Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Rückkehr Des Bösen

Die Rückkehr Des Bösen

Titel: Die Rückkehr Des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Kava
Vom Netzwerk:
abscheulichsten Erlebnisse aus seiner Kindheit.
    Seine Kindheit!
    Wieso war ihr das nicht schon viel eher eingefallen?
    James Campion war missbraucht und vergewaltigt worden, und zwar von seinem Gemeindepfarrer, einem Mann, dem er Achtung und tiefes Vertrauen entgegenbrachte. Hatte er eigentlich jemals seinen Namen genannt?
    Ihre Gedanken rasten, während sie versuchte, sich an die Einzelheiten aus seiner Akte zu erinnern. Wieso fiel ihr nicht ein, wo er aufgewachsen war? Hier jedenfalls nicht, da war sie sicher. Boston? War’s nicht Boston gewesen? Oder ging jetzt wieder was mit ihr durch, und sie fügte die Puzzelteile in die Lücken, die ihr gerade zupass kamen?
    „Nun mal langsam, James. Erzählen Sie mir von dem Spiel. Das haben sie vorher nie erwähnt.“ Sie sprach leise und hoffte, ihre Stimme würde ihn beruhigen. „Erzählen Sie mir von diesem Spiel. Erst dann kann ich Ihnen helfen. Okay?“
    Er nickte und sah sie an. Sie hielt den Blickkontakt. Wenn sie ihn dazu bringen konnte, sich daran zu erinnern, wie geborgen und sicher er sich hier immer gefühlt hatte – so sicher, dass er ihr Dinge offenbarte, die er niemandem sonst gestanden hatte –, dann würde er sich ihr vielleicht anvertrauen und ihr verraten, was geschehen war. Aus den Augenwinkelnregistrierte sie, wie er nervös die Hände im Schoß verkrampfte, wie die Finger sich um den Saum seines Hemds krallten, bis sie sich zu Fäusten ballten und die Haut sich an den Knöcheln weiß färbte. Plötzlich war sie sich gar nicht mehr so sicher, ob sie wirklich wissen wollte, was passiert war. Was er angerichtet hatte.
    „Eine Weile hat es ja geholfen“, fing er schließlich an. Seine Stimme klang jetzt gefasst, obschon er nach wie vor nervös an seinem Hemdsaum herumzerrte. Maggie meinte eine Naht reißen zu hören. „Sie haben mir eine Zeit lang geholfen. Das haben Sie wirklich, Dr. Patterson. Aber Sie haben mich zu oft darüber sprechen lassen. Wenn Sie mich drängten, darüber zu reden, dann ging es nicht weg. Dann wurde alles nur noch schlimmer. Dann reichte auch das Spiel nicht mehr. Und unsere Termine, die brachten auch nichts. Sie ...“ Er löste die Hand vom Hemdsaum und wies mit dem ausgestreckten Zeigefinger auf Gwen. „Sie haben gar nichts gebracht!“
    Langsam stand er auf, den Blick in den ihren gebohrt, als habe er gerade so etwas wie eine Offenbarung.
    „Sie haben mich nur dazu gebracht, das alles wieder auszugraben!“ Seine Stimme klang jetzt fast wie ein Fauchen. „Dauernd musste ich darüber reden. Mich erinnern! An die ganzen ekelhaften Einzelheiten, immer wieder! Warum?“
    Mit einem Schlag begriff Gwen, dass sie sich geirrt hatte. Es war nicht Rubin Nash. Es war James Campion. Sie hatte einen Fehler gemacht. Und dafür würde sie jetzt büßen.

81. KAPITEL
    Hotel „Embassy“, Omaha
    Maggie hatte sich von Pakula überreden lassen, im Hotel zu bleiben, sich auf ihr Zimmer zurückzuziehen und sich „erst mal abzuregen“, wie er es ausdrückte. Außerdem hatte er ihr dringend empfohlen, sich von Vater Keller fern zu halten. Anscheinend hielt er es inzwischen auch für keine gute Idee mehr, dass sie und Keller im selben Hotel untergebracht waren, nur zwei Etagen voneinander entfernt. Außerdem war sie mit Schwester Kate zum Dinner verabredet, sonst hätte sie sich kaum ausreden lassen, noch mit ins Präsidium zu fahren. Zu tun gab es schließlich jede Menge. Die von Keller mitgebrachten Gegenstände mussten auf Fingerabdrücke untersucht und die dann durch den Computer gejagt werden. Was allerdings die E-Mails betraf, da war sie sich mit Pakula einig, dass die nicht viel bringen würden. Dennoch wollte Pakulaseine Computerspezialisten damit beauftragen.
    Der Moment Ruhe hatte ihr tatsächlich gut getan. Sie war abgekämpft und ausgelaugt und hatte zudem das Gefühl, eine Niederlage erlitten zu haben. Auch wenn sie diesen „SinEater“ fassten, würde Vater Keller doch unbehelligt seines Weges ziehen, und sie würde nicht verhindern können, dass er weiterhin mordete.
    Hatte sie wirklich allen Ernstes geglaubt, sie könne ihn irgendwie zu einem Geständnis veranlassen, einem Bekenntnis seiner Sünden? Warum hätte er sich darauf einlassen sollen? Es saßen doch schon zwei vermeintlich Schuldige hinter Gittern, gegen die Keller selbst seinerzeit so viel Belastungsmaterial geliefert hatte, dass es für eine Verurteilung gereicht hatte. Er hatte sie allesamt getäuscht und manipuliert, die Ermittlungsbehörden, die Justiz

Weitere Kostenlose Bücher