Die Rückkehr des Drachen
und die Frauen weiß, die mit ihr gingen. Namen, Alter, Ajahs, wo sie geboren wurden. Alles, was ich in den Unterlagen finden konnte. Sogar, wie sie bei ihren Prüfungen abschnitten. Auch das, was wir über die TerAngreal wissen, die sie stahlen. Es ist nicht viel. Meistens sind es nur Beschreibungen. Ich weiß nicht, ob das eine Hilfe sein wird. Ich habe darin nichts Brauchbares finden können.«
»Vielleicht bemerkt eine von uns etwas.« Eine plötzliche Welle von Mißtrauen packte Egwene zu ihrer eigenen Überraschung. Wenn sie nichts ausgelassen hat. Die Amyrlin schien Verin nur zu trauen, weil ihr nichts anderes übrig blieb. Was, wenn Verin selbst eine Schwarze Ajah war? Sie schüttelte den Gedanken ab. Sie war den ganzen weiten Weg von der Toman-Halbinsel nach Tar Valon mit Verin gereist, und sie weigerte sich einfach, zu glauben, diese mollige Gelehrte könne ein Schattenfreund sein. »Ich vertraue Euch, Verin Sedai.« Kann ich das wirklich?
Die Aes Sedai blinzelte sie wieder an und vertrieb mit einem Kopfschütteln den Gedanken, der ihr wohl dabei gekommen war. »Diese Liste, die ich Euch gab, könnte wichtig sein, aber vielleicht ist sie auch nur Papierverschwendung. Jedenfalls ist sie nicht der einzige Grund, daß ich Euch herkommen ließ.« Sie begann, die Sachen auf dem Tisch herumzuschieben und zu einigen äußerst wackligen Haufen aufzustapeln, um etwas Platz freizumachen. »Ich hörte von Anaiya, daß Ihr eines Tages vielleicht zu den Träumern gehören körntet. Die letzte war Corianin Nedeal vor vierhundertdreiundsiebzig Jahren, und nach den Unterlagen zu schließen, verdiente sie die Bezeichnung eigentlich kaum. Es wäre sehr interessant, wenn Ihr euch so entwickelt.«
»Sie hat mich überprüft, Verin Sedai, aber sie war nicht sicher, ob irgendeiner meiner Träume etwas über die Zukunft vorhersagte.«
»Das ist nur ein Teil dessen, was einen Träumer ausmacht, Kind. Vielleicht sogar der unwichtigste Teil. Meiner Meinung nach treibt Anaiya das viel zu langsam voran. Schaut her.« Mit einem Finger zog Verin einige parallel verlaufende Linien in den Staub auf dem Tisch, wo sie die Fläche freigemacht hatte. »Das sollen Welten sein, die existieren könnten, falls manche Entscheidungen anders ausgefallen wären, falls bedeutende Wendepunkte im Muster sich geändert hätten.«
»Die Welten, die man von den Portalsteinen aus erreichen kann«, sagte Egwene, um zu beweisen, daß sie Verins Ausführungen auf dem Weg von der TomanHalbinsel hierher gelauscht hatte. Was sollte das aber damit zu tun haben, ob sie nun zu den Träumern zählte oder nicht?
»Sehr gut. Aber das Muster ist vielleicht noch viel komplizierter als dies, Kind. Das Rad verwebt unsere Leben und bildet damit das Muster eines Zeitalters, doch die Zeitalter selbst sind wiederum in das Gewebe der Zeitalter, also in das Große Muster, verwebt. Und wer weiß denn schon, ob das überhaupt auch nur der zehnte Teil all dieser Gewebe ist? Im Zeitalter der Legenden glaubten einige, daß es noch weitere Welten gibt, die aber schwerer zu erreichen sind als diejenigen hinter den Portalsteinen - kaum glaubhaft -, und daß sie so liegen.« Sie zog weitere Linien, die die anderen schnitten. Einen Augenblick lang betrachtete sie das Ergebnis. »Kette und Schuß des Gewebes. Vielleicht webt das Rad der Zeit noch ein viel größeres Muster aus ganzen Welten.« Sie richtete sich auf und klopfte sich den Staub von den Händen. »Nun ja, das ist weder hier noch dort. Auf all diesen Welten, gleich wie unterschiedlich sie sein mögen, sind ein paar Dinge die gleichen. Eines davon ist, daß in allen der Dunkle König gefangengehalten wird.«
Unwillkürlich trat Egwene näher heran und sah die von Verin gezogenen Linien genau an. »In allen? Wie kann das sein? Wollt Ihr damit sagen, daß es auf allen Welten einen Vater der Lügen gibt?« Der Gedanke an so viele Dunkle Könige ließ sie schaudern.
»Nein, Kind. Es gibt einen Schöpfer, der auf allen diesen Welten gleichzeitig existiert. Genauso gibt es auch nur einen Dunklen König, der gleichzeitig auf all diesen Welten existiert. Wenn er auf einer Welt aus dem Gefängnis befreit wird, das der Schöpfer für ihn gemacht hat, dann wird er auf allen Welten befreit. Solange er auf einer davon gefangen ist, bleibt er auf allen gefangen.«
»Das scheint mir keinen Sinn zu ergeben«, wandte Egwene ein.
»Paradox, Kind. Der Dunkle König ist die Verkörperung des Paradoxen und des Chaos, der Zerstörer von
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