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Die Rückkehr Des Bösen

Die Rückkehr Des Bösen

Titel: Die Rückkehr Des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Kava
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dem Nichts kommen, unerwartet und ohne Vorwarnung. Zuweilen brachen sie mit solcher Wucht über ihn herein, dass sie ihn förmlich überwältigten. Dann wieder schlichen sie sich still und verschlagen an ... heimtückisch, hinterrücks. Sie ließen sich nicht beherrschen, so sehr er sich auch bemühte.
    Er warf einen Blick auf die Uhr in der Taskleiste. Noch fünfzehn Minuten. Eigentlich wollte er nichts weiter, als seinem erschöpften Körper Ruhe gönnen. Er war hundemüde. Das Spiel hatte ihn stets beruhigt, aber seit einiger Zeit schien es seine angestaute Wut immer seltener besänftigen zu können. Anfangs war ihm die Einladung zum Mitspielen wie ein Geschenk des Himmels erschienen, genau das, was er brauchte. Ein Ort, wo er ungehemmt seinen ganzen Zorn ausleben und seinen Feind ausmerzen durfte. Das hielt die Erinnerungen zwar nicht im Zaum, aber es leitete sie in andere Kanäle.
    Er konnte nicht mal mehr genau sagen, seit wann das Spiel ihm nicht mehr gereicht hatte, von welchem Moment an der Drang nach Erleichterung immer stärker geworden war. Wie sollte ein Spiel auch genügen, wenn das Objekt seines unbändigen Zorns nach wie vor unbehelligt auf Erden wandelte? Wie konnte man das weiter zulassen?
    Erst jetzt fiel ihm auf, dass seine Finger, seine Hände noch voller Blut waren. Er hatte die Tastatur beschmiert und seinen Schreibtisch vollgesaut. Der unerwartete Anblick ließ ihn förmlich erstarren, den Blick ungläubig auf die ausgestreckten Hände gerichtet, als gehörten sie einem anderen. Und sie gehörten ja auch jemand anderem! Jemandem, an den er sich kaum noch erinnern konnte. Es wurde zusehends schlimmer, schien sich unaufhaltsam durch Haut und Haar in jede seiner Adern zu fressen, durch sämtliche Knochen bis tief ins Mark. Das Böse, das ihn vernichten würde, wenn er nicht bald einen Weg fand, es für immer auszulöschen. Er wusste, woher dieses Unheil rührte.
    Er musste nur den Mut aufbringen, es an der Wurzel zu packen und mit Stumpf und Stil auszurotten.
    Er atmete tief durch und sah nochmals auf die Uhr. Gerade noch Zeit, sich sauber zu machen. Als er aufstand, fiel sein Blick auf den Wohnzimmertisch, von dem aus ihn der blutüberströmte Kopf anglotzte. Er ging ins Badezimmer und wusch sich die Hände.

32. KAPITEL
    Montag, 5. Juli
    Erzbischöfliches Sekretariat, Omaha
    Tommy Pakula veränderte seine Sitzhaltung, doch das machte den Stuhl auch nicht bequemer. Wie er es auch anstellte, die harten Sprossen der Rückenlehne drückten unbarmherzig in sein Kreuz. Dass man auf dem Ding zudem so niedrig saß, war Pakulas Meinung nach beabsichtigt, damit der Erzbischof von seinem Platz hinter dem klotzigen, verschnörkelten Schreibtisch aus auf ihn herabsehen konnte. Bislang hatte Armstrong seinen Gast allerdings noch nicht mit seiner Anwesenheit beglückt. Pakula war überzeugt, dass auch das einem Zweck diente – die Warterei sollte ihn einschüchtern.
    Was blieb ihm also anderes übrig, als die riesigen gerahmten Portraits seiner Amtsvorgänger zu betrachten. Pakula erkannte nur Curtiss und Sheehan, wobei er den Eindruck nicht loswurde, als wolle auch Curtiss ihn durch sein eindringliches Starren aus der Fassung bringen. Er rutschte unbehaglich auf seinem Stuhl herum und ließ den Blick weiter durch das Zimmer schweifen. Unwillkürlich kam ihm das Wort steril in den Sinn. Am liebsten wäre er mit dem Zeigefinger über die Fensterbank gefahren, vielleicht auch oben über das Bücherregal, um herauszufinden, ob irgendwelche Staubkörnchen es wagten, im Angesicht seiner Eminenz zu existieren.
    Sein Besuchhatte vor allem den Grund, Chief Ramsey ab zusichern, damit hinterher niemand sagen konnte, er habe nicht alles versucht, bevor er sich schließlich dazu durchrang, das FBI einzuschalten. Der Chief war überrascht gewesen, dass Pakula den Erzbischof nicht persönlich kannte. „Aber latscht du nicht in ,Sankt Stanislaus’ mit dem Klingelbeutel rum oder so’n Käse?“ Ramsey demonstrierte gern, dass er selbst vor geraumer Zeit schon aus der katholischen Kirche ausgetreten war.
    Tatsächlich war es so, dass ihm die Konfession längst nicht soviel bedeutete wie Cläre. Pakula hatte auch immer darauf bestanden, dass seine Töchter in dieser Hinsicht einmal ihre eigene, freie Entscheidung treffen sollten. Und so falsch konnte diese Erziehung zur Mündigkeit janicht gewesen sein, denn Angie, ihre Älteste, hatte immerhin beschlossen, in Omaha zu bleiben und sich an der Creighton University zu

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