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Die Rueckkehr des Daemons

Die Rueckkehr des Daemons

Titel: Die Rueckkehr des Daemons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thilo P. Lassak
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verheißenen Kanaan. (…)
    Was hat die Taufe für einen Zweck? (…) Der Gehorsam gegen den Taufbefehl, dessen Zweck wir nicht verstehen, soll ohne Zweifel in erster Linie eine Probe der Aufrichtigkeit unserer Buße und unseres Glaubens sein. (…) Was der biblischen Taufe am meisten im Wege steht, ist unser Raisonnement; wer aber Buße tut, der hört auf zu raisonnieren, er gibt Gott Recht und ist zu jeder Demütigung bereit. Und wer Glauben hat, der folgt dem Herrn aufs Wort, auch wenn er es nicht versteht. Der Zweck der Taufe wird also wohl der einer Gehorsamsprobe sein.
    Der Irrtum, als wolle Jesus unser Gewissen mit Wasser reinigen, tauchte offenbar schon zu der Apostel Zeiten auf; (…) Die Reinigung des Gewissens von der Sünde geschieht durch Blut und nur durch dieses (Hebr 9,14+22).
    Eine Schriftstudie von Franz Eugen Schlachter, Prediger in Biel, Biel 1896. Auf die wichtigen Stellen gekürzt von Sajjid Tanaffus, Cairo 1899

56. Kapitel
    NYC , 10. Oktober 2007, kurz vor Mitternacht
    Die Taufe. Der letzte Akt. Das Ablegen der alten Persönlichkeit. Die Aufnahme in die Gesellschaft der Sethgläubigen. Birger Jacobsen fieberte diesem Moment entgegen. Die Reinigung des Gewissens von der Sünde geschieht durch Blut und nur durch dieses, hieß es in der Bibel der Christen. Jedes Mal, wenn ein Neuling auf die Stufe des Welpen erhoben wurde, spürte auch er seinen Körper aufs Neue von der unbändigen Kraft Seths durchströmt. Das Glaubensbekenntnis des Welpen murmelte er im Stillen mit, wie an jenem Tag vor achtundzwanzig Jahren, als er selbst wiedergeboren wurde.
    Raúl Mendoza, zwar etwas schwach von dem Blutverlust, aber im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte, kletterte über eine hölzerne Leiter in die Taufgrube. Aus der rohen Wunde, die der Stein in seinem Mund geschlagen hatte, tropfte unablässig Blut auf den gestampften Lehmboden. Als er ganz unten war, als sein nackter Körper mit jeder Faser nach Vollendung der Aufnahmezeremonie brüllte, hoben zwei neb ein gusseisernes Gitter über die Grube.
    In diesem Moment starb der alte Raúl Mendoza, ließ sein bisheriges Leben hinter sich. Gefangen in der Unterwelt verriet das Flackern in seinen Augen abwechselnd Verstörung und Stolz. Jetzt war er weniger als nichts, in einem Schwebezustand zwischen seiner alten Persönlichkeit und seinem neuen Charakter, seinem neuen Leben als Myste des Kults.
    Die Trommeln erschallten, die braun gekleideten Welpen drängten sich um die Grube. Mit ihren Handflächen schlugen sie rhythmisch auf das gespannte Fell ein. Ba-Bomm . Ba-Bomm .
    Der Rüde wetzte sein Messer am Stein. Unaufhörlich wiederholte er singend dieselbe Formel: Jo-Seth, Jo-Seth, Jo-Seth . Als er zu der Grube schritt und sich breitbeinig über dem vor Erregung zitternden Argentinier aufbaute, öffnete sich eine Tür im Sockel der Sethfigur. An einem rohen Strick führte ein neb den Esel herein.
    Das Tier sträubte sich gegen seinen Führer, als ahne es, welche Bestimmung es erwartete. Mühsam zwang der neb ihm seinen Willen auf und zog das störrische Tier zu der Grube. Seine Hufe suchten auf dem Gitter verzweifelt einen Halt, zähflüssiger Schaum quoll ihm aus dem weit aufgerissenen Maul.
    » Jo-Seth, imi enen anch ma! «, brüllte der Rüde mit scheppernder Stimme. Er berührte das Tier mit Daumen und Zeigefinger hinter den Ohren. Sofort erstarb jede Gegenwehr. Die Trommeln verstummten. Die Augen der zweihundert Mysten waren nun auf die Grube gerichtet.
    »Noch führe ich die Taufe aus, die dich in unsere Gemeinschaft erhebt«, predigte Tanaffus. »Doch die Zeichen mehren sich schon, dass Setepenseth bald zu uns zurückkehren wird!«
    Ein Raunen ging durch die Menge. Einen solchen Satz hatten sie aus dem Mund ihres Hohepriesters noch nie gehört.
    Tanaffus hob beide Arme. »Er ist erwacht. Sein Geist weilt wieder unter uns. Mit jedem Atemzug von uns wird er stärker. Die Tage lassen sich schon zählen, bis sein Herz und sein Körper wieder vereint sind. Die Wiederauferstehung steht kurz bevor!«
    Der Rüde riss das Messer in die Höhe. Auf der blank polierten Steinklinge fing sich ein Strahl der Flammen, wie die Verheißung einer glücklichen Rückkehr des Priesters aus der ägyptischen Savanne blitzte sie für den Bruchteil einer Sekunde auf. Der Stern der Verkündigung. Dann stieß der Rüde das Messer in einer abrupten Bewegung vorwärts. Ohne abzusetzen, zog er die Klinge an der zotteligen Kehle des Esels entlang, ein gerader Schnitt, von rechts nach

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