Die Rückkehr Des Bösen
was immer es war, wiederholt neu und aus immer anderen Winkeln angesetzt hat.“
„Und was hat das Ihrer Meinung nach zu bedeuten?“
„Da bin ich überfragt.“
„Verliert er die Kontrolle über sich? Oder ist er einfach nur ein Dilettant?“
„Beides denkbar. Allerdings zeigen die Schädel fast identische Spuren. Höchst seltsam. Sagen Sie Ihrem Kollegen mal, er soll prüfen, ob auch das dritte Opfer ähnliche Merkmale aufweist.“
„Ja, werde ich tun.“ Sie ließ sich seine Beobachtung durch den Kopf gehen und versuchte sich vorzustellen, was in dem Mörder wohl während seiner Taten vorgehen mochte.
Adam musterte sie. „Nächsten Monat findet in Washington der Landeskongress für Forensik statt. Ich werde die ganze Woche über an der Tagung teilnehmen und habe auch noch etwas am Smithsonian Institute zu tun. Wie wär’s, wenn wir mal zusammen essen gehen würden?“
Er lächelte, doch in seinen sanften braunen Augen meinte Maggie plötzlich so etwas wie Unsicherheit zu erkennen, als ob er nicht wusste, ob er mit seiner Einladung nicht ein Stück zu weit gegangen war. Noch ehe sie etwas erwidern konnte, fuhr er fort. „Ich verspreche auch, dass ich Ihre Gewohnheiten nicht kritisieren werde.“
Sie konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. „Keine Angst, mich interessieren durchaus auch andere Themen als abgetrennte Menschenköpfe.“
In diesem Moment klingelte ihr Handy. „Entschuldigen Sie mich kurz“, bat sie und klappte das Mobiltelefon auf. „Maggie O’Dell?“
„O’Dell? Gut, dass ich Sie erwische. Tut mir Leid, wenn ich am Feiertag störe.“
Das war die Stimme von Assistant Director Cunningham. Im Hintergrund hörte sie das Rascheln von Papier, und sie stellte sich vor, wie er an seinem Schreibtisch saß und Akten wälzte, den Hörer zwischen Schulter und Wange geklemmt. Feiertage kannte er nicht. Sie machte Bonzado gegenüber eine entschuldigende Handbewegung, stand auf und ging ein paar Schritte, damit sie ungestört war.
„Genau genommen bin ich heute im Dienst, Sir. Detective Racine und ich haben die Köpfe der beiden ersten Opfer nach Connecticut gebracht und sie Professor Bonzado zur Begutachtung vorgelegt.“
„Wie sicher sind Sie sich denn, dass alle drei Morde vom selben Täter begangen wurden?“
Typisch Cunningham. Er kam stets ohne Umschweife zur Sache. Sie hatte sich längst an seine emotionslose Art gewöhnt. Wieder raschelte Papier, und jetzt meinte Maggie, im Hintergrund einen Fernseher laufen zu hören. War er etwa gar nicht in seinem Büro?
„Für abschließende Aussagen ist es noch zu früh“, betonte sie, obgleich sie wusste, dass er trotzdem ihren ersten Eindruck würde hören wollen. „Alle drei Fälle weisen zahlreiche Übereinstimmungen auf. Bonzado meint, der Kerl könne vielleicht ein Beil oder eine Machete benutzen. Er scheint wie im Rausch zu metzeln, wie ein Berserker. Aber dann, bei der Beseitigung der Köpfe, geht er äußerst diszipliniert und planvoll vor. Was er mit den Rümpfen anstellt, wissen wir allerdings noch immer nicht.“
„Klingt doch gar nicht so schlecht für den Anfang. Ich ziehe Sie ja nur ungern von dem Fall ab, O’Dell, aber mir steht im Moment leider niemand sonst mit Ihrer Erfahrung zur Verfügung, zumal Tully noch im Urlaub ist. Es geht um eine Sache, die äußerst brisant ist. Die Leiche wurde bereits obduziert, könnte aber unter Umständen noch einen weiteren Tag in der Pathologie verbleiben. Bezüglich des Frauenmörders stellen Sie für Chief Henderson und Detective Racine am besten einen ersten Bericht zusammen.“
„Der wäre zwar ziemlich lückenhaft, aber natürlich, klar.“
„Gut, dannkönnten die immerhin weitermachen... Moment, bleiben Sie bitte einen Augenblick dran.“
Jetzt hörte Maggie im Hintergrund Stimmen, und Cunnigham sagte jemandem, er käme gleich. Rief er sie etwa von zu Hause aus an? Maggie konnte sich das beim besten Willen nicht vorstellen, obwohl sie wusste, dass Cunningham verheiratet war. In seinem Büro allerdings gab es nicht den geringsten Hinweis darauf, dass er auch ein Privatleben hatte, nicht einen persönlichen Gegenstand und auch keine Familienfotos. Plötzlich fiel ihr auf, dass sie selbst nach den zehn Jahren ihrer Zusammenarbeit keine Ahnung hatte, wo er eigentlich wohnte – in einem Einfamilienhäuschen am Stadtrand oder in einem schicken Apartment in einem der Nobelvororte.
„Also, ich habe Sie auf einen Flug für morgen früh gebucht“, meldete er sich
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