Die Rückkehr des Drachen
Wendeltreppe hinunter, die sich durch die Bibliothek zog. »Heute abend? Schon? Aber ich schlafe halb, Aes Sedai, und ich bin schmutzig und... Ich dachte, ich hätte noch tagelang Zeit. Um bereit zu sein. Um mich vorzubereiten.«
»Diese besondere Stunde wartet nicht auf eine Frau«, sagte Sheriam. »Das Rad webt, wie das Rad es wünscht und wann es will. Außerdem, wie könntet Ihr euch vorbereiten? Ihr wißt bereits alles, was Ihr wissen müßt. Mehr als Eure Freundin Nynaeve damals.« Sie schubste Egwene durch eine winzige Tür am Fuß der Treppe und eilte dann mit ihr durch einen weiteren Korridor zu einer Rampe, die sich immer weiter hinunterschlängelte.
»Ich habe im Unterricht genau aufgepaßt«, protestierte Egwene, »und ich erinnere mich gut daran, aber... kann ich nicht erst einmal schlafen?« Die gewundene Rampe schien kein Ende zu nehmen.
»Die Amyrlin entschied, daß es keinen Sinn habe, damit zu warten.« Sheriam lächelte Egwene von der Seite her an. »Ihre genauen Worte waren: ›Sobald man sich entscheidet, einen Fisch auszunehmen, hat es keinen Sinn mehr, darauf zu warten, daß er verdirbt.‹ Zu dieser Zeit dürfte Elayne bereits die Torbögen durchschritten haben, und die Amyrlin will, daß auch Ihr heute abend noch hindurchschreitet. Nicht, daß ich diese Eile verstünde«, fügte sie hinzu, mehr zu sich selbst gewandt, »aber wenn die Amyrlin befiehlt, gehorchen wir.«
Egwene ließ sich schweigend die Rampe weiter hinunterziehen. Ihr Magen verkrampfte sich dabei. Nynaeve war nicht gerade gesprächig gewesen in bezug auf das, was sie erlebt hatte, als sie zur Aufgenommenen erhoben wurde. Sie hatte überhaupt nichts gesagt, nur eine Grimasse geschnitten und schließlich herausgepreßt: »Ich hasse die Aes Sedai!« Als sie endlich das Ende der Rampe und damit einen breiten Korridor erreichten, zitterte sie. Sie befanden sich weit unter der Burg im Felsengrund der Insel.
Der Korridor war kahl und schmucklos. Der blasse Fels, durch den er gehauen war, war wohl abgeschliffen worden, aber ansonsten unberührt. Es gab nur ein großes Holztor, genauso hoch und breit wie das äußere Burgtor und genauso schmucklos. Die Balken waren geschliffen und lackiert und fugenlos zusammengefügt. Die mächtigen Torflügel waren so perfekt ausbalanciert, daß Sheriam einen davon mühelos mit einer Hand öffnen konnte. Sie zog Egwene mit sich hinein in einen riesigen Saal mit Kuppeldecke.
»Nicht gerade schnell!« fauchte Elaida. Sie stand auf einer Seite mit ihrer rotgefransten Stola neben einem Tisch mit drei großen Silberschalen darauf.
Lampen auf hohen Standern beleuchteten den Raum und das, was im Mittelpunkt stand. Drei abgerundete, silberne Torbögen, gerade hoch genug, um darunter hindurchzulaufen, die auf einem dicken Silberring festgemacht waren, wo sich ihre Enden berührten. Vor jedem der Punkte, an denen die Bögen am Ring festgemacht waren, saß eine Aes Sedai auf dem blanken Felsboden. Alle drei trugen ihre Stolen. Die Grüne Schwester war Alanna, aber die Gelbe und die Weiße Schwester kannte sie nicht.
Die drei Aes Sedai waren vom Glühen Saidars umgeben und starrten unverwandt auf die Bögen. Innerhalb des silbernen Gebildes flackerte und glühte es wie eine Antwort auf. Dieses Gebilde war ein Ter'Angreal, und wofür er im Zeitalter der Legenden auch gebaut worden sein mochte, jetzt schritten Novizinnen hindurch und aus ihnen wurden Aufgenommene. Drinnen würde Egwene mit ihren eigenen Ängsten konfrontiert werden. Dreimal. Das weiße Glühen innerhalb der Bögen flackerte nun nicht mehr, sondern füllte den gesamten Innenraum gleichmäßig und durchscheinend aus.
»Beruhige dich, Elaida«, sagte Sheriam gelassen. »Wir sind bald soweit.« Sie wandte sich Egwene zu. »Man gibt den Novizinnen hier dreimal eine Chance. Ihr könnt Euch zweimal weigern, hineinzugehen, aber bei der dritten Weigerung werdet Ihr für immer aus der Burg gewiesen. So macht man das normalerweise, und Ihr habt ganz sicher das Recht, Euch zu weigern, wenn ich auch glaube, die Amyrlin wäre nicht gerade erfreut darüber.«
»Sie sollte diese Chance nicht erhalten.« Elaidas Stimme klang eisenhart, und ihr Gesicht machte auch nicht gerade einen sanfteren Eindruck. »Es ist mir gleich, welches Potential sie besitzt. Sie müßte von Rechts wegen aus der Burg gewiesen werden. Oder zumindest müßte sie die nächsten zehn Jahre über die Böden schrubben.«
Sheriam warf der Roten Schwester einen scharfen Blick zu. »Bei
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