Die Rückkehr Des Bösen
erklärte der Effekt die Brutalität des Mordes.
Aber welche Rolle mochte dieser Gallagher spielen? Detective Carmichael hatte ihn vorhin im Präsidium darauf hingewiesen, dass Vater Tony als ehemaliger Leiter einer Rechtsberatungsstelle für Missbrauchopfer Zugriff auf die Namen sowohl der Opfer als auch der vermeintlichen Täter hatte.
In diesem Moment ging die Seitentür auf und der Erzbischof kam herein. Er nickte seinem Besucher zu und nahm hinter seinem Schreibtisch Platz.
„Mr. Pakula.“ Wie schon bei ihrer ersten Begegnung ingnorierte er den Dienstgrad des Detectives. „Wie ich hörte, haben Sie möglicherweise einen Verdächtigen?“
„Möglicherweise“, bestätigte Pakula und lehnte sich zurück. Der harte Stuhl verursachte ihm Rückenschmerzen, aber das focht ihn jetzt nicht weiter an. Er sah auf seine Armbanduhr. „Gerade in diesem Augenblick wird einer unserer Hauptverdächtigen zur Vernehmung vorgeführt.“ Dabei malte er sich aus, wie Kasab und Carmichael den Privatsekretär zum Präsidium eskortierten.
„Freut mich zu hören“, bekundete der Erzbischof, wobei er in seinem Sessel wieder ganz nach vorne rutschte und die Hände vor sich auf der Schreibtischkante faltete. „Möglicherweise können wir die Sache dann ja bald zu den Akten legen.“
„Das wird wohl noch eine Weile dauern.“
„Selbstverständlich bin ich mir im Klaren darüber, dass alles seine Zeit braucht. Ich meinte eher, dass wir uns doch alle einen Schlussstrich wünschen.“
„Oh, davon bin ich überzeugt“, erwiderte Pakula. Er griff nach der ledernen Aktenmappe, die er zu seinen Füßen an den Stuhl gelehnt hatte, und warf sie dem Erzbischof auf dessen leeren Schreibtisch. „Die hier haben wir nun doch noch gefunden“, sagte er und stellte mit einiger Zufriedenheit fest, wie Armstrong die Farbe aus dem Gesicht wich.
„Ja, gütiger Himmel! Ist das etwa ...“
„Monsignore O’Sullivans Aktenmappe, richtig. Die Dokumente sind sehr aufschlussreich, insbesondere die psychologischen Gutachten. Jetzt kann ich nachvollziehen, warum Sie das ganze Zeug in den Vatikan schaffen wollten. Eine Vernichtung der Akten hätte gegen das Gesetz verstoßen, aber da der Vatikan diplomatische Immunität genießt, wären die Unterlagen dort vor jedem unerwünschten Zugriff sicher gewesen. War es nicht so?“
„Ich weiß nicht, was Sie da gefunden zu haben glauben, Mr. Pakula.“ Er rutschte in seinem Sessel noch ein Stück weiter nach vorn und war für Pakulas Geschmack viel zu schnell wieder Herr der Lage. „Aber sind Sie nicht auch der Meinung, dass man den Fall am besten ein für allemal abschließen sollte? Zumal der arme Monsignore O’Sullivan – Gott sei seiner Seele gnädig – nicht mehr unter uns weilt.“
„Da haben Sie allerdings Recht.“ Pakula erhob sich, um zu gehen. Der Erzbischof starrte ihn verblüfft an und warf dann einen hektischen Blick auf die Mappe, als ob er sie an sich reißen wolle, falls Pakula sie wieder mitzunehmen beabsichtigte. „Was den Monsignore betrifft, bleibt uns tatsächlich nicht mehr viel zu tun. Allerdings geht es hier nicht nur um ihn. Raten Sie mal, wo diese Mappe wieder aufgetaucht ist.“ Er sah Armstrong an und konnte nicht verhindern, dass ein Grinsen auf seinem Gesieht erschien. „Man sollte es nicht für möglich halten. Ausgerechnet bei einer Journalistin.“
Und da war er, der Anblick, auf den Pakula gewartet hatte, der offene Mund, der Schreck in den geweiteten Augen. Pakula wandte sich zum Gehen, blieb in der Tür jedoch stehen und drehte sich noch einmal um. „Ach, übrigens“, bemerkte er. „Es wird Sie vielleicht interessieren, dass mich der Dekan der Creighton University angerufen hat. Er hat sich für einen Fehler entschuldigt, der dem Sekretariat unterlaufen sei, und zwar bezüglich des Stipendiums für meine Tochter. Offenbar wurde dort eine Entscheidung ohne sein Wissen getroffen.“ Pakula schüttelte den Kopf. „Sachen gibt’s!“
Dann ließ er den Erzbischof mit der Ledermappe voller Kopien in seinem Zimmer zurück. Die Originale der Dokumente waren bereits auf dem Weg zur Staatsanwaltschaft von Douglas County.
91. KAPITEL
Redaktion des Omaha World Herald, Omaha
Nick Morrelli beobachtete seine Schwester, wie sie den Fotografen herumkommandierte und dann die zierliche Blondine, die für die Schlagzeilen auf der ersten Seite zuständig war. Als Christine dann endlich zu ihm kam, wirkte sie zufrieden.
„Schreibst du die Schlagzeilen für deine
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