Die Rückkehr Des Bösen
passende Entschuldigung.
„Feigling!“ brummte er, ehe er sich einmal mehr bewusst machte, wie lächerlich er sich aufführte. Dass es Maggie O’Dell noch immer gelang, gewisse Reflexe bei ihm auszulösen, ärgerte ihn. Nach all der Zeit war er fest davon überzeugt gewesen, er stehe über den Dingen, und die einzige noch von damals verbliebene Empfindung sei Groll. Den verspürte er weiß Gott noch. Aber wenn er in jene dunkelbraunen Augen sah, dann war ihm einfach, als schmelze alles dahin, inklusive seiner Knie, die puddingweich wurden. So peinlich ihm das Eingeständnis war – keine andere Frau hatte ihn jemals so aus der Bahn geworfen wie Maggie O’Dell. Und es fuchste ihn, dass sie sich dafür offenbar nicht einmal sonderlich anstrengen musste.
Letztendlich wummerte er also an die Tür zu seinem eigenen Zimmer, mit dem Ellbogen, da er keine Hand zum Klopfen frei hatte, geschweige denn zum Hervorwühlen seiner Schlüsselkarte, die in seinem Sakko steckte.
Gibson öffnete derart schnell, dass Nick erschrocken zusammenfuhr und mühsam die mitgebrachten Imbisstüten balancierte, damit nicht alles in einer Lawine zu Boden krachte.
Sofort streckte Gibson hilfsbereit die Hände aus. „Kommen Sie, geben Sie her.“
Nick stellte die Lautstärke niedriger, als er am Fernseher vorbeikam. Auf dem Bett lag immer noch die Speisekarte vom Zimmerservice. Aber was hatte der schon gegen Pommes satt zu bieten! Sämtliche Kissen waren unter der Tagesdecke hervorgezogen und vor dem Fernseher zu bequemen Kuschelplätzen umfunktioniert worden.
„Später kommen noch ‘n paar spitzenmäßige Filme“, erklärte Gibson, wobei er die Imbisstüten auspackte und alles säuberlich auf dem Tisch aufreihte.
Nick bemerkte, dass die Tür zum Badezimmer offen stand. „Wo ist Timmy?“ fragte er.
„Haben Sie ihn denn nicht unten getroffen?“
„Nee, ich habe doch diesen ganzen Kram hier gekauft.“
Gibson sah ihn irritiert an. „Erst vor ‘n paar Minuten hat einer von der Rezeption angerufen und gesagt, Sie möchten, dass Timmy Ihnen entgegenkommt und beim Tragen hilft.“
„Aber ich habe doch überhaupt niemanden ...“ Plötzlich war Nick, als sacke ihm schlagartig der Magen weg. „Wer hat mit dem gesprochen? Du oder Timmy?“
„Timmy. Er ist gerade raus. Ich dachte, er wäre bei Ihnen.“
Nick merkte, wie er den Jungen ansteckte mit der Panik, die ihn erfasste. „Ich gehe mal runter in die Lobby. Vielleicht haben wir uns verpasst, okay?“
„Ich komme mit.“
„Nein!“ An dem Zucken im Gesicht des Jungen bemerkte Nick, dass er geschrien hatte. „Du bleibst hier, für den Fall, dass er auftaucht. Ich will nicht, dass wir allesamt durchs Hotel geistern und uns gegenseitig suchen.“
„Okay.“
„Ich bin sofort zurück.“ Er hielt einen Moment inne und legte dem Jungen dann die Hand auf die Schulter. „Hey, wird schon alles in Ordnung sein. Sicher haben wir uns nur verpasst. Bin gleich wieder da.“
Kaum aber fiel die Tür hinter ihm ins Schloss, da hastete Nick zum Aufzug. Er hatte niemanden an der Rezeption um einen Anruf gebeten.
83. KAPITEL
Hotel „Embassy“, Omaha
Keller hatte sich gedacht, dass Timmy Hamilton ihn nicht erkennen würde. Sein nach vier Jahren Regenwald wettergegerbtes Gesicht entpuppte sich unerwartet als willkommene Tarnung.
Er hatte auf dem Zimmer angerufen, während Nick Morrelli sich gerade die Verpflegung für ein ganzes Pfadfinderlager auf die Arme lud. Als Timmy dann in der Lobby auftauchte, hatte Keller ihm gesagt, er sei für die Polizeidirektion Omaha tätig. Das war nicht einmal gelogen. Er arbeitete ja tatsächlich mit der Polizei zusammen. Lag es etwa an ihm, dass der Junge ihn anscheinend für einen Kripobeamten hielt? Er hatte ja nicht einmal behauptet, das sei seine Dienstmarke, als er ihm die von Detective Kasab unter die Nase hielt. Als der in Kellers Zimmer auf der Toilette gewesen war, hatte er seine Jacke unvorsichtigerweise über die Stuhllehne gehängt. Sein Pech.
Ein wenig von der Wahrheit ab wich er erst, als er Timmy erzählte, er habe mit seinem Onkel Nick Morrelli verabredet, sich in einer Suite zu treffen, die das Polizeipräsidium gemietet hatte. Sein Onkel sei nur schnell nach oben gefahren, um ihn und seinen Freund zu holen.
„Aber ich sollte doch runterkommen, um ihm beim Tragen helfen!“ Argwöhnisch wich Timmy einen Schritt zurück.
Keller zuckte die Schultern, als höre er das zum ersten Mal. „Das muss vor unserem Gespräch gewesen
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