Die Rueckkehr des Daemons
weißt, was das heißt?« Im wirklichen Leben war Birger Jacobsen nur ein kleiner Büroangestellter. Innerhalb des Kults durfte er auch hochgestellte Persönlichkeiten herumkommandieren, musste es sogar, wenn sie aus der Spur liefen. Der Mann in der Leitung war von den Worten hörbar geschockt.
»Tanaffus… darf es nie erfahren!«, stammelte er.
»Richtig! Und er wird es nie erfahren. Denn du wirst mir helfen, den Jungen festzuhalten.«
»Ich… ich verstehe nicht. Ihr wollt etwas vor dem Rüden verheimlichen?«
Auf der Bank neben ihm landete eine Taube. Ruhig zog Birger Jacobsen seinen Gürtel aus den Schlaufen. Mit einem Hieb wie ein Peitschenknall schlug er ihr den Kopf ab. Ziellos hüpfte ihr Körper davon. Er hasste Vögel.
»Der Rüde ist selbst schuld daran!«, ereiferte er sich zum Schein. »Ich hatte das Buch schon fast in den Händen, als das rote Handy klingelte. Dadurch habe ich seine Spur verloren!«
Beim Gedanken an den gekochten Hund im Chinesenimbiss erschauderte er. Widerlich! Fast konnte er den Geruch noch auf der Zunge schmecken.
»Eigentlich kann der Junge nur bei dieser Punkschlampe sein. Ich werde mein Bestes tun, um sie aufzuspüren. Aber New York ist eben groß.« Birger Jacobsen ließ das Messer des charakterlosen Mexikaners aufspringen. In zackigen Bewegungen säuberte er sich mit der Spitze das Profil seiner Schuhsohle. »Falls ich ihn nicht finde, musst du ihn morgen aufhalten. So lange, bis ich zur Stelle bin! Wir brauchen das Buch!« Er sprach die Worte hart aus. Der neb sollte keine Chance zum Widerspruch haben. Gehorsam war wichtig.
»Aber…«, stammelte der andere weiter. »Wenn Tanaffus davon erfährt…?«
»… springst du besser aus dem Fenster. Tanaffus ist das arabische Wort für Atmung , seine gefährlichste Waffe, hast du das gewusst? Ich habe gesehen, was sie anrichtet. Glaube mir, du behältst unser kleines Geheimnis besser für dich. Wenn wir das Buch erst haben, wird der Rüde nicht nach unserem kleinen Alleingang fragen!«
Der Mann ließ sich mit seiner Entscheidung keine Sekunde Zeit. »Ich werde tun, was Ihr verlangt!«
»Dann bis morgen. Ruf mich an, wenn du etwas von ihm gehört hast!« Birger Jacobsen legte grußlos auf.
44. Kapitel
Ich hatte es vergessen.
Mein Stamm erkannte mich nicht, zu lange war ich fort gewesen.
Sie warfen sich nicht vor mir auf den Boden. »Wir haben jetzt einen anderen Leithund«, keiften sie. »Und sein Name ist Der-der-das-Fleisch-bringt!«
Ein Mann kam aus seiner Hütte und das Fell reichte ihm bis zu den Füßen. »Verschwinde von hier!«, sprach Der-der-das-Fleisch-bringt. »Und verschwinde schnell, denn meine Macht ist groß!«
In der Nacht unter dem vollen Mond trafen wir uns zum Wettstreit, denn ich wollte nicht weichen. Die Trommeln schlugen, wie es Sitte ist. Ba-Bomm. Ba-Bomm . Dumpf und klagend streunten ihre Schläge durch die Savanne. Züngelten sich durch das Gras, wie efa , die braune Schlange, die Glück und den Tod bringt. Es roch nach dem verkohlten Kraut, das Kümmel heißt.
Alle Rüden waren bei den Flammen. Die Trommler rollten die Augen. Schaum stand vor ihren Mündern. Die Tänzer schwitzten. Vor Erschöpfung. Vor Hitze. Sie hatten Kohle gekaut. Die angespitzten Zähne waren schwarz. Jämmerliche Fratzen. Ich sprang auf den Stein, ich roch das Blut des Bruders und des Vaters und der Mutter.
»Morot!«, befahl Der-der-das-Fleisch-bringt. Sein Hündchen schoss vor und sprang einem Trommler an die Kehle und biss sie ihm durch. »Ich bin euer Leithund!«, rief er in die Nacht. »Denn die Wildhunde gehorchen meinem Wort!« Die Männer bejahten es.
Da schloss ich die Augen und sah in die Savanne. Mir wuchsen Haare am ganzen Körper und Krallen aus meinen Fingern. Mein Rücken wurde krumm und die Schnauze lang und mein Speichel tropfte in Fäden auf das Blut meiner Familie.
So er all das mit seinen Augen sah, lief er nicht davon. Ich sprang ihm an die Kehle und biss sie ihm durch und öffnete mit meinen Zähnen seine Brust und fraß das Herz, das warme, zuckende und seine Eingeweide.
Als ich wieder Mensch geworden, rief ich: »Ich bin euer Leithund, denn ihr gehorcht meinem Wort!« Die Männer bejahten es.
Und so war es. Für lange Zeit.
45. Kapitel
NYC , Bronx, Mittwoch, 10. Oktober 2007,
4 Uhr 20
Ein Schuss peitschte durch die Straßen, ein unheimlicher, qualvoller Schrei folgte. Sid saß aufrecht im Bett. Sein Herz schlug schmerzhaft. Neben ihm lag Rascal, noch immer tief schlafend. Sie sah
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