Die Rueckkehr des Daemons
links. Sofort ergoss sich das dickflüssige Blut in einem Schwall in die Grube. Raúl Mendoza empfing den warmen Regen mit geschlossenen Augen.
»Ich taufe dich hiermit auf den Namen Seths und seines ersten Dieners Setepenseth, der bald zurückkehrt aus der Unterwelt.«
Birger Jacobsen wurde von einem elektrisierenden Kribbeln überrannt. Jeden Tropfen spürte er auf seiner Haut, und sein Glaube an Seth wurde so groß, dass er seinen Körper zu sprengen drohte.
»Wer warst du bisher?«, donnerte der Rüde.
Mendoza schlug die Augen auf. »Ein Nichts!«
»Und wer bist du nun, da dich Seth erhoben hat?«
»Sein Diener, ein Gleicher unter Gleichen. Sein Welpe, der zu beißen lernt.«
»Und was strebst du an zu werden?«
»Ein Menschenzähmer, in Seinem Namen!«
Der Rüde hob den Kopf und blickte seine Jünger an. Birger Jacobsen glaubte, hinter der eisernen Maske ein Stück seines Gesichts erkennen zu können. Aber vielleicht täuschte er sich.
»Seht den Welpen, euren Bruder! Seine Haut ist rot wie die ägyptische Wüste. Wascht ihm das heilige Blut Jo-Seths vom Körper und schwemmt seine Sünden fort, die er als Unwissender begangen hat!«
In dem Moment, als der Rüde das Messer in seinen Gürtel steckte, begann der Esel zu wanken. Mit einem letzten Schnaufen knickten seine Beine ein, über der Grube brach er zusammen. Raúl Mendoza zuckte nicht, als das leblose Tier auf das Gitter klatschte.
»Ich bin gesalbt mit roter Salbe,
ich bin gekleidet in roten Stoff,
Mein Zepter ist von einem roten Esel
und einem Windhund.
So zieh dahin, denn du bist rein!«
Als der Rüde zu Ende gesprochen hatte, langte er in eine erhöhte Schale und rieb seine Finger mit rotem Sand ein, als wasche er sich die Hände. Dann beugte er sich über den Kadaver und strich zärtlich über die klaffende Wunde.
So sehr sich Birger Jacobsen auch anstrengte, die Formel, die sein Mund murmelte, konnte er nicht verstehen.
» Jo-Seth, tjesi tju em mutu! «, rief der Rüde abschließend und hob seine Maske eine Handbreit an. Dann drückte er seine Lippen an die Nüstern des Esels und hauchte hinein.
Die Mysten antworteten ihm einstimmig: »Erhebe dich von den Toten, wie Setepenseth es dich gelehrt hat!«
Augenblicklich schlug der Esel die Augen auf. Unsicher, mit wackeligen Beinen wie ein neugeborenes Fohlen, versuchte er aufzustehen. Der neb , der ihn hereingeführt hatte, zerrte am Strick. Endlich stand der Esel auf vier Hufen und bahnte sich seinen Weg zur Statue des Seth.
Birger Jacobsen schnaufte tief durch. Eines Tages würde auch er diese Formel benutzen können, die Tote zum Leben erweckte. Und noch viele, viele mehr. Er sah sich schon an der Position stehen, die jetzt noch der geheimnisvolle Sajjid Tanaffus einnahm. In Birger Jacobsens Tagträumen waren dessen Tage bereits gezählt.
57. Kapitel
Ich spüre deine Macht, oh Seth;
Du bist nicht vergessen.
Nicht von Menschen und nicht von den Göttern.
O Vater des Schreckens,
Oberhaupt der beiden Länder und der Unterwelt,
Herr des Roten,
Dessen Richtstätte gedeiht,
Der von Eingeweiden lebt.
Ich bin gesalbt mit roter Salbe,
Und gekleidet in roten Stoff.
Er hat von mir alles gefordert, und ich habe ihm alles gegeben.
Er hat mir Sand dargebracht,
Und meine Wunden heilten.
Dieses mein Herz soll mir nicht fortgenommen werden.
58. Kapitel
NYC , 10. Oktober 2007, 23 Uhr
Benommen wälzte sich Sid auf der weichen Unterlage hin und her. Nach einigen Minuten erkannte er endlich, wo er sich befand. Er lag auf einem Bett, in der Wohnung von Theodorakis.
Wie war er hierhergekommen? Mühsam schlug er die Augen auf, doch die Lider waren zu schwer, schwer, wie mit Bleigewichten behängt. Er musste doch weg hier! Panajotis Theodorakis, sein Patenonkel, gehörte zu den Menschen, die ihn verfolgten!
Unter Aufbietung all seiner Kraft wälzte sich Sid auf die Seite. Die Füße mussten auf den Boden und dann Schritt für Schritt zur Tür, die da hinten, meilenweit entfernt, in der Mauer gähnte. Vergeblich versuchte er, die Beine aus dem Bett zu wuchten. Sie wollten ihm nicht gehorchen. Wie ein rettender Schluck Wasser in der Wüste tauchte das silberne Herz vor ihm auf. Dick und schwer baumelte es an Rascals Hals, an ihrem schönen, zerbrechlichen Hals.
M r Wallace trat an sein Bett. »Ich habe euch heute ein Gedicht von Edgar Allan Poe mitgebracht, das besonders zu Sid passt«, verkündete er. »Poe hat es hier in New York geschrieben:«
I was a child and she was a child,
In this kingdom by the
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