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Die Rückkehr Des Bösen

Die Rückkehr Des Bösen

Titel: Die Rückkehr Des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Kava
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erwartungsvoll ansah.
    „Nichts Konkretes“, wiegelte er ab. „Nur Gerede. Dass dieser Vater Rudy anscheinend auf elfjährige Mädchen stand.“
    Er sah, wie sie die Augen schloss und tief Luft holte. Und er fragte sich, ob auch sie wohl zuweilen drauf und dran war, auf etwas einzuschlagen.

77. KAPITEL
    Washington, D. C.
    Vom Fenster ihrer Praxis aus blickte Gwen Patterson hinunter auf den Feierabendverkehr. Seit ihrem Gespräch mit Detective Racine lagen ihre Nerven blank, und sie konnte keinen klaren Gedanken fassen. Dennoch war es ihr irgendwie gelungen, den Tag mit all seinen Terminen zu überstehen, und das trotz der Ungeschicklichkeit ihrer neuen Bürohilfe. Die hatte nicht nur den Kopierer durch einen Papierstau außer Gefecht gesetzt und die nagelneue Espressomaschine ruiniert, sondern auch etliche Anrufer abgehängt, statt sie in die Warteschleife zu schalten, darunter ein Mitglied des US-Senats. Dessen Unmut über die rohe Behandlung überstieg anscheinend die Dringlichkeit seines Anliegens, denn er hatte sich nicht wieder gemeldet. Gwen war froh, dass sie Harvey in ihrer Wohnung gelassen hatte. Der Arme wäre trotz seines ruhigen Temperaments bei dem heutigen Chaos sicher verrückt geworden.
    „Gibt es sonst noch etwas, Ms. Patterson ... äh, ich wollte sagen Dr. Patterson?“ fragte die Neue von der Sprechzimmertür aus.
    Gwen musterte das Mädchen ... nein, die junge Frau, verbesserte sie sich. Normalerweise hätte sie ihr angesichts der gepiercten Augenbraue und des ihrer Meinung nach zu engen und zu knappen Baumwolltops erklärt, dass sie mit ihrem Erscheinungsbild quasi das Aushängeschild ihrer Praxis war. Im Augenblick jedoch kam Gwen das alles völlig unerheblich vor. Mit ihrer Praxis hatte sie einem Killer Tür und Tor geöffnet und ihn durch Rat und Therapie womöglich noch ermutigt, seine Taten fortzusetzen. Gestoppt hatte sie ihn jedenfalls nicht.
    „Nein, das wär’s, Amanda. Lassen wir’s gut sein für heute.“
    „Das mit der Espressomaschine tut mir furchtbar Leid. Ich besorge Ihnen eine neue.“
    „Machen Sie sich darüber mal keinen Kopf“, beschwichtigte Gwen sie. Die arme Amanda war sich wohl kaum im Klaren darüber, dass ein Ersatz sie einen ganzen Wochenlohn kosten würde. „Fahren Sie heim. Ruhen Sie sich aus. Wir versuchen es morgen noch einmal.“
    „Danke, Dr. Patterson!“
    Es war das erste Mal an diesem Tag, dass Gwen ihrer Neuen so etwas wie ein Lächeln entlockte. Wahrscheinlich, so ihre Vermutung, würde das Mädchen nach Hause gehen und sich bei ihrer Mitbewohnerin oder bei ihrem Freund ausheulen, vielleicht auch bei der Mutter oder ihrer besten Freundin. Plötzlich ging Gwen auf, welche Wohltat es sein musste, jemanden zu haben, bei dem man sich über die Widrigkeiten des Tages auslassen konnte. Und du? fragte sie sich. Wen hast du? Bloß Harvey, und selbst den nur leihweise! Sie nahm sich vor, Maggie am Abend anzurufen. Als eine Frau, die ihren Lebensunterhalt damit verdiente, dass sie ihre Klienten davon zu überzeugen versuchte, Einsicht sei der erste Schritt zur Besserung, hielt sie sich selbst viel zu selten daran. Vielleicht war’s an der Zeit, das endlich zu ändern.
    Sie beschloss, ebenfalls nach Hause zu fahren, um sich etwas Ruhe zu gönnen. Gerade ließ sie ihren Laptop in ihre Tasche gleiten, als das Telefon klingelte. Sie überlegte kurz, aber dann griff sie doch nach dem Hörer und meldete sich gerade noch, bevor sich der Anrufbeantworter einschalten konnte.
    „Hallo, Doc, Julia Racine hier.“
    Gwen lehnte sich an ihren Schreibtisch, als wolle sie sich für eine Nachricht wappnen, die möglicherweise zusätzlichen Halt erforderte. „Was kann ich für Sie tun, Detective?“ fragte sie, statt das zu sagen, was ihr eigentlich auf der Zunge lag. Was wollen Sie denn nun schon wieder von mir?
    „Die Kollegen in Boston haben Fingerabdrücke gefunden, die der Killer ihrer Meinung nach auf ‘nem Kaffeebecher hinterlassen hat. Ich dachte nur, es würde Sie interessieren, dass sie nicht mit denen Ihres Klienten übereinstimmen. Von Nash sind die nicht.“
    „Soll ich jetzt etwa erleichtert aufatmen?“ Das hieß doch nur, dass Nash nicht in Boston gewesen war, um irgendeinem Priester den Kopf abzusäbeln. Dass die Fälle nicht zusammenhingen, hatte sie sich bereits gedacht. „Das bedeutet nur, dass er nicht vom Frauenmörder zum Priesterkiller geworden ist.“
    „Na, da wäre ich mir nicht so sicher“, wandte Racine ein. Bei dem Krach im

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