähe gekommen.
Tracker versank in eine fast tranceähnliche Konzentration. Er hob seinen Bogen, spannte ihn, zog die Pfeilspitze fast bis an das Bogenholz heran, ließ los. Ein Aufschrei hallte über den Hang. Die Bedienungsmannschaften der Geschütze scharten sich um einen aus ihren Reihen.
Leicht und rasch ließ Tracker die Pfeile fliegen. Ich glaube, er hatte gleichzeitig vier in der Luft. Jeder Schuß war ein Treffer. Dann setzte er sich wieder hin. »Das war’s.« »Was meinst du?«
»Hab keine guten Pfeile mehr.«
»Vielleicht genügt das, um sie zu entmutigen.« Das tat es auch. Eine Weile. Etwa lange genug, damit sie sich zurückziehen und Schutzschilde anbringen konnten. Dann kamen wieder die Geschosse. Eines traf ein Gebäude. Die Hitze war mörderisch.
Ruhelos marschierte der Leutnant die Mauer auf und ab. Ich schloß mich seinem stummen Gebet an, daß die Reichsleute nicht in Fahrt kommen und uns überrennen würden. Es gab keine Möglichkeit, sie dann noch aufzuhalten.
ACHTZEHNTES KAPITEL
Unter Belagerung
Die Sonne ging allmählich unter. Wir waren immer noch am Leben. Kein Unterworfenenteppich war aus der Steppe auf uns herabgestoßen. Allmählich hatten wir begonnen, wieder zu glauben, daß wir eine Chance hatten. Etwas drosch mit lautem Dröhnen gegen das Tor wie der Hammer des Weltuntergangs. Einauge zeterte: »Laßt mich rein, verdammt noch mal!« Jemand flitzte nach unten und machte auf. Er stieg auf die Brüstung. »Und?« wollte Goblin wissen.
»Ich weiß es nicht. Zu viele Reichsleute. Nicht genug Rebellen. Sie wollten das erst einmal ausdiskutieren.«
»Wie bist du denn durchgekommen?« fragte ich. »Zu Fuß«, fauchte er. Dann weniger kriegerisch: »Berufsgeheimnis, Croaker.« Zauberei. Natürlich.
Der Leutnant blieb stehen, um Einauges Bericht anzuhören, und nahm dann wieder seine endlose Wanderung auf. Ich behielt die Reichstruppler im Auge. Es gab Anzeichen, daß ihnen die Geduld ausging.
Offenbar untermauerte Einauge meine Annahme mit unmittelbaren Hinweisen. Er, Goblin und Schweiger begannen etwas auszuhecken. Ich weiß nicht genau, was sie taten.
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