Die Rückkehr Des Bösen
herumtollte. Und das lag wohl nicht allein daran, dass er an Alzheimer litt und seine Bemerkungen gleich wieder vergessenhatte. Nein, er schien tatsächlich freudig überrascht. Und das, so hoffte sie, musste auch seine Tochter Julia eigentlich ein wenig freuen, vor allem nach ihrer verstörenden Begrüßung vorhin.
Racine hatte ihren Vater von unterwegs angerufen. Anscheinend freute er sich auf den Besuch und hatte vorgeschlagen, Bonzado könne doch, da er ja sowieso einen Happen zum Lunch mitbringen wolle, kurz bei Vinnys Deli vorbeischauen. Offenbar ging es Luc blendend, doch als sie wenig später vor seiner Tür standen, erkannte er weder Maggie noch seine Tochter. Er hatte keinen Schimmer, wer die beiden Frauen waren oder was sie von ihm wollen könnten.
Maggie musste an jenen leeren, verwirrten Blick in seinen Augen denken, der verriet, dass er seine Aussetzer hatte, so sehr er sich auch bemühen mochte. Am Ende war es Harvey gewesen, der sie alle aus der unangenehmen Situation befreit hatte. Der große Hund war einfach an Maggie vorbeigetrottet, um den Hausherrn schnüffelnd zu begrüßen und dann dessen Terrier Scrapple zu beschnuppern. Nun waren die beiden Vierbeiner die dicksten Freunde.
Während ihres kleinen Mittagsimbisses hatte Luc sich wieder gefangen, hatte sich an ihrer Unterhaltung beteiligt und sich mit Bonzado sogar Pathologenwitze erzählt. Auch als er loszog, um mit den beiden Hunden zu spielen, schien er durchaus zu wissen, wo er sich befand.
„Ich werde mal nachihm sehen“, sagte Julia und stand auf. Sie griff sich den schmutziggelben Tennisball, den Scrapple vorhin angeschleppt hatte, und ging in den Garten zu ihrem Vater und den beiden Hunden.
„Er macht sich Sorgen um sie“, bemerkte Bonzado, als sie außer Hörweite war. „Sie wissen schon – ob sie ohne ihn klarkommt. Sie stehen sich recht nahe. Ich weiß nicht, ob Julia das Ihnen gegenüber zugeben würde.“
„Vermutlich nicht“, erwiderte Maggie. „So gut kenne ich sie ja schließlich gar nicht.“
„Ach?“ Bonzado wirkte überrascht. „Dabei spricht sie ziemlich häufig von Ihnen. Ich hatte angenommen, Sie seien recht eng befreundet.“
Wenn sie dich schon als Freundin betrachtet, dachte Maggie, wer war da dann noch? Doch sie enthielt sich eines Kommentars, denn sie wusste, dass das typisch war für ihren Job. Mit wem – von Polizisten einmal abgesehen – konnte man schon einen trinken gehen, einfach nur quatschen oder auch bloß den Abend zusammen genießen, wenn man zuvor abgetrennte Menschenköpfe voller Maden aus dem schlammigen Ufer des Potomac gebuddelt hatte? Wieder hatte sie den Eindruck, als sei Racine ihr gar nicht so unähnlich. Wen außer Gwen und vielleicht noch Tully würde ich als guten Freund bezeichnen, fragte sie sich?
Sie spürte, dass Adam sie ansah. „Ist etwas? Habe ich irgendwo Mayo im Gesicht?“
„Nein, nein, alles in Ordnung. Sie sehen wunderbar aus, wirklich.“
Erst sein Lächeln brachte sie darauf, dass er mit ihr flirtete. „Was meinen Sie – was will er uns mit den Köpfen sagen?“ Sie beschloss, streng bei ihrem Fall zu bleiben. Sie war sich nicht ganz sicher, ob sie noch wusste, wie das ging mit dem Flirten.
„Wie bitte?“
„Na, der Mörder. Er geht ja ein ganz schönes Risiko ein, die Köpfe so in der Landschaft zu platzieren, dass wir sie finden. Soll das vielleicht eine Art Botschaft sein? Will er uns etwas mitteilen, uns einen Hinweis geben?“
Adam schüttelte den Kopf. „Immer im Dienst“, frotzelte er dann grinsend.
„Reine Gewohnheit.“ Sie gab sich jedoch Mühe, das nicht wie eine Entschuldigung klingen zu lassen. Sie liebte ihren Beruf. Jeder, der sie kannte, wusste das. Und irgendwie ging sie davon aus, dass auch jeder, der sie kennen zu lernen versuchte, das hinnehmen müsse.
„Etwas Persönlicheres als den Kopf gibt es nicht. Aber ob der Täter damit vielleicht etwas ausdrücken will, nun, das fällt in Ihren Fachbereich. Eins will mir allerdings nicht einleuchten“, fuhr er fort, wobei er die Hände flach vor sich auf den Campingtisch legte. „Der Kerl hat den Hals nicht einfach gerade durchtrennt.“ Er verdeutlichte seine Aussage, indem er mit dem Zeigefinger der rechten Hand eine unsichtbare Linie über die Tischplatte zog.
„Er setzt unter dem linken Ohr an, aber dann ...“ – er fuhr sich an die Kehle – „... vollendet er sein Werk keinesfalls mit dem geringsten Aufwand, sondern die Verletzung deutet darauf hin, dass er seine Waffe,
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