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Die Rückkehr Des Bösen

Die Rückkehr Des Bösen

Titel: Die Rückkehr Des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Kava
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Schweißausbrüche hatten aufgehört. Obwohl er nichts zu sich genommen hatte, beruhigte sich sein Magen und rumorte nicht mehr. Allerdings war er sich nicht ganz sicher, ob auch seine Augen sich normalisiert hatten.
    Er saß in der Hotellobby und erfreute sich an dem aus den Lautsprechern dudelnden Musikbrei, einer auf kommerziell getrimmten Version von Johann Pachelbels Streicherkanon in D-Dur. Gleichzeitig beobachtete er das Geschehen vor den Hotelfenstern – Touristen, die über den kopfsteingepflasterten Old Market schlenderten, Autos, Busse, die antiquierte Trambahn, die draußen vorüberratterte. Er war fasziniertvonalledem, wenngleich diese Dinge ihn in seinem früheren Leben oft belästigt und verärgert hatten. Seine Sehkraft schien so weit wieder tadellos – bis er bemerkte, wie ein Mann und zwei Teenager durch die Drehtür in die Lobby traten. Da überkam ihn plötzlich wieder das Gefühl, dass er an Halluzinationen litt.
    Irrst du dich, oder kennst du den? Er wusste nicht recht, wo er den Mann einordnen sollte. Auch der eine Junge in dem grell orangefarbenen T-Shirt und der schlabberigen Cargohose kam ihm irgendwie bekannt vor. Gut möglich, dass die beiden zur Kirchengemeinde gehört hatten, damals, in Platte City.
    Er wandte den Blick ab und nippte an seinem Tee. Das Hotel erschien ihm wie ein Traum – das Paradies auf Erden. Am liebsten hätte er sich für immer hier einquartiert. Doch nun, da er alles an Maggie O’Dell und Detective Pakula ausgehändigt hatte, würde seine Mission bald beendet sein.
    Während der langen Anreise hatte er seine Entscheidung noch einmal überdacht und bekräftigt. Eine Rückkehr kam nicht in Frage. Es bestand kein Grund mehr, sich noch länger zu kasteien. Mit all dem, was er den Behörden übergeben hatte, würde man den „SinEater“ zweifellos fassen. Das war bloß eine Frage der Zeit. Inzwischen musste er sich einen sicheren Unterschlupf besorgen. Warum nicht eine kleine Provinzgemeinde, wo kein Mensch ihn kannte? Irgendwo im Großraum Chicago vielleicht.
    Er würde vorgeben, er komme auf Geheiß des Erzbischofs, so wie er das in den vergangenen vier Jahren immer getan hatte. Bis jemand den Schwindel aufdeckte, verrannen Monate, wenn nicht Jahre. Und wenn’s dann nicht mehr ging, hatte er einfach sein Bündel geschnürt und sich einen anderen Ort gesucht. Er sah überhaupt nicht ein, wieso das hier nicht ebenfalls funktionieren sollte.
    Eins allerdings nagte noch an ihm, nämlich die Frage, die Maggie O’Dell ihm gestellt hatte. Wieso stehen Sie auf der Liste, Vater Keller? Was meinen Sie? Das ließ ihm einfach keine Ruhe. Ihre Frage hatte ihm bewusst gemacht, dass da draußen außer dieser FBI-Agentin und dem „SinEater“ möglicherweise noch jemand herumlief, der ihm am Zeug flicken wollte, der ihm das Leben zur Hölle machen würde, wenn er ihn nicht daran hinderte.
    Er schreckte aus seinen Gedanken, als er den Mann, der eben hereingekommen war, mit dem Portier sprechen hörte.
    Er kannte diese Stimme. Doch der Groschen wollte noch immer nicht fallen.
    Der Mann drehte sich zu den beiden Jungen um und rief dem in dem orangegelben T-Shirt etwas zu. Timmy! Vater Keller fiel es wie Schuppen von den Augen, und plötzlich war ihm, als wäre alles erst gestern gewesen.
    Jetzt wusste er, wie sein Name auf die Liste geraten war.
    Dabei hatte er so oft für ihn gebetet, für diesen armen kleinen Jungen, dessen Errettung ihm versagt geblieben war.

80. KAPITEL
    Washington, D. C.
    Gwen versuchte, ihn zu beruhigen, doch er war völlig außer sich, stotterte mal wie ein verängstigter kleiner Junge, um im nächsten Moment wie ein Tobsüchtiger um sich zu schlagen. So hatte sie James Campion noch nie erlebt. Immer wieder schrie er, er habe gegen die Regeln verstoßen. Was für Regeln denn, verdammt!
    „Die Spielregeln“, schluchzte erjetzt wieder. „Der ,SinEater’! Er muss mich irgendwie verhext haben! Ist so was möglich?“
    Schließlich brachte sie ihn dazu, sich auf das Sofa zu setzen, wenngleich ihn das nicht davon abhielt, weiter mit den Armen zu fuchteln. Obwohl sie ihn nicht als gewalttätig einschätzte, ertappte sie sich doch dabei, wie sie zur Tür sah und für den Fall der Fälle die Chancen für eine Flucht abschätzte. In allen bisherigen Sitzungen war er ihr gegenüber stets überaus höflich, liebenswürdig und respektvoll aufgetreten. Sie konnte sich nicht erinnern, dass er jemals laut geworden wäre, nicht einmal bei der Enthüllung der

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