Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Rückkehr des Drachen

Die Rückkehr des Drachen

Titel: Die Rückkehr des Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
Vom Netzwerk:
nickte und blickte noch einmal durch die Tür. Es muß funktionieren. Es ist mir jetzt gleich, ob Min mich vor ihr warnte oder nicht. Mit einem Knurren sprang er auf Faile zu und streckte die Hand nach ihr aus. Er glaubte noch, ihren Knöchel berührt zu haben, bevor er das Bewußtsein verlor. Ob dieser Traum von einer Falle ihn nach Tel'aran'rhiod geführt hatte oder nicht, war Perrin nicht klar, aber er wußte, daß es ein Wolfstraum war. Grasbewachsene Hügel mit vereinzelten Dickichten umgaben ihn. Er sah Hirsche an einer Baumgruppe äsen, und über das Gras huschte eine Herde von Tieren, die wie braungestreifte Hirsche aussahen, aber lange, gerade Hörner aufwiesen, in hohen Sätzen dahin. Ihre Witterung, die der Wind zu ihm herübertrieb, sagte ihm, daß sie gut schmecken würden. Andere Düfte zeugten davon, daß hier die Jagdgründe sehr gut waren. Das war der Traum eines Wolfs.
    Er trug die lange Lederweste eines Schmieds, wie er bemerkte. Seine Arme waren bloß. An seiner Seite hing etwas Schweres. Er berührte den Axtgürtel, aber nicht die Axt hing dort in ihrer Schlinge. Er ließ seine Finger über den glatten Kopf des Schmiedehammers gleiten. Es war ein gutes Gefühl.
    Springer erhob sich direkt vor ihm.
    Wieder kommst du wie ein Narr herbei. Der Gedanke aber zeigte das Bild eines Welpen, der ihre Nase in einen hohlen Baumstamm steckte, um den Honig aufzuschlecken, obwohl Bienen ihn in die Schnauze und in die Augen stachen. Die Gefahr ist größer denn je, Junger Bulle. Bösartige Dinge bevölkern den Traum. Die Brüder und Schwestern meiden den Steinberg, den die Zweibeiner errichtet haben. Sie fürchten sich beinahe schon davor, den anderen einen Traum zu schicken. Du mußt gehen!
    »Nein«, sagte Perrin. »Faile ist hier irgendwo und steckt in einer Falle. Ich muß sie finden, Springer. Ich muß!« Er fühlte, wie sich in ihm selbst etwas verschob, etwas änderte. Er blickte auf seine zottigen Beine und seine breiten Pfoten hinunter. Er war ein noch größerer Wolf als Springer.
    Du bist zu sehr hier! Jeder dieser Gedanken sandte nackte Angst. Du wirst sterben, Junger Bulle!
    Wenn ich den Falken nicht befreie, ist es mir gleich, Bruder.
    Dann wollen wir jagen, Bruder.
    Die Schnauzen im Wind, jagten die beiden Wölfe über die Ebene, auf der Suche nach dem Falken.
     

KAPITEL
54
     

    In den Stein
    M at war sich klar darüber, daß die Dächer von Tear in der Nacht kein geeigneter Aufenthaltsort für einen vernünftigen Mann waren. Er spähte in die Schatten, die der Mondschein zurückließ. Nur etwa fünfzig Schritt Entfernung über eine breite Straße oder einen kleinen Platz hinweg trennten das Ziegeldach, auf dem er sich befand, vom Stein. Er befand sich drei Stockwerke hoch über den Pflastersteinen. Aber seit wann bin ich ein vernünftiger Mann? Die einzigen vernünftigen Leute, die ich je kennenlernte, waren so langweilig, daß man schon vom Zusehen hätte einschlafen können. Ob nun Straße oder kleiner Platz, er war jedenfalls seit Einbruch der Nacht dort unten rund um den Stein marschiert. Nur ans Flußufer konnte man nicht gelangen, da wo der Erinin genau am Fuß der Festung entlangfloß. Ansonsten war die einzige Unterbrechung die Stadtmauer gewesen. Diese Mauer befand sich nur zwei Häuserblocks zu seiner Rechten. Wie auch immer, die Mauerkrone erschien ihm als der beste Weg zum Stein, aber es war keiner, den er mit viel Vergnügen angehen würde.
    Er nahm seinen Bauernspieß wieder in die Hand und dazu eine kleine Blechschachtel mit Drahtgriff, und dann schob er sich vorsichtig zu einem Backsteinschlot hinüber, der ein bißchen näher an der Mauerkrone aufragte. Die Rolle mit Feuerwerkskörpern, oder zumindest was die Rolle mit Feuerwerkskörpern gewesen war, bevor er sie in seinem Zimmer bearbeitet hatte, rutschte an seinem Rücken entlang. Jetzt war es eher zu einem Bündel geworden, in dem alles so eng zusammengepreßt war, wie er es nur geschafft hatte, aber eigentlich war es immer noch zu sperrig, um damit in der Dunkelheit über die Dächer zu klettern. Vor einiger Zeit war er deshalb ausgerutscht, und ein Dachziegel war klappernd über die Kante geglitten und hinuntergefallen. Das hatte wohl einen Mann in einem Zimmer darunter aufgeweckt. Er hatte ›Dieb‹ geschrien, und Mat war davongerannt. Er rückte das Bündel gedankenverloren wieder im Schatten des Schornsteins zurecht. Einen Augenblick später stellte er die Blechschachtel ab. Der Drahtgriff wurde allmählich unangenehm

Weitere Kostenlose Bücher